Das große Warten
VON TOBIAS KRELL - zuletzt aktualisiert: 11.03.2009 Leverkusen
(RP) "Big Lift", großes Heben also, war die Schließung des Dachringes der BayArena im Osten überschrieben. Doch um einen Blick auf die schwebenden Elemente zu erhaschen, brauchten die Zaungäste zunächst einmal viel Geduld.
Das Wetter sorgte am Dienstagvormittag für einige Verzögerung beim östlichen Lückenschluss des Dachrings für die BayArena. Ehe sich die tonnenschweren Raupenkräne auf dem Parkplatz gegenüber des Stadions in Bewegung setzen konnten, mussten die Bauarbeiter ihnen zunächst den Weg bereiten. Gute drei Stunden lang schütteten sie auf dem weichen Untergrund Schotter an und legten schwere Holzplanken aus. "Das ist nötig, damit die Kräne nicht einsinken", sagte BayArena-Sprecher Nico Hartmann.
Äußerst gelassen reagierte einer der Hauptfiguren des Tages auf die nicht eingeplante Verzögerung. "Das ist kein Problem. Es gibt eigentlich keine Baustelle, bei der alles reibungslos abläuft", sagte der erfahrene Industriekletterer Tom Knöfel. Er war für einen Teil der Montage der drei Ringelemente zuständig, die zu einem 13 Meter hohen und zwischen 73 (oben) und 54 Meter langen und rund 190 Tonnen schweren Teilstück zusammengesetzt und an ihren Bestimmungsort in luftiger Höhe gehievt wurden.
Die "Big Lifts"sollen nun im Wochenrhythmus stattfinden – jeweils dienstags. Der südliche Lückenschluss ist für den 17. März geplant. Der Westen folgt am 24. und der Norden am 28. März.
"Die Arbeit an sich ist nicht ungewöhnlich, wohl aber die Größe der gesamten Baustelle. Mit imposanten Sportstätten kennen wir uns aus. Unter anderem haben wir etwa in München am Bau des Olympia-Domes und der Allianz-Arena mitgewirkt", verrät der Mitarbeiter der Firma "Membranteam". Das Unternehmen ist nicht nur für die Lückenschlüsse an den vier Ecken zuständig, sondern auch für den Einbau des Membrandaches. "Das ist unser Kerngeschäft", sagte Knöfel.
Das Wetter konnte ihn wie die verrinnende Zeit nicht groß beeindrucken. "Ich bin vorbereitet und dementsprechend dick angezogen", verriet er. Auch viele Zaungäste – manche waren morgens bereits da und blieben bis in den späten Abend – hatten sich vorbereitet. Gehüllt in dicke Jacken und geschützt durch Regenschirme verfolgten sie vom Vorplatz der Smidt-Arena oder von der Dhünnbrücke aus das Spektakel.
Gleich zweimal kam eine Klasse der Geschwister-Scholl-Schule. Die angehenden Kraftfahrzeug- und Metalltechniker erschien zunächst morgens und ließen sich von ihren Lehrern die Kräne erklären. "Wir haben gerade Praxisunterricht. Noch tut sich hier nicht viel. Deshalb werden wir noch einmal in die Schule gehen und nachmittags wiederkommen", sagte Thomas Schnauder. Der Berufsschullehrer begrüßte ausdrücklich die Möglichkeit, die Nähe zur Baustelle ausnutzen zu können.
Das machte auch Reiner Morsch. Der Anwohner wollte sich "das Monstrum" einmal aus der Nähe besehen. Obschon durch eine Schirmmütze als Fan der Werkself zu identifizieren, äußerte er sich eher kritisch zum Umbau des Stadions. Die dennoch vorhandene Faszination für den "Big Lift" konnte er nicht verbergen.