Fußball schockt Doping-Bekämpfer

  • Wada


    Fußball schockt Doping-Bekämpfer


    Erstellt 25.03.09, 23:02h


    Gerne würde die Antidoping-Agentur Wada auch den Betrügern im Fußball das Handwerk legen. Allein, man lässt siie nicht. Fifa-Präsident Blatter lehnt das Meldesystem ab. Die Wada begreift das als „Angriff auf das System“.


    DÜSSELDORF/KOPENHAGEN - Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) sieht nach der vehementen Attacke der Fußball-Verbände Fifa und Uefa die Existenz des neuen Anti-Doping-Meldesystems bedroht. „Das ist erschreckend“, erklärte Wada-Generaldirektor David Howman bei der Exekutiv-Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Denver. „Das ist ein bedeutender Angriff auf das System.“ Die Wada sorge sich über die kategorische Haltung des Weltverbandes Fifa und der Europäischen Fußball-Union (Uefa): „Dieser Schritt geht in die falsche Richtung.“


    Fifa und Uefa lehnen die seit 1. Januar 2009 gültige Meldepflicht (Whereabouts-Regel), nach der auch Fußball-Profis drei Monate im Voraus ihre Aufenthaltsorte melden müssen, als zu großen Eingriff in die Privatsphäre ab. „Wir kämpfen zusammen gegen Doping, aber dürfen nicht plötzlich eine Hexenjagd veranstalten“, sagte Fifa-Präsident Joseph Blatter am Mittwoch auf dem Uefa-Kongress in Kopenhagen. „Wir sind der internationale Verband, der wahrscheinlich am meisten unternimmt, aber wir brauchen auch etwas Privatsphäre für unsere Spieler.“ Deshalb sind die Verbände gegen die individuelle Meldepflicht und halten Doping-Tests im Urlaub für inakzeptabel.


    „Die Fifa lässt die Muskeln spielen und will zeigen, wir sind eine starke Organisation“, meinte Howman, „ich hoffe sehr, dass die Vernunft siegt. Ich habe Vertrauen in Kommunikation.“ Allerdings könnte eine Weigerung der Fußball-Verbände, sich am Wada-Meldesystem zu beteiligen, zum Bumerang werden. „Es gibt mehrere Konsequenzen. Eine wäre der Ausschluss von Olympischen Spielen. Das sieht die IOC- Charta bei Nichteinhaltung des Wada-Codes vor“, betonte Howman, „aber soweit sind wir noch lange nicht.“ Einem Verzicht auf Doping-Tests in Ferienzeiten erteilte er eine Absage: „Der Anti-Doping-Kampf ist eine Aufgabe, die 365 Tage im Jahr dauert. Da gibt es keine Auszeit.“


    Unterstützt wird die Fundamentalkritik von Fifa und Uefa am Wada-Kodex vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). „Die Anwendung aller Wada-Bestimmungen im Fußball wird ein Stück weit übertrieben“, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger in der dänischen Hauptstadt und reklamierte eine „argumentative Sonderrolle“. Der DFB werde aber weiter mit Wada und Nationaler Anti-Doping-Agentur (Nada) zusammenarbeiten, „um einen möglichst großen Schutzwall unter Berücksichtigung der Spezifika des Fußballs zu errichten“. Geteilt werden die Bedenken gegen das Whereabouts-System auch von der Deutschen Fußball Liga (DFL). „Der seit 1. Januar in Kraft getretene Wada-Code schießt über ein angemessenes Maß hinaus“, kritisierte Ligapräsident Reinhard Rauball. Man müsse dieses Thema neu unter dem Aspekt behandeln, was nötig sei. „Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit ist wichtig“, so der Jurist.


