* Quelle: http://www.merkur-online.de/sp…t-bayern-pokal-92811.html
DFB-Pokal
K.o. um fünf vor Zwölf
Düsseldorf - Bayer Leverkusen hat seinen Bayern-Fluch besiegt und in einem am Ende dramatischen Pokal-Fight die erste Titelhoffnung der kriselnden Münchner in dieser Saison zerstört.
Der Leverkusener Patrick Helmes (m.) erzielt das zwischenzeitliche 3:0. Ze Roberto kann nicht mehr eingreifen.
Der Leverkusener Patrick Helmes (m.) erzielt das zwischenzeitliche 3:0. Ze Roberto kann nicht mehr eingreifen.
In Bayern, so heißt es, laufen die Uhren anders. Das mag sein, aber gewisse Formulierungen verlieren deshalb auch im Freistaat noch lange nicht an Sprengkraft. Es sei "fünf vor Zwölf" hatte Jürgen Klinsmann vor dem Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen gesagt. Man erinnerte sich an Felix Magath, der im Februar 2007 ebenfalls mal gesagt hat, es sei "fünf vor Zwölf" - einige Tage später war er seinen Job als Bayern-Coach los. Das Spiel gestern Abend verschärfte die Lage. Nach dem 2:4 (0:0) gegen Leverkusen verpasste der Titelverteidiger den Sprung ins Halbfinale des DFB-Pokals. Nach 70 Minuten stand es 0:3, nur ein Zwischenspurt verhinderte den Begleitbegriff Blamage. Fakt ist am Ende: Ein K.o. um fünf vor Zwölf.
Die Offensive der Münchner hatte zuletzt viele Wünsche offen gelassen, Klinsmann reagierte auf die Ideenarmut und verordnete Bastian Schweinsteiger eine Pause. Für ihn rückte A‹ndreas Ottl in die Startelf. Der ist eher Zerstörer denn Kreativkraft, allerdings wollte Uli Hoeneß in diese Umstellung keinen Systemwechsel hineininterpretieren. "Ich finde nicht, dass wir damit defensiver ausgerichtet sind. Ottl hat schon länger eine Chance verdient gehabt", so der Manager, "wir müssen die Spieler bei Laune halten - sonst kommt ja immer Unruhe rein." Womit immerhin schon zugegeben war, dass in München derzeit Ruhemomente rar sind.
Den Bayern war Verunsicherung anzumerken. Die Leverkusener kombinierten anfangs munter, und nach 15 Minuten war es allein Michael Rensing zu verdanken, dass die Platzherren aus ihrer Startoffensive kein Kapital schlagen konnten. Patrick Helmes prüfte ihn einmal mit einem Schuss in den Winkel und ein weiteres Mal mit einem Flachschuss aus kurzer Distanz - beide Male reagierte der Torwart glänzend.
Beim Versuch, sich aus der Umklammerung der Leverkusener zu befreien, taten sich die Münchner schwer. Miroslav Klose rieb sich als Alleinunterhalter an vorderster Front auf. Hamit Altintop wirkte fahrig, Tim Borowski sah man gar nicht, und auch Franck Ribery konnte sich seinem ambitionierten Bewacher Renato Augusto kaum entziehen. Mark van Bommel wehrte sich nach Kräften, doch ohne Zé Roberto an seiner Seite fehlt der Zentrale der nötige Glamour-Faktor. "Es ist eine Freude, zu sehen, wie phantastisch Zé hinten verteidigt", sagt Klinsmann. Damit hat er Recht. Dass der Brasilianer dafür vorne fehlt, stimmt aber auch. Ein Drehschuss von Altintop, den Rene Adler parierte - mehr gab es in Hälfte eins nicht.
Hinten anfällig, vorne konzeptlos - die Quittung gab es nach 54 Minuten. Borowski hatte gegen Sinkiewicz das Nachsehen, Barnetta tanzte Lucio aus und ließ Rensing keine Chance - das 1:0, es war längst überfällig gewesen. Doch damit gab sich Bruno Labbadias Team noch längst nicht zufrieden. Schon fünf Minuten später war Rensing ein zweites Mal bezwungen. Nach einer Ecke durfte Vidal einköpfen - van Bommel und Lucio ließen ihn gewähren.
Klinsmann brachte Schweinsteiger für Borowski, der grußlos in die Kabine verschwand, und Lukas Podolski für Ottl, doch statt Aufbäumen kam das 0:3. Helmes nutzte einen Patzer von Oddo. Als die Zeichen auf Blamage standen, reagierten die Bayern endlich. Lucio ließ zwei Minuten nach dem Rückschlag das 1:3 folgen, Klose verkürzte den Abstand auf 2:3 (74.). Die Münchner warfen alles nach vorn, sie kämpften, sie spielten, sie riefen endlich alles ab, was sie eigentlich auf dem Kasten haben. Doch am Ende sorgte Kießling in der Nachspielzeit für das 4:2 und die Entscheidung. Die Bayern hatten sich spät aufgebäumt - zu spät. Und die Uhr ließ sich nicht zurückdrehen, um noch einmal von vorn zu beginnen.
Michael Nadler
Leverkusen - FC Bayern 4:2
Leverkusen: Adler 4 - Castro 3, Sinkiewicz 2, Henrique 3, Kadlec 3 - Rolfes 4 - Renato Augusto 1, Vidal 2, Barnetta 2 - Helmes 2, Kießling 2.
Bayern: Rensing 3 - Oddo 5 (83. van Buyten 0), Lucio 3, Demichelis 4, Ze Roberto 4 - Altintop 4, van Bommel 3, Ottl 5 (62. Podolski 0), Borowski 6 (62. Schweinsteiger 0) - Ribery 4 - Klose 3.
SR: Meyer (Burgdorf) 2.
Tore: 1:0 Barnetta (54.), 2:0 Vidal (60.), 3:0 Helmes (70.), 3:1 Lucio (72.), 3:2 Klose (74.), 4:2 Kießling (90.+2).
Zuschauer: 50 500 (ausv.).
Gelb: Ottl.
Quelle: http://www.merkur-online.de/sp…t-bayern-pokal-92811.html