Leverkusen: Ehemaliger Spitzenreiter ängstlich und blutleer
Jede Menge Fragen an Bruno Labbadia
Als am Sonntag, dem 16.November 2008, der 13.Spieltag der laufenden Saison abgepfiffen wurde, da grüßte Bayer Leverkusen stolz von ganz oben - punktgleich mit der TSG Hoffenheim, aber um ein Tor besser, stand Bayer auf Platz eins! Seitdem ist jede Menge Wasser den Rhein runter geflossen Richtung Düsseldorf und mit ihm die Leverkusener Träume von Champions League und UEFA-Cup.
Die Bilanz des Grauens setzte sich am Samstag fort. Passend zum quälenden Gekicke das lethargische Verhalten der Fans in der Arena mit den bunten Sitzen, wieder durfte der Gegner ein zusätzliches Heimspiel zelebrieren, es scheint, als stimuliere das Tagesgeschäft weder Mannschaft noch Anhänger - lediglich gegen Bayern München im Pokalspiel (4:2) klappte die Kommunikation zwischen Rasen und Tribüne - kein Wunder bei diesem Gegner und der Bedeutung der Knockout-Partie.
Seit dem 13.Spieltag absolvierte Bruno Labbadias Mannschaft in der Liga zwölf Spiele und die entsprechende Tabelle führt den Klub auf Rang17. Schlappe zehn Punkte wurden geholt, sechs Niederlagen kassiert, nur Karlsruhe präsentiert sich schlechter - ein so nicht zu erwartender Negativ-Strudel erwischte das Team und riss es in die Untiefen der Mittelmäßigkeit.
Im Gesamtergebnis stehen sechs Punkte Rückstand auf Platz fünf, und Hoffnung auf Besserung ist nicht begründet. Rudi Völler konstatierte frustriert: "Wir haben Angst, Fehler zu machen, das ist tödlich im Fußball. Das war blutleer, das war nichts!" Und ärgerte man sich früher über die stressigen Länderspielabstellungen, so sagt der Sportchef heute: "Ich hoffe, sie kriegen bei ihren Nationalmannschaften wieder die Köpfe frei."
Labbadia im Zentrum der Krise
Mittendrin in der Krise steht Bruno Labbadia, der Trainer. Seine Zurückhaltung, etwas Neues, Überraschendes zu wagen, wird kritisch gesehen, die Kritik allerdings wird intern geäußert. Da mag es um fehlenden Konkurrenzkampf (was ist eigentlich mit Toni Kroos?) gehen, um Flexibilität im (Trainer-)Verhalten; möglicherweise werden auch Fragen zum Personal gestellt, etwa, warum Thomas Zdebel den verletzten Arturo Vidal ersetzte, und der Ex-Bochumer vor Simon Rolfes agierte, der als defensiver Mittelfeldspieler in der vergangenen Saison acht Tore erzielte und sich mittlerweile alleine vor der Abwehr einen Wolf nach dem anderen läuft. Warum es bis zur Auswechslung eines verletzten Spielers (Lukas Sinkiewicz) fast vier Minuten dauert, obwohl der signalisiert, dass er rausmuss?
Die Gefahr des Pokals
Labbadia wird erklären müssen, warum Spieler wie Castro, Henrique, Renato Augusto, Rolfes, Barnetta, Helmes (Völler: "Ich hoffe, er kriegt die Kurve!") oder Kießling statt besser sukzessive schlechter werden. Ob dies ein Kopfproblem ist (wovon Rudi Völler ausgeht) oder ein körperliches, muss dringend geklärt werden. Alles gehört auf den Prüfstand, Trainingsinhalte wie Ansprache - wer jetzt stur seinen Plan verfolgt, der hat nichts kapiert. Und wer alles auf die Karte Pokal setzt, der kann am Ende mit leeren Händen dastehen.