    Auch bei internationalen Top-Athleten hatte sich in den vergangenen Monaten Widerstand gegen das umfassende Wada-Meldesystem und die dazugehörige Ein-Stunden-Regel, die für Fußball-Profis nicht gilt, geregt. Danach müssen Athleten Tag für Tag angeben, zu welcher Stunde sie jeweils für die Kontrolleure erreichbar sind. 65 belgische Sportler haben gegen das Anti-Doping-System sogar Klage eingereicht. (dpa)


    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1233584170538



    Kommentar - Doping


    Verstörende Pose


    Von Frank Nägele, 25.03.09, 22:58h


    Im Kampf gegen Doping sind im Grunde nur zwei Dinge von Bedeutung: Ein guter Test und der Überraschungsmoment. Doch Fifa-Präsident Blatter lehnt umfassende Tests ab. Das zeigt, wie der Weltfußball mit dem Thema Doping umgeht.


    Wie es um die Moral des Sports bestellt ist, zeigt die Tatsache, dass Wahrhaftigkeit, wenn überhaupt, nur in Urin und Blut zu finden ist. Es hat keinen Sinn, das bestreiten zu wollen. Das Wort ist längst als flüchtigstes Bekenntnis eines Athleten entlarvt. Egal, wer was sagt - es darf angezweifelt werden. Deshalb haben die Doping-Jäger alleine die Überraschung als faires Mittel im Kampf gegen Betrug erkannt. Mit der Folge, dass Weltklasseathleten auf Monate hinaus ihren Aufenthaltsort angeben müssen, um nicht als Testverweigerer zu gelten. Jeder kann sich ausmalen, was für eine Zumutung das ist. Aber eine bessere Idee wird auf Anhieb keiner haben können. Die minimalen Nachweiszeiten hoch effektiver Dopingmittel erlauben keine andere Strategie.


    Die Verweigerungshaltung, die der Weltfußball zu diesem Thema einnimmt, ist deshalb verstörend. Seine Kritik klingt wie die unverhohlene Ankündigung, das System demnächst zu verlassen, damit die Herren Profis in Ruhe Urlaub machen können. Als hätte Doping jemals Urlaub. Die Repräsentanten des Fußballs wirken wie Leute, die sich mit ihrem Sport auf einem eigenen Planeten wähnen, nur weil er unglaublich populär ist und in vielen Bereichen führend. Aber eben nicht im Bewusstsein für die globale Doping-Problematik. Das hat sich jüngst wieder in der Bundesliga gezeigt - im Fall Hoffenheim mit seinem dilettantischen Testfehler.


    Was so unsympathisch wirkt an dem neuesten Vorstoß der Fifa und Uefa, ist seine Pose: Sollen sich die Randsporttrottel doch Tag und Nacht für Tests zur Verfügung stellen. Wir sind der Fußball. Wir brauchen die anderen nicht. Und jetzt mal im Ernst: Doping bringt bei uns doch sowieso nichts.


    Ja genau, so ist es. Schönen Urlaub auch.


    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1233584170545




    Doping-Agentur ist entsetzt


    Blatter kontra WADA: "Privatsphäre für unsere Spieler"


    Joseph S. Blatter hat nachgelegt und die Haltung des Fußball-Weltverbandes FIFA sowie des Europäischen Fußballverbandes UEFA verteidigt, wonach beide in einer gemeinsamen Erklärung das Meldesystem der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA abgelehnt hatten. Die FIFA-Chef mahnte an, im "Kampf gegen Doping keine Hexenjagd" zu betreiben und forderte "eine Privatsphäre für unsere Spieler".


    Der Schweizer unterstrich am Rande des UEFA-Kongresses in Kopenhagen, dass die FIFA Pionier im Kampf gegen Doping sei - "und vielleicht der Verband, der am meisten gegen Doping unternimmt". Jedes Jahr organisiere der Fußball zwischen 25.000 und 30.000 Anti-Doping-Kontrollen und unterstütze den Kampf gegen Doping im Fußball mit allen Kräften, hieß es vonseiten der FIFA und UEFA.


    Beide hatten am Vortag vor allem gegen die Tatsache protestiert, dass die WADA die "genaue Nennung der Aufenthaltsorte von Mannschaftssportlern" fordert.


    Die Behörde reagierte am Mittwoch entsetzt über die Haltung der Fußballverbände. "Das ist erschreckend", erklärte WADA-Sportdirektor David Howman am Mittwoch am Rande der Exekutiv-Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Denver. "Das ist ein bedeutender Angriff auf das System" und zudem ein "Schritt in die falsche Richtung".


