ehemaliger DDR-Fussball

  • Entschuldigt, ihr habt euch nicht verlesen....



    Ich weiß ja, dass ihr auch viele Fans aus der ehemaligen DDR habt.
    Wir hatten ja u.a. mit Thom, Kirsten, Ballack... auch ehemalige Top-DDR-Fussballspieler in unseren Reihen.


    Ich dachte man kann hier vielleicht auch mal was nachlesen, insofern sich ehemalige Fussballer aus der DDR mal geäußert haben oder andere interessante Neuigkeiten von ehemaligen Spielern.


    Falls der Thread nicht genehm ist, kann er vom Cheffe auch gern gelöscht werden.



    Den nachfolgenden Bericht fand ich gestern in der Berliner Zeitung - ein Interview mit einem ehemaligen Weltklasse-Stürmer von Jena - Peter Ducke.

  • STILBLÜTEN DES OSTENS - Das Berliner Filmfestival 11mm thematisiert in diesem Jahr die Fußballgeschichte der DDR.


    Der ehemalige Stürmer Peter Ducke von Carl Zeiss Jena erinnert sich an Komplimente von Pelé und unmoralische Angebote.



    Herr Ducke, am Freitag beginnt in Berlin ein Filmfestival zum Thema Fußball in der DDR. Wenn Sie Festivaldirektor wären, welche Spiele würden Sie unbedingt zeigen?


    Auch Spiele, in denen ich mitgemacht habe?


    Natürlich.


    Ich würde auf jeden Fall die Europacup-Spiele des FC Carl Zeiss Jena gegen Olympique Marseille zeigen. Bei denen spielte die halbe Nationalmannschaft. Dort haben wir 1:0 gewonnen und in Jena sogar 3:0. Das war Anfang oder Mitte der 70er-Jahre im Europacup. Oder unsere spannenden Duelle gegen Dosza Ujpest aus Budapest.


    Und was ist mit Länderspielen? Sie haben immerhin 68 bestritten.


    Da fällt mir unser Spiel gegen England 1963 in Leipzig ein. Vor 90 000 Zuschauern haben wir 1:2 verloren. Ich habe das Führungstor geschossen, bei den Engländern trafen Hunt und Bobby Charlton. Die Engländer wurden drei Jahre später Weltmeister.


    Was würden Sie noch gern an historischen Szenen sehen?


    Vielleicht die Duelle unserer Nationalmannschaft gegen die Ungarn in den 60er-Jahren. Das war spektakulär. Die Ungarn hatten Angst vor mir. Sie fragten immer, ob denn der Ducke dabei ist. Oder auch Oberligaspiele - vor allem die Kämpfe zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und dem ASK Vorwärts Berlin. Die hatten sehr hohes Niveau.


    Sie haben viele außergewöhnliche Tore geschossen. Welches würden Sie gern sehen? Vielleicht den Treffer gegen den WM-Zweiten CSSR 1963 im Prager Strahov-Stadion?


    Ja, das Tor kennen sicher alle, die sich für den DDR-Fußball interessieren. Ich habe aus einem unmöglichen Winkel getroffen. Der Torhüter der Tschechen hat nur ungläubig geschaut. Aber meine Tore waren eigentlich alle spektakulär.


    Das blieb auch prominenten Vereinen in Westeuropa nicht verborgen. Sie hatten sogar ein Angebot von Olympique Marseille.


    Einen Zweijahres-Vertrag wollten die mir geben. Angebote gab es aber auch von Werder Bremen, von Hertha BSC und von Atlético Madrid. Als wir Anfang der 60er-Jahre im Europacup gegen Atlético in Malmö spielten (DDR-Mannschaften durften damals nicht in Nato-Länder einreisen/d. Red.), kam ein Vertreter von Werder Bremen im Hotel auf mich zu und sagte: Herr Ducke, gehen Sie runter vors Hotel. Dort steht ein Mercedes für Sie, und im Handschuhfach liegen 80 000 Mark. Die können Sie nehmen....

  • ....


    Haben Sie aber nicht?


    Nein.


    Sie haben immer gesagt, dass Sie solche lukrativen Offerten damals nicht sonderlich interessiert haben.


    Ich habe nie ans große Geld gedacht. Wir waren gesund, wir hatten Familie, wir hatten einen Beruf und wir haben gutes Geld verdient. Wir haben auch nicht gedacht, dass die Mauer einmal fällt. Ich bin ein DDR-Kind und dort groß geworden.


    Der berühmte Brasilianer Pelé hat Sie einmal zu den zehn weltweit besten Stürmern der 60er-Jahre gezählt.


    Ja, sicherlich. Ich habe schon etliche Schlagzeilen gemacht.


    Wissen Sie noch, wann Pelé das große Kompliment verbreitet hat?


    Wir waren 1966 mit der Nationalmannschaft in Südamerika und in Mexiko und 1971 noch einmal in Uruguay und in Mexiko. Dort hat Pelé dann das Lob verteilt. Es war in allen Zeitungen zu lesen.


    Trotzdem sind Sie dem FC Carl Zeiss Jena treu geblieben. Kann man sagen, der Stil von Jena in den 60er- und 70er-Jahren war seiner Zeit voraus?


    Unser Stil war Georg-Buschner-Stil. Unser Trainer, der später auch die Nationalelf trainierte, hat uns geprägt. Die Sportwissenschaft spielte eine große Rolle. Wir waren in Athletik, Spritzigkeit, Grundschnelligkeit anderen voraus. Wir waren drei Mal Meister und drei Mal Pokalsieger, sechs Mal Vizemeister. Da haben wir sechs Mal etwas falsch gemacht.


    War nur die Athletik wichtig?


