Bayer sonnt sich im Erfolg
Von Frank Nägele, 22.04.09, 20:54h, aktualisiert 22.04.09, 21:04h
Bayer Leverkusen freut sich über den Einzug ins Endspiel von Berlin und bekennt sich klar zum Trainer. Bruno Labbadia fordert von seinem Arbeitgeber, den eingeschlagenen Weg auch bei Rückschlägen bei zu behalten.
Bayer Leverkusen steht im Pokal-Finale. (Bild: dpa)
LEVERKUSEN - Rudi Völler krächzte fröhlich durch die Gegend und erinnerte dabei verblüffend an den Raben aus der Kindersendung „Siebenstein“, der zufällig denselben Namen trägt wie er. Also nicht Völler, sondern Rudi. „So heiser war ich lange nicht mehr“, sagte Völler, also der Sportchef von Bayer 04 Leverkusen, nachdem sein Klub ins Endspiel des DFB-Pokals eingezogen war. Der 4:1-Sieg nach Verlängerung über Mainz 05 am Dienstagabend war trotz des Schockmoments kurz vor Schluss, als durch einen Unfall im eigenen Strafraum der Ausgleich fiel, logisch und verdient. Aber sein Zustandekommen war schon mit dem Schlusspfiff vergessen. Es zählte nur eines. Finale.
Wer nach Berlin darf, ist etwas Besonderes. Auch wenn das Ticket wie in allen Pokalwettbewerben auch mit Hilfe der Lostrommel vergeben wird. Und die war vor dem Halbfinale eben sehr freundlich zu Bayer 04. „Wenn man die Chance gegen einen Zweitligisten nicht nutzt, wird dies schwer verziehen“, sagte Völler. Keiner mochte sich vorstellen, was gewesen wäre, wenn. Am wenigsten Trainer Bruno Labbadia, der in den Sekunden nach dem 1:1 durch Aristide Bancé die Grenzen der Selbstkontrolle kennen lernte. Das Tor war nur möglich geworden, weil sich 1:0-Torschütze Angelos Charisteas nach einer halb abgewehrten Freistoß-Situation dazu entschloss, im Strafraum den sterbenden Schwan zu spielen. Dadurch entstand ein nicht zu verteidigendes Durcheinander, das der Stürmer aus Burkina Faso zum 1:1 nutzte. Labbadia ging mal kurz auf seinen Kollegen Jörn Andersen los, beteuerte hinterher jedoch, er habe eigentlich Schiedsrichter Weiner gemeint. „Er hätte die Partie unterbrechen müssen“, fauchte der Trainer. Oder auch nicht, denn Charisteas hatte nichts, schon gar keine Blessur oder Verletzung. Und Rudi, der Rabe, Völler, war da ganz bei den Mainzern: „Man kann ihnen absolut nicht verdenken, dass sie weiter gespielt und ihre einzige Chance genutzt haben.“
Während seine Spieler verschwitzt und überglücklich die üblichen Mixed-Zone-Interviews vor Trauben von Fragern gaben, versicherte Bruno Labbadia, nie Zweifel am Gelingen des Abends gehabt zu haben. „Die Mannschaft war sehr fokussiert, sie hat ja praktisch nichts zugelassen, ich war mir auch vor der Verlängerung ganz sicher, dass wir gewinnen werden“, erklärte der 43-Jährige, der persönliche Glücksgefühle nicht verhehlte. „Natürlich ist das auch für mich persönlich etwas ganz Besonderes, es ist ja schließlich mein erstes Jahr als Bundesliga-Trainer.“
Mannschaft steckt in der Entwicklung
Nach dem Erreichen des Pokalfinales zog der zuletzt öfter Kritisierte eine Bilanz der Rückrunde, in der Bayer 04 nur 14 von 33 möglichen Punkten geholt hat. „Auch wenn man es kaum sagen darf, die Mannschaft steckt in der Entwicklung, man kann uns da auch mit keiner anderen Mannschaft vergleichen“, erklärte Labbadia, „außerdem passten die Ergebnisse nicht zu den Leistungen, die wir gebracht haben. Aber durch die überragende Vorrunde ist die Erwartungshaltung sehr groß geworden.“ Dann wurde der frühere Torjäger ganz grundsätzlich: „Bayer hat hier vor drei, vier Jahren den richtigen Weg eingeschlagen. Deshalb habe ich mir diesen Verein ausgesucht. Diesen Weg darf Bayer auf keinen Fall verlassen. Man muss eben Geduld mit solch einer Sache haben. Das kam mir in der Diskussion zuletzt ein bisschen zu kurz.“ Allerdings ist ihm völlig klar, dass auch der schönste Plan ohne das Schmiermittel Erfolg im Fußball zum Scheitern verurteilt ist. „Wenn wir heute nicht gewonnen hätten, wäre alles schwieriger geworden“, gab Labbadia zu, „Erfolge sind wichtig, damit eine Mannschaft von sich selbst, aber auch von ihrem Trainer überzeugt ist.“
Erfolge werden auch wichtig sein in den letzten sechs Bundesliga-Spielen. Immerhin besteht die Chance, dass Platz sechs zur Teilnahme am internationalen Wettbewerb berechtigt. Bayer 04 hat vier Punkte Rückstand, und am Samstag kommt Schlusslicht Karlsruhe in die LTU-Arena. Labbadia: „Für uns ist auch die Bundesliga etwas Besonderes, jedes Spiel ist wichtig, und jeder Sieg tut meinem Team gut.“