    FIFA und UEFA argumentieren wie folgt: Es gebe "fundamentale Differenzen" zwischen der Behandlung von Einzelsportlern und der von Mannschaftssportlern. Zudem könne nicht akzeptiert werden, dass Fußballprofis in ihrer kurzen Ferienzeit kontrolliert würden. Lediglich Spieler, die schon einmal des Dopings überführt worden seien sowie lange verletzt waren, dürften gemäß der WADA-Forderung unter die Lupe genommen werden.


    Beim UEFA-Kongress in Kopenhagen kritisierte auch UEFA-Präsident Michel Platini die seit dem 1. Januar 2009 in Kraft getretene Meldepflicht der WADA. "Wir können nicht tolerieren, dass die Spieler 365 Tage im Jahr unter Kontrolle stehen. Wir verlangen Respekt für die Privatsphäre der Spieler, die mit ihren Familien auch mal in Ruhe Urlaub machen sollen", erklärte Platini. Deshalb sind FIFA und UEFA strikt gegen die individuelle Meldepflicht und halten Doping-Tests in der Sommer- und Winterpause für inakzeptabel.


    Den gleichen Standpunkt wie Platini vertritt auch DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger. "Die Anwendung aller WADA- Bestimmungen im Fußball wird ein Stück weit übertrieben", sagte Zwanziger in der dänischen Hauptstadt, wo er in das Exekutivkomitee gewählt wurde, und reklamierte eine "argumentative Sonderrolle" für den Fußball.


    25.03.2009, 18:00


    kicker.de

  • Fußball-Stars bekommen Ausnahme-Regelung


    Die Front im Kampf gegen Doping bröckelt. Still und heimlich hat die Fifa bei der Welt-Antidoping-Agentur WADA eine Sonderregelung für Fußball-Nationalspieler durchgesetzt.


    Im Gegensatz zu allen anderen Top-Sportlern müssen sie nicht während ihres Urlaubs sowie während Sommer- und Winterpause für unangemeldete Kontrollen zur Verfügung stehen.


    Gerade in dieser Zeit ist nach Ansicht der Anti-Doping-Experten aber eine gezielte Leistungsmanipulation möglich.


    Darum ist auch Armin Baumert, der Vorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA gegen die Lex Fußball: „Wenn dort Türchen geöffnet werden sollen durch Begriffe wie Privatsphäre, Urlaub oder Regeneration, dann müssen wir sagen, dann ist dieser Anti-Dopingkampf nicht mehr glaubwürdig“, sagte er in den ZDF-heute-Nachrichten.


    bild.de

  • Anti-Doping-Kampf


    „Lex Fußball” gefährdet Kontrollsystem


    Erstellt 20.04.09, 23:37h, aktualisiert 20.04.09, 23:38h


    Nachdem die Fußball-Verbände FIFA und UEFA mit der Welt-Anti-Doping-Agentur einen Sonderstatus für sich ausgehandelt haben, steht das ganze Kontrollsystem auf dem Prüfstand. Andere Mannschaftssportarten fordern Gleichberechtigung.


    NEUSS - Mit Empörung und Unverständnis, aber auch Zustimmung und Beifall hat die Sportwelt auf die "Lex Fußball" im Anti-Doping-Kampf reagiert. Nachdem die Fußball-Verbände FIFA und UEFA mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) still und heimlich einen Sonderstatus für sich ausgehandelt haben, steht das ganze Kontrollsystem auf dem Prüfstand. Weitere Mannschaftssportarten wie Basketball, Eishockey oder Handball wollen bereits auf den Zug mit aufspringen.


    "Wenn Türchen geöffnet werden sollen durch Begriffe wie Privatsphäre, Urlaub oder Regeneration, dann müssen wir sagen, ist dieser Anti-Dopingkampf nicht mehr glaubwürdig", sagte Armin Baumert, Vorsitzender der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA), dem ZDF.


