Anders in den drei Spielzeiten zuvor, als es jeweils Siege gab, war der Ausflug zu Hertha BSC in dieser Saison keine Reise wert. Beim Spitzenreiter unterlag Bayer 04 durch ein Tor des Ex-Leverkuseners Andrey Voronin unglücklich mit 0:1 (0:0).
Die 58.753 Zuschauer im Berliner Olympiastadion bekamen das geboten, was sie von den Gastgebern erwarten konnten. Extrem gut organisiert und vorsichtig in der Vorwärtsbewegung präsentierte sich Hertha BSC. Auch Bruno Labbadia hatte sich mit seiner Mannschaft vorgenommen, "erst einmal kompakt zu stehen und die Ordnung in der Rückwärtsbewegung schnell zu finden." Deshalb bekam auch Pirmin Schwegler für den verletzten Arturo Vidal eine Chance von Anfang an.
Die Rezepte beider Teams gingen auf und so ergaben sich in der ersten Halbzeit fast keine Chancen aus dem Spiel heraus. Simon Rolfes prüfte in der 11. Minute einmal mit einem 17-Meter-Schuss Jaroslav Drobny. Nach 21 Minuten hätte der Spitzenreiter aber schon eher in Zugzwang geraten können. Nach einer Ecke von Tranquillo Barnetta von links legte Rolfes den Ball per Kopf in die Mitte. Dort klärte Berlins Verteidiger Rodnei mit der Hand. Schiedsrichter Babak Rafati hatte die Aktion allerdings nicht gesehen und ließ weiterlaufen.
Kießling verpasst knapp
So konnte die Hertha ihr Programm weiter abspulen. Lange Bälle auf Voronin oder Standards des Ukrainers blieben das einzige Rezept des Tabellenführers. Das hätte nach 26 Minuten fast zum Erfolg geführt, aber ein Rodnei-Kopfball nach Voronin-Freistoß ging am Tor vorbei. Auf der anderen Seite verpasste auch Stefan Kießling nach einer Ecke mit dem Kopf knapp. Kurz vor dem Halbzeitpfiff hatte dann Renato Augusto den genialen Pass im Fuß, lupfte auf Schwegler. Doch dessen Kopfballablage Richtung Patrick Helmes angelte sich Drobny.
So ging es torlos aber mit leichten Vorteilen für Bayer 04 in die Pause. "Leverkusen war in der ersten Halbzeit besser", meinte auch Hertha-Trainer Lucien Favre. Aber es war klar, dass bei gleich bleibendem Spielverlauf eine Aktion die Partie entscheiden könnte. Die kam dann schon in der 50. Minute. Bei einem der wenigen schnellen Hertha-Angriffe legte Maximilian Nicu für Voronin durch. Rene Adler parierte glänzend im kurzen Eck gegen den Hertha-Stürmer, doch der hatte das Glück des Torjägers, bekam den Ball an die Schulter und von da trudelte das Leder in die Maschen. 1:0 für Hertha und damit wurde es für die Werkself noch schwieriger.
Alles hilft nichts
Denn die Gastgeber zogen sich weit zurück, hatten selbst bei Ballverlust immer genügend Spieler hinter dem Ball und spielten bei Balleroberung nicht mit Zug nach vorne. So wurde es ein zähes Ringen für Bayer 04, das viel bewegte, oft die Positionen tauschte, aber immer wieder am dichten Defensivverbund der Herthaner abprallte. Trainer Labbadia brachte zwar mit Sascha Dum und Toni Kroos noch einmal frische Impulse von der Bank. Doch die Beine waren an diesem Tag zu schwer, um noch eine Antwort parat zu haben.
Ein Schuss von Helmes nach Pass von Renato Augusto sowie ein Freistoß von Kroos aus aussichtsreicher Position waren noch passable Möglichkeiten. Zu einem Tor sollte es allerdings nicht reichen. "Wir hatten zu viele einfache Ballverluste. Hertha hat gezeigt, dass sie auch bei weniger Ballbesitz gefährlich sind", musste Labbadia nach der Partie zugeben. Mit dem 10. Heimsieg in Folge verteidigte Berlin damit Platz eins.
Leverkusen bleibt Siebter und muss den Start der Aufholjagd Richtung internationale Plätze auf das Heimspiel kommende Woche gegen Eintracht Frankfurt (Anstoß: Samstag, 15.30 Uhr in der LTU arena Düsseldorf) verschieben. Und vielleicht gibt es ja am Ende der Saison auch noch eine weitere Reise nach Berlin – dann eventuell mit umso wertvollerem Ausgang...
Hertha BSC: Drobny - Stein, A. Friedrich, Simunic, Rodnei, Ebert (90. Babic), Dardai (89. Kacar), Cicero, Nicu, Raffael (76. Domochiyski), Voronin
Bayer 04: Adler - Castro (88. Sukuta-Pasu), Henrique, Sinkiewicz, Kadlec, Renato Augusto, Rolfes, Schwegler (78. Dum), Barnetta (77. Kroos), Helmes, Kießling
Tore: 1:0 Voronin (50.)
Gelbe Karten: Ebert, Dardai - Barnetta
Schiedsrichter: Rafati (Hannover)
Zuschauer: 58.753
