Hannover spielt beim 1:0 gegen Leverkusen für Trainer Hecking – Bayer dagegen beweist, dass der Titelgewinn ein Traum bleiben dürfte.
Mitunter sind es die kleinen Dinge die große Wirkung entfachen. Bei Hannover 96 genügte es offensichtlich, dass Trainer Dieter Hecking auf der Fahrt zum Heimspiel gegen Bayer Leverkusen noch eine Motivations-DVD mit den Toren der jüngeren Vergangenheit zeigte, um seine Spieler zu animieren. „Das hat richtig gut getan“, gestand Verteidiger Christian Schulz, „wir haben von der ersten Minute an uns geglaubt.“ Die kämpferisch stärkere Mannschaft gewann auf dem ramponierten Rasen verdient mit 1:0.
Für den Sieg reichte ein Tor, das einem der wenigen spielerischen Höhepunkte entsprang: Eine Traumkombination über Jacek Krzynowek und den überragenden Jan Schlaudraff schloss Arnold Bruggink erfolgreich ab. Vor nur 32 337 Zuschauern verdienten sich die Niedersachsen durch die größere Hingabe den Sieg, der vor allem Hecking aus der Schusslinie nimmt. „Der Trainer stand ohnehin nie zur Disposition“, tat Präsident Martin Kind später grinsend kund, während Hecking selbst die Debatte um seine Position genervt hatte. „Die Mannschaft spielt nicht für oder gegen mich; sie spielt für Hannover 96“, sagte er. Sie traf aber auch zu einem günstigen Moment auf ein eigentlich besser besetztes Bayer-Ensemble, aus dem nur Renato Augusto sein Potenzial voll abrief. Abgesehen von zwei Chancen durch Stefan Kießling und Arturo Vidal, die Robert Enke bravourös vereitelte, brachte Leverkusen viel zu wenig zustande. Nationaltorwart René Adler setzte deshalb direkt nach dem Spiel zur Generalschelte an. Im Grunde sei es immer dasselbe Phlegma, das Bayer behindere. „Immer wenn es nicht läuft, wehren wir uns zu wenig. Fußball ist ein Kampfsport – das müssen wir begreifen“, sagte der 24-jährige Nationaltorwart. Harte Worte, die bei seinem Sportchef Rudi Völler nicht gut ankamen. „René soll die Bälle festhalten – das ist oberstes Gebot. Dann kann man mit Kritik anfangen“, sagte Völler.
Es herrscht also dicke Luft in Leverkusen, was auch dadurch dokumentiert wurde, dass sich Trainer Bruno Labbadia und Kapitän Simon Rolfes gleich zu einem Krisengespräch verzogen. Die flinke Aufarbeitung der vielen Mängel dieses talentierten, aber wankelmütigen Kaders tut tatsächlich Not: Am Mittwoch geht es im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München. Der Rekordmeister ist übrigens auch nächster Gegner von Hannover 96 – nächsten Samstag in der Bundesliga.
(Erschienen im gedruckten [url=http://www.tagesspiegel.de/sport/Fussball-Bundesliga-Hannover-96-Bayer-Leverkusen;art133,2741326]Tagesspiegel[/url] vom 01.03.2009)