    Auch der frühere Radprofi und heutige Columbia-Sportdirektor Rolf Aldag, der einst an der Seite von Erik Zabel ein spektakuläres Dopinggeständnis abgelegt hatte, warnte vor den Auswirkungen: "Das hat eine fatale Signalwirkung. Gerade der Fußball sollte als mächtigste Sportart eigentlich eine Vorbildfunktion haben. Die Frage ist doch nun: "Wer kippt als Nächstes?"


    In der Tat dürfte es schnell Nachahmer geben. "So eine Entscheidung wie bei den Fußballern ist wie ein Dammbruch. Wie will man begründen, wenn das nicht auch künftig für den Basketball oder andere Mannschaftssportarten gelten würde? Wir werden als Verband jedenfalls alles dafür tun", kündigte Wolfgang Hilgert als Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Basketball Bundes (DBB) und Mitglied der Legal-Kommission (Rechts-Kommission) des Weltverbandes FIBA bereits an.


    Beifall gibt es auch aus dem Lager der Handballer. "Das käme uns natürlich auch sehr entgegen, vor allem unseren Athleten. Ich habe bei der IHF auch schon die Frage gestellt, inwieweit man sich vorstellen könnte, eine ähnliche Regel zu schaffen", sagte DHB-Sportdirektor Peter Sichelschmidt. Der Weltverband IHF hatte bei der WM im Januar bereits angekündigt, eine Teammeldepflicht statt einer individuellen Meldepflicht beantragen zu wollen.


    Nicht anders sieht es im Eishockey aus. "Das ist eine Frage der Gleichbehandlung. Der DEB will da nicht vorpreschen, das müssen die internationalen Verbände klären. Das Thema wird beim IIHF-Kongress während der WM in der Schweiz aber ein Thema sein", ergänzte Franz Reindl als Generalsekretär des Deutschen Eishockey-Bundes.


    Auslöser war das Agreement zwischen FIFA/UEFA und der WADA. Demnach gibt es bei den Fußballprofis die individuelle Meldepflicht nur noch in Einzelfällen bei verdächtigen Spielern. Brisant ist auch die Urlaubsregelung, wonach Fußballer in ihren Ferien während der Sommer- oder Winterpause von den Kontrolleuren nichts mehr zu befürchten hatten. "Wenn nicht dann, wann macht denn eine Kontrolle überhaupt noch Sinn? Als geständiger Dopingsünder kann ich das ganz gut beurteilen", meint Aldag.


    Vor allem für die Athleten aus der Gruppe mit dem höchsten Doping-Risiko, die mit Blutprofilen und One-Hour-Stopp ohnehin vielmehr auf sich nehmen müssen, dürfte dies ein Schlag ins Gesicht sein. "Das ist eine unfaire Lösung uns Sportlern gegenüber", sagte Danny Ecker, der WM-Dritte im Stabhochsprung, und Eike Emrich sieht als Vizepräsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) das "Prinzip der Gleichbehandlung empfindlich gestört".


    Auch die deutsche Tour-Hoffnung Linus Gerdemann hat wenig Verständnis für die Entscheidung: "Viele Sportarten würden gut daran tun, die Doping-Problematik ernst zu nehmen und in jeder Phase der Saison für eine größtmögliche Kontrolle zu sorgen. Es gibt Sportarten, die mehr oder weniger ein Doping-Problem haben. Freisprechen sollte sich davon aber keine Sportart."


    Gerdemann, der als entschiedener Anti-Doping-Kämpfer gilt, könnte unter Umständen sogar mit dem jüngst von Mountainbike-Olympiasiegerin Sabine Spitz vorgetragenen Vorschlag einer Handy-Ortung leben. "Auf freiwilliger Basis wäre es in Ordnung. Je mehr Transparenz reinkommt, desto besser", sagte der Deutschland-Toursieger.


    Genau diese Transparenz wäre in Mannschaftssportarten wohl nicht mehr gegeben. "Alle, die es im Anti-Doping-Kampf ernst meinen, sind gut beraten, wenn sie sich nicht auseinander dividieren lassen", sagte Baumert. Noch im April werde es ein Treffen mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) geben.


