Er will sich seinen Traum erfüllen: Sarpei vor dem Absprung

  • LEVERKUSEN: Der ghanaische Nationalspieler möchte unbedingt zur WM 2010 in Südafrika


    Die freien Tage, die Trainer Bruno Labbadia gewährte und die heute enden, nutzte Hans Sarpei (32) zu einem Kurztrip nach Berlin – der Stadt, in der am 30. Mai 2009 das Pokalfinale ausgetragen wird. Sollte Bayer Leverkusen das Halbfinale gegen den Zweitligisten Mainz 05 überstehen, wird auch Sarpei in diesem dann letzten Saisonspiel zur Delegation des Bundesligisten gehören. Und dort in der Hauptstadt seinen Ausstand geben. Denn die Zeichen zwischen ihm und Bayer stehen auf Trennung. Bis zum 30. Juni 2011 gilt das Arbeitspapier des Ghanaers noch, doch seine Zukunft sieht er nicht in Leverkusen.


    Als Bayer den Defensiv-Allrounder vor eineinhalb Jahren von der Bank des VfL Wolfsburg verpflichtete, erschloss sich diese Personalie den wenigsten Fachleuten. Doch Sarpei drehte allen Skeptikern eine lange Nase: 45 Pflichtspiele absolvierte er für Bayer und Ghana in der Spielzeit 2007/2008, zuverlässig spulte er auf der rechten oder linken Abwehrseite sein Programm ab. Nicht spektakulär, „aber immer zuverlässig“, wie Ex-Trainer Michael Skibbe sagt und der kicker Notenschnitt (3,55 in der Bundesliga, 3,50 im UEFA-Cup) belegt. Ballsicherheit, Geschmeidigkeit und gutes Stellungsspiel gehören zu seinem festen Repertoire, die Trickkiste hält er meist geschlossen.


    Eine Knieverletzung, die sich bis in die aktuelle Spielzeit zog, kostete ihn den Stammplatz, selbst als zuletzt gegen Frankfurt Rechtsverteidiger Gonzalo Castro verletzt pausierte, saß Sarpei auf der Bank, statt des gelernten Rechtsverteidigers kam überraschend Pirmin Schwegler (22) zum Einsatz und enttäuschte prompt. Selbstzweifel plagen Sarpei nicht: „Ich bin wieder topfit und wenn ich die Chance bekomme, dann kann ich national und international mithalten.“ Muss er auch, denn er möchte sich seinen großen Traum erfüllen: „Ich will mit Ghana zur Weltmeisterschaft 2010, das ist mein großes Ziel. Aber Nationaltrainer Milovan Rajevac hat klargemacht, dass seine Nationalspieler Praxis haben müssen.“


    Weil ihm die in Leverkusen aktuell fehlt und wohl auch in der kommenden Spielzeit fehlen wird, sieht Sarpeis langjähriger Berater, der Kölner Anwalt Norbert Nasse, nur einen Weg: „Um Spielpraxis zu bekommen, muss Hans wechseln.“ Mit Bayer wurde ein Agreement gefunden. Manager Michael Reschke: „Er hat vergangene Saison die Erwartungen übertroffen. Und in der für ihn schwierigen Phase Charakter gezeigt und sich fair verhalten. Da werden wir ihm ganz sicher keine Steine in den Weg legen.“ Bayers Entgegenkommen – damit Hans Sarpei seinen Traum von Südafrika 2010 weiter träumen kann.
    FRANK LUSSEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 30.03.09