Bruno Labbadia: „Wir haben katastrophal versagt“

  • Zwischenbilanz wie ein Absteiger – Jetzt sind die Verantwortlichen gefragt


    Wie lange wird die dringend nötige Analyse dauern? In wieviel Minuten, Stunden, Tagen können die Beteiligten aufarbeiten, was da passiert ist in den vergangenen Monaten mit Bayer Leverkusen?
    Sollte Bayer sein anstehendes Auswärtsspiel beim FC Schalke 04 verlieren (und nur wenig spricht momentan dagegen), dann stehen für die vergangenen 17 Spiele jämmerliche 14 Punkte zu Buche! 17 Spiele dauert eine Meisterschafts- Halbserie, 14 Punkte sind die Bilanz eines Absteigers.


    Exakt so präsentierte sich die Mannschaft am Samstag und zeigte eine Leistung, die man nur als Unverschämtheit bezeichnen kann. Die Frage stellt sich: Wieso spielt diese Ansammlung von ebenso hochbegabten wie zartbesaiteten Berufsfußballern so grottenschlecht?
    Nur diese eine Frage muss beantwortet, dieses Problem ergründet werden – ein anderes gibt es nicht in Leverkusen.


    Schwindender Erfolg mindert das Vertrauen in den Trainer, ließ sich Bruno Labbadia unlängst vernehmen. Der Trainer setzte sich, um dem entgegenzuarbeiten, am Samstag sogar mit der Mannschaft in ein Boot: „Als Mannschaft, und zu der zähle ich mich, haben wir katastrophal versagt.“ Immerhin stellte sich der nicht mehr unumstrittene Coach vor die Spieler – er hätte es sich auch leicht machen und das fehlende Wollen jedes einzelnen Profis anprangern können. Mögliche Reibungsverluste zwischen Mannschaft und Trainer hin oder her – für dieses blutarme Auftreten müssen sich die Spieler an die eigene Nase fassen.


    Das Versagen vom Samstag allerdings war nur die Wirkung. Die Ursache muss länger zurückliegen, und es ist die Aufgabe der Verantwortlichen, das Wirrwarr zu entknäulen bis zu dem Punkt, an dem der Faden in die falsche Richtung gelegt wurde. Die eklatanten Versäumnisse, die an entscheidender
    Stelle passierten, müssen aufgearbeitet werden. Fünf Spiele bietet die Bundesliga Bayer noch zur Vorbereitung auf das Pokalfinale, den letzten Rettungsanker.


    Die kommenden Spiele werden zeigen, ob Trainer und Mannschaft den Schalter umlegen können. Dann sollten sie allerdings pfleglicher miteinander umgehen als am Samstag. Da waren zwei Spieler direkt nach dem Schlusspfiff aus der Umkleidekabine verschwunden. Labbadias Ad-hoc-Analyse entging ihnen so.



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 27.04.09