Bundesliga - Helmes: "Uns gehört die Zukunft" Eurosport - Sa 28.Feb. 09:17:00 2009
Patrick Helmes spricht im Exklusiv-Interview mit Eurosport über seinen unglaublichen Torrekord, die Situation bei Bayer Leverkusen und seine Ziele in der deutschen Nationalmannschaft. Der 24-Jährige verrät außerdem, wie er sich als Jugendlicher sein Taschengeld mit Fußball aufgebessert hat.
Die letzte beiden Heimspiele, die in der Düsseldorfer LTU-Arena ausgetragen wurden, gingen gegen Stuttgart und Hamburg verloren. Gehört Bayer noch nicht zu den ganz Großen der Bundesliga?
Patrick Helmes: Wir haben in dieser Saison ja schon viele Punkte geholt, aber klar, im Moment fehlen uns sechs Zähler auf den HSV. Ich bin allerdings der Meinung, dass wir spielerisch mit allen Teams mithalten können, und das zählt. Wir haben die angesprochenen Partien nicht verloren, weil wir schlechter waren. Es hat die Cleverness gefehlt. Wir geben die Spiele teilweise einfach zu leicht aus der Hand.
Wenn die Leverkusener Mannschaft mehr Erfahrung hinzugewinnt, gehört dieser Bayer-Elf die Zukunft. Sehen Sie das genau so?
Helmes: Ja, ich denke schon. Viele Spieler haben noch lange Verträge hier in Leverkusen. Da kann etwas Großes entstehen in den kommenden Jahren. Wir spielen schon in dieser Saison oben mit, ob es dann in der Zukunft für ganz nach vorne reicht, wird sich zeigen.
Im Angriff harmonieren Sie hervorragend mit Ihrem Kollegen Stefan Kießling. Warum klappt das so gut?
Helmes: Ich hatte eigentlich immer Glück mit meinen Mitspielern im Sturm. Mit Stefan ist das genau so. Wir verstehen uns sehr gut. Das passt einfach, wie man unter anderem an den vielen Toren sehen kann.
Schielen Sie auch auf die Torjägerkrone der Bundesliga und was würde Ihnen das bedeuten?
Helmes: Das speziell ist mir gar nicht so wichtig, aber als Stürmer will ich natürlich möglichst viele Treffer erzielen. Momentan habe ich in der Torjägerliste zwei Tore Rückstand auf Vedad Ibisevic. Eine Verletzung, wie er sie hat, wünsche ich natürlich keinem. Jetzt ist die Chance aber da, vorbeizuziehen. Wenn es am Ende der Saison zum besten Torschützen reicht, ist das allerdings nur eine schöne Nebensache. Die Hauptsache für uns ist die Teilnahme am internationalen Geschäft.
Ihr persönlicher Torrekord liegt ja irgendwo bei 185 Toren pro Saison, aufgestellt während Ihrer Jugendzeit...
Helmes (lacht): ...ja, als Jugendspieler ist mir das gelungen. Wenn ich heute bei Bayer Leverkusen eine solche Quote schaffen würde, könnte ich morgen in den Ruhestand gehen und aufhören. Wie viele Tore es damals aber genau waren, weiß ich gar nicht mehr. Da müsste ich mal bei meiner Mutter nachfragen - die führt die Statistik.
Es heißt, Sie hätten schon damals als Jugendlicher Geld mit dem Fußball verdient.
Helmes: Stimmt, ich konnte mir Flohmarktverkäufe oder ähnliches ersparen. Pro Treffer habe ich damals fünf D-Mark bekommen. Da kam schon ein ordentliches Taschengeld für mich zusammen.
Bei Ihnen wird immer wieder die Parallele zu Lukas Podolski gezogen. Sie waren beide in Köln und schafften als Zweitligaspieler den Sprung in die Nationalelf. Während "Poldi" dann zu Bayern ging, sind Sie nach Leverkusen gewechselt. Die bessere Wahl?
Helmes: Ich weiß nicht, das kann ich nicht beurteilen. Der Vergleich mit Lukas liegt natürlich nahe, aber jeder muss für sich entscheiden. Er hat den Weg über den FC Bayern gewählt, ich bin nach Leverkusen. Für mich war das die richtige Entscheidung, denn hier kann ich mich gut weiterentwickeln. Das Umfeld im Verein mit ehemaligen Topstürmern wie Rudi Völler, Ulf Kirsten oder Bruno Labbadia ist super.
Sie sprechen Ihre Entwicklungsmöglichkeiten an. Wohin geht der Weg des Patrick Helmes?
Helmes: Seit ich im Erwachsenenbereich spiele, ist es immer stetig bergauf gegangen. Lediglich die Nichtnominierung für die EM 2008 war ein Rückschlag und bislang das Härteste, was ich als Profifußballer verarbeiten musste. Ich hoffe aber, dass es auch in Zukunft für mich positiv weitergeht.
Hatten Sie damals Verständnis für Jogi Löws Entscheidung, Sie nicht mit zur Euro zu nehmen?
Helmes: Das musste ich aktzeptieren. Der Trainer hat entschieden, und die Entscheidung fiel gegen mich aus. Es bringt nichts, dann zu meckern oder dem nachzutrauern. Das Team hat auch ohne mich ein gutes Turnier gespielt. Ich bin froh, jetzt wieder dabei zu sein.
Da muss Ihr Ziel doch nun ganz klar die WM 2010 in Südafrika sein, oder?
Helmes: Ich hoffe, dabei zu sein. Zunächst möchte ich aber mit Bayer möglichst viel erreichen, dann rückt die WM-Teilnahme mit der Nationalmannschaft in den Fokus.
Welche Bedeutung hat das für Sie, im Nationaltrikot aufzulaufen?
Helmes: Es ist für einen Sportler das Größte, für sein eigenes Land zu spielen. Das ist schon etwas ganz Besonderes, zur Nationalelf zu fahren und Länderspiele zu bestreiten. Für einen Fußballer kann es nichts Schöneres geben.
Das Interview führte Hans Finger / Eurosport