VON UDO BONNEKOH - zuletzt aktualisiert: 24.02.2009
(RP) Zu den Kurzschlüssen und Aussetzer beim Leverkusener 1:2 gegen den HSV kommt wachsende Abneigung gegen die neue Spielstätte in Düsseldorf.
Karneval? Nein, danke. Nach Vergnügen stand ihnen mehrheitlich nicht der Sinn. Die zweite Niederlage in der LTU-Arena ging ihnen nach, weil die Leverkusener Profis – anders als beim 2:4 gegen Stuttgart – dem Hamburger SV beim 1:2 als wahrer Herausforderer gegenübertraten. Was nun noch mehr auf der Seele brennt: Das Ausweichquartier in Düsseldorf entwickelt sich zur Belastung. "Das sind doch keine Heimspiele, wenn weit mehr als die Hälfte der vielen Zuschauer nicht deine Fans sind", sagt einer aus Bruno Labbadias Elf.
Ein Akt von Milde
Anders als das laufende Leverkusener Personal zur Arena am Rhein haben Florian Meyer, Arturo Vidal und Gonzalo Castro offenbar eine ganz spezielle Beziehung. Kürzlich in Dortmund hat der Unparteiische aus Burgdorf seinen Hang zur Mildtätigkeit gegenüber Vidal offenbart, als er den Verwarnten nach dem zweiten Foul nicht gleich ausgeschlossen hat. Eine besondere Art von Sympathie bewies Meyer nun für Bayers Mann auf der rechten Seite, indem er es bei Gelb beließ nach einer üblen Attacke von Castro auf Jansen, den zweifachen Hamburger Schützen.
Es sind auch diese Kurzschluss-Handlungen und absoluten Aussetzer, welche den angestrebten Weg nach ganz oben für die Leverkusener so beschwerlich bis aussichtslos erscheinen lassen. "In einem solchen Spitzenspiel kommt es auf Kleinigkeiten an", sagt Trainer Bruno Labbadia. Es handelte sich aber nicht um Petitessen, die Bayers Hoffnung auf den Vorstoß unter die ersten Drei des Klassements zerstörten.
So unterlief Henrique vor Hamburgs 1:0 ein Kardinalfehler, als er Guerrero wegziehen und den Pass in den Rückraum schlagen ließ. Dort narrte Jansen gleich zwei Gegner: Rolfes, der zu hastig angriff, und Manuel Friedrich, der dem Schützen nicht gleich auf den Leib rückte. Unzureichend überdies: Nachdem Friedrich vorm 1:2 im Strafraum ausgerutscht war, durfte Jansen, nicht gestört vom schwachen Tranquillo Barnetta und Castro, zum zweiten Schlag ausholen.
Negativ zudem: Die Leverkusener können ein ansprechendes Niveau nicht halten. Das gelingt erst recht nicht gegen ein Team wie den HSV, das taktisch großartig geschult ist und in der Regel extrem zielgerichtet handelt – ohne Schnörkel und Selbstdarstellung, wie sie Vidal und der im zweiten Abschnitt weitgehend abgetauchte Renato Augusto schon mal pflegen. Die Folge: Patrick Helmes und Stefan Kießling bekamen so gut wie keine Gelegenheit mehr, HSV-Torwart Rost zu beeindrucken.
Weil Castro und Henrique gesperrt sind, muss Bruno Labbadia am Samstag in Hannover das Team verändern. Und Rudi Völler, der Sportdirektor, sagt: "Wenn wir in Hannover und gegen Bochum gewinnen, sind wir wieder dabei." Zwischendurch kommen die Bayern – zum Pokal nach Düsseldorf, wo Bayer so schwer Fuß fasst.