Bayer lässt die Ziele unverändert
Von Frank Nägele, 09.03.09, 23:17h
Trotz der Negativserie in der Liga schaut Leverkusen auf den fünften Tabellenplatz. Die nachlässige Chancenverwertung der Werkself nimmt allerdings Dimensionen an, die dieses Minimal-Saisonziel ernsthaft gefährden.
DÜSSELDORF - Bevor wieder einer seiner Spieler etwas Falsches sagen konnte, schritt Rudi Völler vor die Kameras und stellte einige grundsätzliche Dinge klar. Gut, ein weiteres enttäuschendes Ergebnis in der Bundesliga. Aber mit der Leistung der Mannschaft hatte es nichts zu tun. „Wir schießen 30 mal aufs Tor, so oft wie nie, wir haben Riesenchancen, aber wir nutzen keine. Das werfe ich der Mannschaft vor, sonst nichts.“ Das war die Einfacherklärung nach dem Leverkusener 1:1 gegen Bochum. Sie wäre schlüssig und zufriedenstellend ohne die Geschichte der Verschwendung, die Bayer 04 in dieser Saison geschrieben hat wie kein anderes Team. Inzwischen hat diese Nachlässigkeit eine Dimension angenommen, die ernsthaft das Saisonziel in der Bundesliga gefährdet. Einen Platz unter den ersten Fünf, zumindest Sechs.
Dieser Gedanke schmerzt alle. „Wir haben noch elf Spiele, unser Ziel bleibt der Uefa-Pokal“, erklärte Völler unnachgiebig. Die Frage ist nur, welcher Eingang für die Werkself der realistische ist. Im DFB-Pokal könnte es bereits der Sieg im Halbfinale über Mainz sein, falls der Finalgegner unter den ersten Fünf der Liga steht, was bedeutet, dass beide Endspielteilnehmer schon vor Beginn des Finales im Uefa-Pokal stehen. Aber diese Fantasie wird nur dann realistisch, wenn der Hamburger SV im zweiten Finale Bremen schlägt, denn Werder ist bereits 13 Punkte von Platz fünf entfernt.
Bruno Labbadia mag von all dem nichts hören. Er will den Erfolg in der Liga, der in den letzten zehn Spielen irgendwo zwischen Anspruch, Selbstzufriedenheit und Realität verloren ging. Am 16. November, nach dem 13. Spieltag, hatte Bayer 04 als Spitzenreiter 28 Punkte auf dem Konto. Es folgten zehn Spiele mit zwei Siegen, drei Unentschieden, fünf Niederlagen. 0,9 Punkte pro Spiel im Durchschnitt. „Wir haben die Qualität, Spiele zu gewinnen, uns fehlen jedoch die Arbeitssiege“, klagt Rudi Völler. Die Fähigkeit zum Arbeitssieg ist aber die wichtigste Qualität, die ein Team mit höheren Ansprüchen in der Liga haben muss. Und diese Qualität fehlt Bayer 04 ganz und gar.
Immerhin gab es am Montag noch eine gute Nachricht. Der mit Gehirnerschütterung und Bruch der rechten Augenwand ausgewechselte Arturo Vidal muss nicht operiert werden. Vier Wochen Pause sind dennoch unvermeidlich.