Bundesliga - Zoff unterm Bayer-Kreuz
Eurosport - Sa 28.Feb. 21:26:00 2009
Unruhe bei Bayer Leverkusen vor dem wichtigen Pokalspiel gegen Bayern München . Nach dem 0:1 in Hannover beschwerte sich Torhüter Rene Adler öffentlich über seine Vorderleute und erntete dafür selbst Kritik von Sportdirektor Rudi Völler.
Sichtbar gereizt stapfte Rudi Völler nach dem Abpfiff in Richtung Ausgang. Vor dem Verlassen des Stadions schickte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen allerdings noch ein paar Grüße an Rene Adler. "Auch ein junger, talentierter Nationaltorhüter muss sich an die eigene Nase fassen", schimpfte Völler. "Bälle festzuhalten ist das oberste Gebot", so der ehemalige Weltklassestürmer. "Als er vor ein paar Wochen mal ein paar Bälle nicht gehalten hat, hat auch keiner seiner Mitspieler was gesagt."
Was war geschehen? Wenige Minuten zuvor hatte der Bayer-Keeper seinem Ärger öffentlich Luft gemacht. "Die Mannschaft wehrt sich nicht richtig", beklagte Adler nach dem 0:1 gegen Hannover 96. In "Schönheit zu sterben" sei zu wenig, Fußball ein Kampfsport. "Wir müssen uns mal zusammensetzen", forderte der Torwart, "denn dieses Phlegma gibt es schon länger." Zunächst erntete er aber Widerspruch vom Sportdirektor.
Labbadia: "Technisch sehr unsauber"
Bayer-Trainer Bruno Labbadia mochte Adlers Aussagen nicht kommentieren, stellte indes fest: "Auf technischem Niveau sind wir sehr unsauber geworden." Pässe und Abschlüsse gelängen längst nicht mehr so wie in der Hinrunde, bemängelte Labbadia. "Wir haben uns um eine komfortable Situation gebracht", sagte der Leverkusener Coach. Durch die Niederlage in Hannover rutschte seine Mannschaft aus der Tabellenzone, die eine internationale Spielberechtigung in der kommenden Saison garantiert. Bayer ist nur noch Sechster und hat sich bei schon sieben Punkten Rückstand auf die Spitze wohl aus dem Titelrennen verabschiedet.
Hannover verdiente sich den Sieg durch eine sehr engagierte Leistung, die auch das "eine oder andere fußballerische Glanzlicht" hervorbrachte, wie Dieter Hecking, der Trainer der Hausherren, zufrieden feststellte. "Das war ein verdienter Sieg für Hannover 96", erklärten er und Labbadia unisono. Die "Roten" überzeugten mit Leidenschaft und boten trotz des indiskutablen Rasenzustands bisweilen ansehnliche Kombinationen.
Enke: Endlich wieder zu Null
Dabei wurde auf der Tribüne vor Spielbeginn gewitzelt, Hecking setze auf ein 4-6-0-System. Jan Schlaudraff, ein vielseitiger Offensivakteur, aber kein klassischer Stürmer, agierte in vorderster Spitze. Jacek Krzynowek und Jiri Stajner flankierten ihn auf den Außenpositionen. Mit Mikael Forssell saß der einzige etatmäßige Angreifer des Kaders bis zur 90. Minute auf der Bank.
Dennoch tauchte 96 wiederholt gefährlich vor dem Tor auf. Schlaudraff bot eine grandiose Vorstellung, war der Mann des Nachmittags. "Wir hatten klar die besseren Chancen und haben verdient gewonnen", sagte Hannovers Nummer 13. Nach einem perfekt vorgetragenen Konter legte Schlaudraff in der 23. Minute den Ball zu Bruggink, der flach ins Tor schoss. "Ich sehe mich jetzt definitiv der Startelf", verkündete der Vorbereiter selbstbewusst. Seit November hatte Schlaudraff nicht mehr von Beginn an gespielt. Sowohl für Hannover als auch für Leverkusen heißt der kommende Gegner Bayern München, Schlaudraffs Ex-Klub. Unter der Woche trifft Bayer in der Ausweich-Heimat Düsseldorf auf die Süddeutschen im DFB-Pokal. 96 reist am nächsten Sonnabend nach München.
Im Duell der Nationalkeeper machte Hannovers Robert Enke die bessere Figur, rettete bravourös gegen Stefan Kießling (32.) und Arturo Vidal (83.). "Es ist schön für Robert, der jede Woche überragend hält, dass wir zu Null gespielt haben", sagte Torschütze Bruggink. Zuletzt hatte 96 dreimal in Folge je drei Gegentore kassiert. Durch die wichtigen drei Zähler habe "die Mannschaft gezeigt, dass Dieter Hecking ihr Trainer und ein guter Trainer ist", betonte 96-Präsident Martin Kind.
Aus Hannover berichtet Alexander Marner / Eurosport
Quelle: http://de.eurosport.yahoo.com/…f-unterm-bayer-kreuz.html