2:4 im Pokal-Viertelfinale bei Bayer Leverkusen: Die erste Titelhoffnung des FC Bayern ist dahin. Bayer spielt, wie es die Bayern gern würden.
Von Philipp Kreutzer, Düsseldorf
Er kämpfte um ein freundliches Lächeln, doch seine Mundwinkel machten immer wieder auf halbem Weg nach oben halt. Jürgen Klinsmann hätte auch in Düsseldorf vor versammelter Journalistenschar gern den Sunnyboy gegeben. Stattdessen aber gestand er während des Verhörs namens Pressekonferenz kleinlaut ein: "Es schmerzt." Nichts hätte das besser verdeutlichen können als dieser gequälte Gesichtsausdruck. 2:4 hatte seine Mannschaft gerade verloren und ist gegen Leverkusen aus dem DFB-Pokal ausgeschieden.
Mit Kritik muss der Bayern-Trainer seit seinem Dienstantritt im Sommer leben, er hat auch die zuletzt lauter werdenden Vorwürfe nach dem schlechten Rückrundenstart in der Bundesliga wegzulächeln versucht. Seit Mittwochabend aber spürt Klinsmann, dass es nun deutlich enger für ihn werden könnte. Als er aus dem Stadion zum bereitstehenden Bus lief, erwarteten ihn dort lautstarke "Klinsmann-raus"-Rufe der Fans. Die Anhänger sind verunsichert und genervt, weil die Bayern mittlerweile nur noch in der Champions League überzeugen. Das Aus des Titelverteidigers im Pokal-Viertelfinale markiert mehr als nur das Verfehlen eines Saisonziels.
In Düsseldorf war Klinsmanns Mannschaft ohne die verletzten Philipp Lahm und Luca Toni so weit wie wohl noch nie in dieser Saison vom Anspruch des Trainers entfernt, Dominanz auszuüben und den Gegner zu kontrollieren. "Wir haben verdient verloren, denn wir haben den Ball nicht schnell genug laufen lassen und das Spiel nicht verlagert", analysierte der Coach.
Er konstatierte aber noch ein anderes, grundsätzliches Problem: "Es fehlt die Konstanz." Zu Leistungen wie in der Woche zuvor beim 5:0 bei Sporting Lissabon oder beim 2:0-Bundesliga-Sieg in Leverkusen Ende November sei die Mannschaft in der gewünschten Regelmäßigkeit einfach nicht imstande. Ob er deshalb in seiner Arbeit Konsequenzen ziehen werde, wurde Klinsmann gefragt. Seine eher ausweichende Antwort: "Man lernt immer dazu, aber das heißt nicht, dass man den Stil ändern muss."
Wie der Trainer ("Es ist schwer, auf allen drei Hochzeiten dominant zu tanzen") verzichtete diesmal auch Uli Hoeneß auf eine allzu harte Spielerschelte - was nach dieser Vorstellung durchaus als Beleg dafür gewertet werden kann, für wie ernst der Bayern-Manager die Situation erachtet. Ein wenig deutlicher als Klinsmann wurde Hoeneß gleichwohl. "Individuelle Fehler in der Abwehr" kritisierte er, außerdem: "Die Reaktion der Mannschaft nach dem 0:3 war okay, aber diese Begeisterung hätte ich mir von Beginn an gewünscht."
Ausschlaggebend für das Ausscheiden sei aber nicht nur das enttäuschende Auftreten der Bayern. "Man darf die Leistung der Leverkusener nicht kleinmachen", mahnte Hamit Altintop, der anstelle des zuletzt formschwachen Bastian Schweinsteiger in die Anfangsformation gerückt war, "die waren einfach hungrig, die waren einfach geiler drauf." (SZ)