sport1.de 08.03.2009
Die alte Leier bei Bayer
Wieder kein Befreiungsschlag für Leverkusen: Völler bemängelt fehlende Kaltblütigkeit und Balance. Das Problem ist nicht nur der Sturm. Nur ein Sieg steht in der Rückrunde für Bayer zu Buche
Von Dustin Werk
München - Es war es mal wieder typisch Bayer: Einer Gala-Vorstellung liße die junge Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia ein Spiel mit enttäuschendem Ausgang folgen. So auch beim 1:1 (0:1) gegen den VfL Bochum.
Wieder mal scheiterte die Werkself daran, eine überragende Leistung ins nächste Spiel zu transportieren.
Kurzum: Vier Tage nach dem 4:2 im DFB-Pokal gegen den FC Bayen landete Leverkusen ganz hart im Liga-Alltag.
Dabei ließ die Mannschaft Riesenmöglichkeiten fahrlässig liegen. Eine Mannschaft mit dem Anspruch europäisch spielen zu wollen, hätte zumindest eine nutzen müssen.
Balance noch nicht gefunden
Kein Wunder, dass die Bayer-Verantwortlichen am Ende wenig amüsiert waren. "Wir müssen auch einfach mal einen Arbeitssieg einfahren", motzte Sportdirektor Rudi Völler.
Stattdessen bot Bayer die alte Leier. Beispiel: Erst am 20. Spieltag zauberte man in Hoffenheim 1899 mit 4:1 weg. Eine Woche später nur hatte Leverkusen zu Hause gegen Hamburg trotz guter Leistung mit 1:2 das Nachsehen.
Hauptgrund dafür: Patrick Helmes und Co. verpatzten das Gros ihrer Tormöglichkeiten. Stürmen kann Leverkusen - allein die Ausbeute ist ungenügend. Zudem lässt Bayer dabei Torwart Rene Adler im Stich. Seit zwölf Spielen konnte die Defensive den Kasten nicht mehr sauber halten.
Wieder ein Rückstand
Die junge Mannschaft hat ihre Balance schlicht noch nicht gefunden. Zu oft attackiert Leverkusen, um dann doch mit 0:1 in Rückstand zu geraten. Und das daheim bereits zum sechsten Mal.
Dass mit Bochum in der LTU-Arena nun eine Mannschaft zu Gast war, die mit elf Punkten bereits genauso viele Punkte sammelte wie in der gesamten Hinrunde, wollten die Leverkusener keineswegs als Ausrede heranziehen.
"Wir sind nicht kaltblütig genug", sagt Völler. "Es ist eine Sache, sich viele Chance herauszuspielen, aber man muss auch das 2:1 machen."
Nur fünf Punkte in der Rückrunde
Möglichkeiten dazu hatten sie auf jeden Fall genug. 30 Torschüsse ließen die Leverkusener los. "Bochum spielt gegen den Abstieg. Da müssen wir das Spiel gewinnen. Das ist eine gefühlte Niederlage", gestand auch Lukasz Sinkiewicz.
Im Kampf um einen UEFA-Cup wird es nun womöglich eng: Erst fünf Punkte sprangen in der Rückrunde heraus. Darunter war auch das 0:1 in Hannover, eines der schlechtesten Spiele unter der Ägide von Labbadia.
Der Trainer hat Platz fünf dennoch klar im Visier: "Wir haben noch die Möglichkeiten auf den UEFA-Cup. Von der Einstellung her kann ich meinen Spielern keinen Vorwurf machen."
Vidal fällt aus
Auf gut folgt schlecht - und umgekehrt: Wenn's nach dem Gesetz der Serie geht, sollte in der nächsten Woche bei Spitzenreiter Hertha BSC Berlin wieder ein Leverkusener Glanzauftritt folgen.
Im Olympiastadion muss Labbadia allerdings ohne Regisseur Arturo Vidal auskommen. In einem Zweikampf erlitt sich der Chilene einen Bruch der Augenwand und eine leichte Gehirnerschütterung. Er wird vermutlich vier Wochen fehlen
Vielleicht kommt es Leverkusen jedoch gelegen, in der Hauptstadt nicht als Favorit aufzulaufen. "Wir sind immer in der Lage zu punkten. In Berlin können wir gewinnen", sagte Völler.
Es würde passen zu Bayers Achterbahn-Saison passen.