„Wir haben Maßnahmen eingeleitet, den Fall zu stoppen!“

  • LEVERKUSEN: Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser über das Team, den Trainer und Verkäufe


    Krise in Leverkusen – der dramatische Absturz stellt alle vor Rätsel. Der kicker sprach mit Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser (59).


    kicker: Herr Holzhäuser, das Stadion wächst, der sportliche Ertrag schrumpft. Stimmen Sie diesem Satz zu?


    Wolfgang Holzhäuser: Aktuell ja. Beim sportlichen Erfolg hinken wir der Entwicklung des Stadions hinterher, keine Frage.


    kicker: Warum?


    Holzhäuser: Wir haben eine Mannschaft, die mithalten kann, was die Erfahrung angeht und auch spielerisch. Das hat sie in der Hinrunde eindrucksvoll bewiesen. Aber wir haben auch eine sehr junge Mannschaft. Sie gehört zu den jüngsten der Liga. Sie ist anfällig. Damit haben wir gerechnet. Rückschläge waren einkalkuliert, wenn auch nicht so krass.


    kicker: Hand aufs Herz: Bereuen Sie heute, Sergej Barbarez nicht gehalten zu haben?


    Holzhäuser: Einen Typen wie Sergej kann jede Mannschaft gebrauchen. Aber der wächst auch nicht auf dem Baum. Wir sind damals mit ihm übereingekommen, nicht mehr zu verlängern. Schließlich wurde er ja auch nicht jünger.


    kicker: Was würde es bedeuten, sich erneut nicht für den internationalen Wettbewerb zu qualifizieren?


    Holzhäuser: Vom Image her wäre es fatal, finanziell aber beherrschbar, wenngleich wir den Gürtel in einigen Bereichen enger schnallen müssten. Trotzdem sind wir überzeugt von unserer Politik, junge,
    hochtalentierte, wenn möglich deutsche Spieler zu holen und sie zu Bundesliga-Spitzenspielern zu formen. Wir wollen attraktiven, variablen, erfolgreichen Angriffsfußball zeigen. Das ist nun mal der Weg, wie wir mithalten können. Und diesen werden wir nicht sofort verlassen, wenn es mal nicht so gut läuft.


    kicker: Wie groß ist die Gefahr, dass einige dieser talentierten Spieler zu den großen Klubs wechseln?


    Holzhäuser: Dieses Risiko besteht immer. Aber bis jetzt ist noch keiner gekommen und wollte weg …


    kicker: Und wenn einer käme?


    Holzhäuser: Man kann nicht sagen, den oder den verkaufe ich nie. Wenn ein großer Klub kommt und viel Geld bietet, dann muss man nachdenken. Aber unser Ziel ist das nicht. Und die Spieler wollen gar nicht weg, weil sie ja auch wissen, dass sich hier etwas entwickelt. Inklusive der Rückschläge.


    kicker: Welche Rolle spielt Bruno Labbadia bei dieser Entwicklung?


    Holzhäuser: Er spielt eine große Rolle. Wir legen viel Wert auf Kontinuität. Es gibt nichts zu kritisieren.


    kicker: Nicht nach dieser Bilanz? Sind Sie da nicht zu blauäugig?


    Holzhäuser: Nein, blauäugig sicher nicht. Intern wird kritisch und konzentriert diskutiert. Seien Sie versichert, dass Maßnahmen eingeleitet werden, den freien Fall zu stoppen. Dafür stehen Labbadia mit seiner akribischen Art und Rudi Völler, der erfahren genug ist, das Schiff mit ihm wieder auf Kurs zu bringen.


    kicker: Wie bringen Sie sich ein?


    Holzhäuser: Wir tauschen uns ständig aus. Ich bin nah dran. Aber ein Vereinschef muss genau dosieren, wie und wann er vor Mannschaft und Trainer tritt. Es kann kontraproduktiv sein, wenn „der Alte“ sich auch noch meldet. Aber ich trage auch die Gesamtverantwortung. Das heißt, ich habe darauf zu achten, dass unsere Sponsoren und Werbepartner nicht den Eindruck bekommen, es würde „geschludert“.
    INTERVIEW: FRANK LUSSEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 26.03.09