    Bis dahin dürfte auch klar sein, ob das Meldesystem in Europa womöglich komplett gekippt werden muss. Denn die EU-Arbeitsgruppe "Artikel 29" ist bei ihren Beratungen zum Schluss gekommen, dass die Vorschriften des WADA-Codes 2009 gegen die Datenschutzbestimmungen verstoßen. Die Expertise soll demnächst veröffentlicht werden. (sid)


    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1239772089457




    Kommentar zu Anti-Doping-Streit:


    Dämme brechen


    Von Olaf Bachmann, 20.04.09, 23:37h


    Die Sonderregelung zwischen den Fußballverbänden Fifa/Uefa und der Welt-Anti-Doping-Agentur passt anderen Verbänden nicht - verständlicherweise. Schließlich sollte gleiches Recht auch für andere Profiteam-Sportarten gelten.


    Die Reaktion auf die Sonderregelung zwischen den Fußballverbänden Fifa / Uefa und der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hat nicht lange auf sich warten lassen. Warum auch? Einen „Dammbruch“ hat der deutsche Basketballfunktionär Wolfgang Hilgert die privilegierte Behandlung der Fußballer innerhalb des Wada-Kontrollsystems genannt. Unter diesen dramatischen Umständen gilt es, auch die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen.


    Wenn die Wada den Profikickern großzügig Kontrollurlaub gewährt und ihnen die individuelle Meldepflicht erspart, sollte gleiches Recht auch für andere Profiteam-Sportarten gelten. Schon diese Forderung ist nachvollziehbar. Aber mit welchen Argumenten will man eigentlich einem Radprofi und dessen Rennstall oder einem Leichtathleten und dessen Klub die Gleichbehandlung innerhalb der um das „Lex Fifa / Uefa“ erweiterten Wada-Statuten kugelsicher verweigern?


    Die höchste Instanz im Anti-Doping-Kampf hat mit dem Einknicken vor den mächtigen Fußball-Organisationen einen Präzedenzfall geschaffen, der nicht nur Lücken im weitmaschigen Kontrollnetz öffnet, sondern auch die Kompetenz der Wada weiter schwächt. Gerade erst hat die EU-Datenschutzgruppe festgestellt, dass das elektronische Meldesystem der Wada europäisches Recht verletzt. Auch hier droht demnächst ein Dammbruch, der alle Bemühungen um eine effektivere Dopingbekämpfung zu verwässern droht.


    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1238966836906

  • DFB und NADA: Meldepflichten im Fußball bleiben


    Erstellt 29.04.09, 14:22h


    Am Anti-Doping-Meldesystem wird sich im deutschen Fußball ungeachtet der Diskussionen auf internationaler Ebene nichts ändern. Dies teilten der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) nach einem Gespräch in Frankfurt/Main mit.


    Frankfurt/Main - Am Anti-Doping-Meldesystem wird sich im deutschen Fußball ungeachtet der Diskussionen auf internationaler Ebene nichts ändern. Dies teilten der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) nach einem Gespräch in Frankfurt/Main mit.


    An der seit Jahresbeginn für den Bereich von UEFA und DFB geltenden Rechtslage ändere sich nichts, hieß es einer gemeinsamen Erklärung. Der DFB halte sich uneingeschränkt an den WADA- und NADA-Code.


    Der Weltfußballverband FIFA will unverdächtige Spieler im Urlaub nicht mehr kontrollieren lassen und lehnt die Whereabouts-Regel, nach der auch Profis drei Monate im Voraus ihre Aufenthaltsorte melden müssen, als zu großen Eingriff in die Privatsphäre ab. Dennoch müssen deutsche Nationalspielerinnen und -spieler weiterhin ihren Aufenthaltsort 90 Tage im Voraus angeben und somit das ganze Jahr über für Dopingkontrollen zur Verfügung stehen.


