Leverkusen feiert nach dem hart erkämpften Finaleinzug gegen Mainz die eigene Moral und erstickt die Diskussion um den Trainer.
Aus Düsseldorf berichtet Martin van de Flierdt
Düsseldorf - Bruno Labbadia und Rudi Völler umarmten sich kurz, aber herzlich.
Dann schauten sie sich das Geschehen aus der Distanz an.
Als ihre Spieler von den Fans in der Südkurve der Düsseldorfer Arena mit "Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin!"-Sprechchören gefeiert wurden, standen der Trainer und der Sportdirektor von Bayer Leverkusen etwas entrückt im Mittelkreis.
Und genossen den Moment.
Dritte Endspielteilnahme
Mit dem 4:1 (1:1, 0:0) nach Verlängerung gegen den FSV Mainz 05 hatten sich die Rheinländer bei ihrer siebten Halbfinalteilnahme zum dritten Mal für das Endspiel des DFB-Pokals qualifiziert.
Damit steht Bayer wohl schon in der neuen Europa League.
Doch nun, da der zweite Pokaltriumph nach 1993 zum Greifen nahe ist, will man endlich das alte Stigma des "ewigen Zweiten" abstreifen.
"Jetzt wollen wir auch das Ding", meinte Stefan Kießling. Egal, ob der Gegner am 30. Mai Hamburg oder Bremen heißt.
Ruhe für Labbadia
Dass Trainer Labbadia nun zumindest für den Rest der Spielzeit in Ruhe arbeiten kann, ist mehr als nur ein Randaspekt des Finaleinzugs.
"Es wäre ärgerlich gewesen, wenn wir in dieser Saison alle Ziele verpasst hätten", meinte der ehemalige Nationalstürmer.
"Aber ich bin von meinem Weg überzeugt. 120 Minuten Dampf, das geht nun einmal nicht nur mit Händchen halten."
Der Sieg gegen Mainz sei für seine Spieler "ein enorm wichtiger Schritt" gewesen. "Sie haben sich diesen schönen Tag in Berlin verdient."
Dass Bayer zuvor über 120 Minuten gehen musste, um den tapferen Zweitligisten in die Knie zu zwingen - geschenkt.
"Man hat der Mannschaft angemerkt, dass sie ein wenig nervös war. Dieses Spiel war symptomatisch für die ganze Rückrunde", meinte Sportchef Völler.
"Wir haben kein attraktives Spiel gezeigt", gab auch Kapitän Simon Rolfes zu. "Es gab nicht so viele Torchancen, weil wir nicht das ganz große Risiko eingegangen sind."
"FSV war stehend K.o."
Seine Mannschaft habe stattdessen die Geduld besessen, die Mainzer laufen zu lassen und sie "totzuspielen": "In der Verlängerung war der FSV dann auch stehend K.o."
Dass Leverkusen überhaupt die Zusatzschicht antreten musste, hatte bestens in die bis dato verkorkste Rückserie gepasst.
Nach dem späten 1:0 des eingewechselten Angelos Charisteas (83.) wähnte sich Bayer schon als Sieger. Doch Aristide Bance glich für den FSV bei dessen erster wirklich hochkarätiger Möglichkeit noch aus (89.).
Ausgleich als Schockerlebnis
"Das war schon ein Schock", räumte Labbadia ein. "Da lässt du ein ganzes Spiel lang keine Torchance zu und dann kriegst du ein Tor aus dem Nichts."
Zumal die Leverkusener in jener Szene offensichtlich davon ausgingen, dass das Spiel unterbrochen wird, weil Torschütze Charisteas verletzt im Bayer-Strafraum lag.
"Wir haben alle erwartet, dass der Schiedsrichter abpfeift", sagte Labbadia.
"Ich kann verstehen, dass Mainz den Ball nicht ins Aus gespielt hat, es war ja kurz vor Schluss. Aber unsere Spieler haben sich viel zu sehr irritieren lassen."
In der Verlängerung dauerte es jedoch nur zwei Minuten, ehe Arturo Vidal Leverkusen dann doch auf die Siegerstraße brachte. Rolfes (104.) und Michal Kadlec (117.) schraubten das Resultat noch in die Höhe.
"Wie schnell sich die Mannschaft von dem Nackenschlag des Ausgleichs erholt hat, zeigt ihre Super-Moral", lobte der Trainer.
"Verlängerung hat Nerven gekostet"
"Die Verlängerung hat uns zwar schon einige Nerven gekostet", bekannte Nationaltorwart Rene Adler.
"Aber ich habe schon in den letzten Tagen eine gewisse positive Anspannung und einen verstärkten Teamgeist gespürt. Die ganze Mannschaft wollte unbedingt nach Berlin."
Im Pokal, so scheint es nach den Erfolgen gegen den FSV und zuvor Bayern München, ist zudem auch der Leverkusener "Fluch von Düsseldorf" nicht existent.
"Da das so gut läuft", witzelte Rolfes, "tragen wir doch am besten unsere Heimspiele in diesem Wettbewerb auch in der nächsten Saison noch hier aus."
Quelle: sport1.de