Aus einem Krimi wurde im Halbfinale des DFB-Pokals für Bayer ein Fest. Vidal, Rolfes und Kadlec machten in der Verlängerung das Ticket nach Berlin klar.
Die T-Shirts waren schnell zur Hand, während die Fans schon sangen: "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!".
Wenig später trugen es auch die Spieler Schwarz auf Rot zur Schau: DFB-Pokalfinalist 2009, Bayer 04 Leverkusen. In einem zunächst spannenden Spiel setzte sich die Qualität und Hartnäckigkeit der Werkself im Halbfinale des DFB-Pokals durch.
Durch Treffer von Arturo Vidal, Simon Rolfes und Michal Kadlec in der Verlängerung bezwang Bayer 04 den Zweitligisten 1. FSV Mainz 05 mit 4:1 n.V. (1:1, 0:0) und steht zum dritten Mal nach 1993 und 2002 im Finale. Zweifel daran hatten die Spieler eigentlich nie, auch nicht nach dem späten Ausgleich der Gäste durch einen Kopfball von Aristide Bance (88.) als Antwort auf die Führung durch Angelos Charisteas (82.).
Lange ein zähes Ringen
"Wir hatten das sichere Gefühl, dass wir das Spiel gewinnen. In der Pause zur Verlängerung haben wir uns dann gesagt, dass es halt etwas länger dauert", sagte Manuel Friedrich nach der Partie gegen seinen Ex-Klub. Und tatsächlich setzte sich Bayer mit seiner Spielweise dann endlich durch. Vorher hatten die 35.000 Zuschauer in der Düsseldorfer LTU arena ein zähes Ringen um den Finaleinzug erlebt.
Zwar war Bayer 04 gegen den Dritten der Zweiten Liga von Anfang an bestimmend, diktierte Tempo und Spielrichtung. Jedoch schafften es die tief gestaffelten Gäste lange Zeit, geschickt die Gefahr vom eigenen Tor fernzuhalten. Und wenn doch mal etwas durchkam, war der Mainzer Schlusmann zur Stelle.
Seltene Mainzer Vorstöße
So entschärfte Dimo Wache in der 21. Minute einen abgefälschten Schuss des sehr aktiven Renato Augusto, hatte die Fäuste bei einem Kracher von Stefan Kießling aus spitzem Winkel zur Stelle (60.) oder rettete mit einem Riesenflex gegen einen Vidal-Schuss aus 18 Metern. Den daraus resultierenden Abpraller drückte Simon Rolfes dann auch noch den Pfosten (81.).
Rene Adler auf der anderen Seite des Spielfelds hatte nicht so viel zu tun. Nur selten suchten die Mainzer Gäste den Weg nach vorn. "Uns war klar, dass es ein Gedulsspiel werden würde. Aber die Mannschaft hat die Ruhe bewahrt, auch als es zum Ende der regulären Spielzeit noch einmal eng wurde", lobte Sportchef Rudi Völler.
Überraschender Ausgleich
Denn zunächst sah es so aus, als sollten Bayers Bemühunge noch in innerhalb der 90 Minuten belohnt werden. Der eingewechselte Angelos Charisteas stand goldrichtig, als Wache einen Schuss von Renato Augusto von halbrechts nur abklatschen konnte und drückte den Ball über die Linie (82.). Zum ersten Mal hatte Bayer 04 die Hand am Berlin-Ticket und in den Katamkomben wurde bestimmt schon an der Kiste mit den Final-T-Shirtst gekratzt.
Doch mit dem Mut der Verzweiflung warf Mainz noch einmal alles nach vorn hatte tatsächlich Glück. Bance köpfte aus sechs Metern noch den Ausgleich. Den Gedanken, den Friedrich zu dieser Szene nach dem Spiel offenbarte, schoss bestimmt auch den Bayer-Fans durch den Kopf: "So eine Sch..."
Durchbruch in der Verlängerung
In der Verlängerung drückte Bayer 04 dann aber endlich sein Spiel durch. "Wir wussten, dass wir Mainz müde spielen können und so ist es dann auch gekommen", sagte Rolfes. Schon nach 100 Sekunden in der Extra-Zeit war die Werkself wieder auf dem Weg Richtung Berlin. Vidal war zur Stelle, als Wache wieder nur abklatschen konnte und machte das 2:1 (92.).
Auch am 3:1 kurz vor dem Halbzeitpfiff der Verlängerung war der Mainzer Keeper betetiligt, als er eine Ecke von links unterlief und dahinter Rolfes einen Friedrich-Kopfball über die Linie verlängerte (104.). Mainz hatte nichts mehr zuzusetzen. "Insgesamt haben wir nur wenig Richtung eigenes Tor zugelassen", meinte Rolfes. Und als dann Michal Kadlec mit einem Solo noch das 4:1 gelang (117.), durfte die Kiste mit den Final-T-Shirts schon ganz unverhohlen neben der Leverkusener Bank stehen.
"Diesen Erfolg haben wir uns alle gewünscht. Das Finale ist für jeden Spieler etwas Besonderes", meinte Friedrich, der wie Rolfes zu seiner Zeit bei Werder Bremen schon als "Bankdrücker" im Berliner Olympiastadion dabei war. Am 30. Mai nimmt Bayer 04 nach einer langen Saison den Anlauf auf den zweiten Pokalsieg nach 1993 und auf die Europa League in der kommenden Saison. "Das ist für alle das Ziel und dafür werden wir alles geben", verspricht Kapitän Rolfes.
Bayer 04: Adler - Henrique, M. Friedrich, Haggui, Kadlec, Rolfes, Renato Augusto(115. Castro), Vidal, Kroos (69. Barnetta), Helmes (69. Charisteas), Kießling
1. FSV Mainz 05: Wache - Hoogland, Svensson, Noveski, Löw (85. Baljak), Pekovic, Karhan, Neustädter (84. Bogavac), Feulner (65. F. Heller), Amri, Bance
Tore: 1:0 Charisteas (82.), 1:1 Bance (88.), 2:1 Vidal (92.), 3:1 Rolfes (104.), 4:1 Kadlec (117.)
Gelbe Karten: Henrique - Pekovic
Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen)
Zuschauer: 35.000 (LTU arena Düsseldorf)
STIMMEN:
Rudi Völler: "Die Mannschaft hat nie nachgelasen und sich den Sieg verdient."
Manuel Friedrich: "Das haben sich alle gewünscht, für jeden Spieler etwas Besonderes."
Bruno Labbadia: "Wir haben Qualität bewiesen und Ruhe gezeigt."
Simon Rolfes: "Für eine junge Mannschaft ist es wichtig, so ein K.o.-Spiel zu gewinnen."