    «Es ist sehr erfreulich, dass der DFB ein verlässlicher Partner ist, der im Anti-Doping-Kampf eine Vorreiterrolle übernimmt. Für die Fußballer gibt es keine Sonderbehandlung im Vergleich zu anderen Sportlerinnen und Sportlern», sagte NADA-Vorstandsvorsitzender Armin Baumert. «Somit ist klar, dass das Dopingkontrollsystem in Deutschland für alle gleich umgesetzt wird.» Auch für den DFB- Vizepräsident Rainer Koch ist wichtig, «dass wir gemeinsam eine klare Linie absprechen und vorgeben und dabei natürlich die internationalen Regeln einhalten müssen».


    DFB und NADA wollen das System optimieren, um Meldefehler zu verhindern. Bei drei sogenannten «Strikes» droht den Sportlern eine Sperre. Zufrieden zeigte sich die NADA, wie der DFB die Dopingtest- Affäre um 1899 Hoffenheim abgewickelt hatte. Der Bundesligist war im März zu einer Geldstrafe von 75 000 Euro verurteilt worden, weil zwei Spieler zu spät zur Kontrolle erschienen. Das Verfahren sei «juristisch beanstandungsfrei, effizient und schnell abgewickelt» worden. Deshalb gebe es keinen Anlass, gegen das Urteil des DFB- Sportgerichts Rechtsmittel einzulegen.


    Als Konsequenz daraus wird der DFB, der die Kontrollen weiterhin in eigener Regie durchführt, mit Beginn der nächsten Saison in seinen drei Profiliegen wie angekündigt ein Chaperon-System einführen. Die NADA wird den Dachverband dabei unterstützen. Zwei unabhängige Personen werden die ausgelosten Spieler vom Rasen zur Urinabgabe begleiten und sie dabei keine Sekunde aus den Augen lassen.
    (dpa)


    http://www.rundschau-online.de…ikel.jsp?id=1240487047310

  • Seht es doch mal so, was bringt Doping effektiv für eine Mannschaftssportart?


    Talent steigert es nicht.
    Man läuft evtl. schneller, aber das macht einen Odonkor ja auch nicht zu einem besseren Spieler.
    Hat evtl. in einem kräfte zehrenden Spiel mehr Anergie.


    Aber das alles hat in einer Mannschaftssportart so geringen nutzen, das man das fast ignorieren kann.

    Erik Meijer: „Es ist nichts schei.sser als Platz zwei.“

  • Doping-Kontrolleure


    Die Aufpasser der Stars


    Von Stephan Klemm, 05.08.09, 20:41h


    Der DFB hat seine Anti-Doping-Richtlinien für die kommende Saison verbessert, nimmt aber weiterhin keine Blutproben. Der Verband setzt ab sofort in allen drei Profiligen Chaperons als Helfer bei den Dopingkontrollen ein.


    Nur damit alles noch mal ganz klar ist, hat der Deutsche Fußball-Bund in seinen Durchführungsbestimmungen, Abteilung Anti-Doping-Richtlinien, auf Seite 53 unter §1, Satz 1 das Gesetz des Sports niedergeschrieben. Es lautet: „Doping ist verboten.“ Fairness. Werteorientierter Sport. Integrität. Darum geht es DFB-Präsident Theo Zwanziger, ihm ist daher ein „deutliches und glaubwürdiges Bekenntnis gegen Doping“ sehr wichtig, wie er sagt. Fußball ist schließlich der Sport von Millionen und für Millionen und um Millionen geht es ja auch noch. Ein Skandal passt da nicht so gut, auch wenn die Gefahr groß ist. Rainer Koch, der Anti-Dopingbeauftragte des Verbandes sagt: „Doping ist für jeden verantwortungsvoll handelnden Sport-Funktionär ein Thema, auch im Fußball. Denn Doping im Fußball ist natürlich möglich. Fußball ist Spitzensport und da gibt es immer Anwendungen, die etwas bringen können.“ Man kann also sagen, dass der DFB das Thema Sport-Betrug wahrnimmt und verstanden hat, auch wenn es in einer Art Le benslüge des Fußballs einfach immer wieder heißt: „Doping im Fußball? Bringt doch nichts.“ Koch distanziert sich von solchen Gedanken. Der „Fall Hoffenheim“ hat ihn noch einmal ganz besonders für dieses Thema sensibilisiert.


