VON UDO BONNEKOH -
zuletzt aktualisiert: 04.03.2009 - 22:40
Düsseldorf (RPO). Das ist doch schon spannend genug, wenn sich zwei Trainer treffen, die zuletzt nicht so sehr von der Sonne des Erfolgs beschienen und gewärmt worden sind. Es ist ein bisschen kühl geworden in der Umgebung von Bruno Labbadia, dem strebsamen Leverkusen Novizen in der Eliteklasse, nach einem mauen Ertrag in den jüngsten neun Bundesliga-Begegnungen.
Und um den Neu-Bayern Jürgen Klinsmann, der Probleme gern wegzulächeln versucht, ist es gar frostig, weil die Münchner Oberen eiskalt auf die Gewinn- und Verlustrechnung eines erfolgsgewohnten Unternehmens mit teuren Angestellten schauen. Für Labbadia hat sich gestern Abend ein erheblicher Klimawechsel vollzogen, denn die Leverkusener stehen nach ihrem 4:2 gegen die Bayern im Halbfinale des nationalen Pokals nach einem in der der zweiten Hälfte begeisternd dichten Spiel.
Für die Leverkusener ist es eine Herkulesaufgabe gewesen, in doppelter Hinsicht. Die Bayern sind schließlich auch nach schwächeren Darbietungen zu jeder Überraschung fähig. Außerdem hatte Bayer damit zu kämpfen, zumindest die Hälfte des Publikums in der proppenvollen Düsseldorfer Arena für sich zu mobilisieren. Die Anhängerschaft der Bajuwaren ist schließlich auch in Nordrhein-Westfalen stark. Das Team von Bruno Labbadia begab sich flott ans Werk wie neulich in der Meisterschaft in Hoffenheim.
Da gelangen ein paar entzückende Passagen wie gestern auch mit Renato Augusto etwa oder Arturo Vidal und Tranquillo Barnetta. Und dass Patrick Helmes Zuschauer begeistern kann, zeigte er mit ein paar bekannten Schnellschüssen. Nur: Das Kardinalproblem ist es stets, herrliche Sequenzen in aller Entschlossenheit zu vollenden.
Die Bayern, die gegenwärtig in ihrer Lage nicht auf dicke Hose machen können, besinnen sich wieder auf alte Formeln: Aus disziplinierter Abwehr wollten sie auf den entscheidenden Moment hinspielen, auch ohne Luca Toni. Kontrolle hieß das Motto, das vor allem van Bommel, Zé Roberto und Ottl schmucklos zu verfolgen versuchten. Dass es dabei kaum zu Chancen reichte, schienen die Bayern verschmerzen zu können.
Und sie schienen sogar das Risiko einer Verlängerung in Kauf nehmen zu wollen, zumal da sich Miro Klose als einziger Stoßstürmer schwer tat und Franck Ribéry bei Gonzalo Castro auf erheblichen Widerstand stieß. Tim Borowski trat als Mann hinter der Spitze lange Zeit überhaupt nicht in Erscheinung.
Die Münchner aber mussten sich zwangläufig öffnen, nachdem die Leverkusener einen ihrer vielen Angriffe in Präzision abschlossen: Barnetta nahm den Ball nach einem Pass des energisch vorgestoßenen Innenverteidigers Lukas Sinkiewicz auf und überwand Michael Rensing mit einem genauen Schuss dicht neben den rechten Pfosten.
Und noch ehe sich die Bayern zu sortieren begannen, einen Personalwechsel vornahmen (Schweinsteiger für Borowski) schienen sie bereits geschlagen, weil Vidal und Helmes fein nachlegten und Bayers Schlussmann Adler zwischendurch noch einen Kopfball von Klose prächtig abgewehrt hatte.
Die Stimmung im Stadion schien absolut zugunsten der Leverkusener umzuschlagen, ehe sich die „alten” Bayern offenbarten: erst das 1:3 von Lucio nach schwerem Patzer von Adler, schließlich das 2:3 von Klose im Handumdrehen. Erst Stefan Kießlings Konter in der Nachspielzeit beendete das große Zittern.
Quelle: RP-Online