Mit Fäusten und Leuchtmunition

  • Leverkusen (RP) "Der ganz normale Wahnsinn" – umschrieb ein Sprecher der Kölner Polizei die Ausschreitungen rund um das Derby des 1. FC Köln gegen Bayer Leverkusen. Weit vor dem Anpfiff ließen an den Jahnwiesen Problemfans beider Lager die Fäuste fliegen. Der Angriff ging von rund 100 Leverkusenern aus, die auf die doppelte Menge gewaltbereiter Kölner losgingen. Dabei schossen sie laut Polizei mit Leuchtmunition auf Schießstiften.


    Die Attacke war offenbar von langer Hand geplant. Gegen elf Uhr trafen Beamte an einem Lokal auf eine erste Gruppe Bayer-Fans aus dem Umfeld der späteren Randalierer. "Der harte Kern reist anders an. Den findet ihr nie", bekamen die Polizisten nach Auskunft der Pressestelle zu hören. Nach Informationen der Rheinischen Post tourte ein Teil der gewaltbereiten Werkself-Anhänger am frühen Nachmittag unentdeckt mit einer Straßenbahn samt Tanzwagen durch die Domstadt. Erst kurz vor der Schlägerei auf den Jahnwiesen stießen sie zum Rest, der wie viele Leverkusener Fans mit Bussen der KVB angereist war. Bei der Ankunft wurden zwei Scheiben eingeworfen. Gegen die Täter und den Zünder einer bengalischen Fackel wurden Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung beziehungsweise Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz gestellt.


    "Auf den Jahnwiesen haben sich die Problemfans gebärdet wie die berühmte Axt im Walde", sagte der Polizeisprecher. Beamte trennten die Streithähne relativ schnell. Allerdings waren erste Schläge und Tritte bereits ausgeteilt. Die Leverkusener griffen an. "Aber es schien so, als wären sie erwartet worden", sagte der Behördensprecher.


    Nicht auszuschließen ist es also, dass beide Gruppen sich verabredet haben. Ausschließen kann die Polizei, dass die Zahl der Angreifer 500 betragen habe, wie ein Augenzeuge in einem Internetforum behauptete.


    Der Großteil der 93 in Gewahrsam genommenen Fans war an diesem Vorfall beteiligt. Immerhin 83 der in Köln-Kalk vorübergehend festgesetzten Chaoten werden zur Fanszene von Bayer 04 gezählt. Denjenigen, bei denen pyrotechnische Ausrüstung gefunden oder die einwandfrei bei Tätlichkeiten beobachtet wurden, droht eine Strafanzeige und damit ein mehrjähriges Stadionverbot. Das Gros hat vermutlich allerdings nichts dergleichen zu befürchten.
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    Aus dem Stadion geworfen wurde ein Bayer-Fan, weil er versuchte, Kölner anzuspucken. Ein FC-Fan mit ganz frischem Stadionverbot wurde in Gewahrsam genommen. Einen weiteren erwartet ein Verfahren wegen Raubes. Eine Anzeige setzte es gegen zwei Kölner, die sich untereinander schlugen. Der Polizeisprecher fasst zusammen: "Alles nicht so wild wie gegen Mönchengladbach – der ganz normale Wahnsinn eben."


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