    Wirbel um Hoffenheimer-Profis


    Am 7. Februar 2009 sind zwei Profis der TSG Hoffenheim nach der Partie bei Borussia Mönchengladbach nicht wie vorgesehen bei der Anti-Doping-Kontrolle erschienen. Sie wussten nicht, dass sie für das
    Testverfahren ausgelost waren. Die Angelegenheit offenbarte große Lücken im Kontrollsystem. Die Spieler wurden schließlich als unschuldig betrachtet und freigesprochen, ihr Klub jedoch wurde zu einer Geldstrafe von 75 000 Euro wegen eines Verstoßes gegen die Anti-Doping-Richtlinien des DFB verurteilt. Mit Beginn der neuen Saison gibt es nun als sichtbares Zeichen einer Änderung Chaperons in den Stadien der Profiligen, Begleiter der zur Kontrolle ausgelosten Profis von der ersten bis zur dritten Liga. Pro Spieltag geht es um 28 Partien, für die jeweils zwei dieser Aufpasser zur Verfügung stehen, geschulte Freiwillige, die aktive Schiedsrichter aus den unteren Klassen oder ehemalige Unparteiische sind. „Der Fall Hoffenheim hat uns Schwachstellen aufgezeigt, die unser Anti-Doping-System hatte“, gibt Koch zu. Inzwischen wurden außerdem Vorbereitung und Durchführung der Kontrollen eindeutig beschrieben. Der vor Ort anwesende Mediziner muss den Ablauf der Kontrolle nun zudem sehr detailliert dokumentieren.


    Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) hat im Bereich Fußball insgesamt 1200 Testpool-Athleten registriert. Im Jahre 2008 (die Zahlen für 2009 liegen noch nicht vor) sind 498 unangemeldete Trainingskontrollen durchgeführt worden, untersucht wurde dabei der Urin, Blutkontrollen gab es keine. Insgesamt 44 dieser Proben wurden auf Epo untersucht. Keine Blutkontrollen - für den Biochemiker Mario Thevis vom Anti-Dopinglabor in Köln ist das eine Überraschung. Er findet: „Es wäre von Vorteil, wenn auch im Fußball Blutproben genommen würden. Wachstumshormon etwa kann nur auf diesem Wege nachgewiesen werden.“ Die Nada begründet ihr Vorgehen mit mangelnder finanzieller Ausstattung, ihr Vorstandsvorsitzender Armin Baumert sagt: „Intelligente Kontrollen scheitern manchmal auch an den Ressourcen.“ Die Nada kontrolliere überdies auch in der Rehaphase unangemeldet, nicht nur auf Trainingsplätzen.


    Für die Wettkampfkontrollen wiederum ist der DFB zuständig. 2008 wurden laut Nada insgesamt 1419 Tests nach den Spielen durchgeführt. Der DFB schrieb dazu bis gestern auf seiner Homepage, dass davon „zu etwa 25 Prozent aber auch Blutproben genommen werden“. Laut Verbands-Sprecher Harald Stenger „ist das ein Versehen“. Richtig sei vielmehr, dass es keine einzige Blutuntersuchung gegeben habe. „Vielmehr sind 25 Prozent dieser Proben auf Epo untersucht worden“, sagt Stenger. Allerdings scheinen die angegebenen 25 Prozent Epo-Kontrollen sehr hoch gegriffen zu sein. Der Nada zufolge sind von den 1419 Wettkampfproben lediglich 93 auf Epo untersucht worden, das entspricht 6,55 Prozent.


    Der DFB will die Wettkampfkontrollen weiterhin in Eigenregie durchführen, das Angebot der Nada, diese Aufgabe neben der Durchführung der Trainingsproben auch noch zu erledigen, lehnt Koch ab: „Wir sind sehr zufrieden mit dem System unserer Wettkampfkontrollen. Sie funktionieren bis hin in die Junioren-Bundesliga.“ Darüber hinaus ist Koch sicher, „dass die Neutralität bei uns genauso gewahrt ist wie sie es bei der Nada wäre“.


    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1246883763602