    Das war die Grundlage, die gepaart wurde mit hochtechnischen Leuten. Wir waren ja keine heurigen Hasen, wir konnten uns durchsetzen in Duellen eins gegen eins.


    Wie kann man dabei Ihren speziellen Stil als Mittelstürmer bezeichnen? Sie waren ungestüm, dribbelstark und völlig unberechenbar.


    Ich habe immer im Sturm gespielt, auch als Kind. Da hat man immer gesagt, der Ducke fummelt so viel, der gibt nicht ab. Aber das hat man mir niemals nehmen können. Mein Vater, der mich auch mal trainiert hat, sagte: Wenn du nicht abspielst, musst du raus. Dann haben sie mich rausgenommen, und es lief nichts. Da haben sie den kleinen Ducke wieder reingeholt, und es lief wieder. Das war eine Prägung. Ich habe mich immer durchgesetzt.


    Dieser Eigensinn als Stürmer blieb?


    Ja. Ich habe in einem Spiel immer unmögliche Dinge probiert. Vier, fünf, sieben Mal. Mich hat es gereizt, ein, zwei, drei Gegenspieler zu haben und sie auszuspielen. Was die Südamerikaner in die Wiege gelegt bekommen, das hatte auch ich.


    Und dann kam Ihr großes Temperament hinzu?


    Ich habe immer gekocht auf dem Rasen. Ich war schwer zu zügeln.


    Deshalb mussten Sie auch oft vorzeitig vom Platz?


    Das ist Legende. In den vielen Jahren in der Oberliga bin ich nur drei Mal vom Platz geflogen, ein Mal gab es noch keine Rote Karte. Das war in Rostock. Da sagte der Schiri: Gehen Sie mal unter die Dusche!


    Die Platzverweise erhielten Sie aber meist wegen Meckerns?


    Ja, ja, ich habe gern gemeckert. Nach dem Motto: Wann willst du endlich mal pfeifen, der Gegner hat mich schon zwanzig Mal gefoult.


    Mussten Sie damals als Stürmer auch in der Defensive aushelfen, wie das heute jeder Trainer fordert?


    Meine Trainer sagten: Du bleibst vorn, du bindest zwei Gegenspieler.


    Braucht ein Stürmer Extravaganz?


    Auf alle Fälle. Der braucht Mut zum Risiko, der muss mit dem Kopf durch die Wand. So etwas sehe ich von Klose nicht, auch nicht von Kuranyi. Ansätze gibt es bei Gomez.


    Bei Hertha BSC gibt es Pantelic.


    Ja, das ist ein Verrückter. Der traut sich was. Das siehst du heute nicht mehr oft. Das ist schade.


    Sie hatten nur drei Trainer in Ihrer Karriere: Georg Buschner, Horst Krügel, Hans Meyer. Haben die versucht, Sie zu ändern, zu disziplinieren?


    Nein. Das hätte auch keiner geschafft. Jeder Trainer brauchte eine lange Anlaufzeit, um mich zu verstehen. Gott sei Dank war mein älterer Bruder Roland, ein exzellenter Spieler, meistens beim FC Carl Zeiss dabei. Wenn Hans Meyer nicht mehr weiter wusste, hat er gesagt: Schießt einfach den Ball zum Ducke vor, der macht was draus.


    Das Gespräch führte Michael Jahn.

  • Ball über die Mauer


    Peter Ducke, 67, war der wohl beste Mittelstürmer, den der DDR-Fußball hervorgebracht hat. Er spielte von 1959 bis 1977 für den FC Carl Zeiss Jena und schoss 153 Tore. Ducke gelangen in 68 Länderspielen 15 Tore, er gewann mit der DDR-Olympiaauswahl 1972 in München die Bronzemedaille. Mit Jena holte er drei Mal den DDR-Meistertitel und wurde zudem drei Mal FDGB-Pokalsieger. Später wurde Ducke in die beste DDR-Oberliga-Mannschaft aller Zeiten gewählt. Das Filmfestival 11mm beginnt am Freitag, dem 3. 4., um 18 Uhr im Kino Babylon mit einer Dokumentation über das Fußballwunder von Uerdingen (Regie: Bernhard Dreiner, 2007). Bis Montag werden unter anderem Klassiker des fußballbezogenen DDR-Kinos gezeigt wie "Der nackte Mann auf dem Sportplatz" (Konrad Wolf, 1974) oder "Nicht schummeln, Liebling" (Joachim Hasler, 1973). Darüber hinaus gibt es Aufzeichnungen legendärer Spiele in voller Länge

  • Ein schöner, lesenswerter Artikel zum Thema Trainer aus der ehemaligen DDR und auch über die Nachwuchsarbeit, die hier je gerne thematisiert wird....

    Nie mehr erste Liga


    Heinz Werner war einer der Besten. Aber das ist lange her. Denn nach dem Mauerfall geriet er wie viele Fußballtrainer aus dem Osten in Vergessenheit. Er hat es gelernt, auch ohne Mannschaft glücklich zu sein.


    Der Erfolgstrainer von einst lebt in der Platte, Wohnung 0706. Siebte Etage, sechste Tür. Glatt rasiert, die schütteren Haare nach hinten gekämmt, sitzt er auf dem Ledersofa in seinem Wohnzimmer. Wenn er aus dem Fenster sieht, blickt er auf ein Einkaufszentrum und die Stände der vietnamesischen Händler. Als er vor 35 Jahren in die Vierraumwohnung in Berlin-Friedrichsfelde eingezogen ist, wohnten in seiner Nachbarschaft nicht nur treue Genossen, sondern auch einige Prominente, zum Beispiel der Dichter Heiner Müller. Heinz Werner war auch einmal prominent, zumindest in Berlin. Er trainierte den 1. FC Union.....



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