VON UDO BONNEKOH - zuletzt aktualisiert: 14.05.2009
(RP) Das Leverkusener Zeichen zur Selbstaufgabe kommt unmittelbar nach dem 0:1 mit der Demonstration von taktischem Ungeschick, mangelndem inneren Halt und fehlender Klasse. Verweigerte Strafstöße zählen nicht mehr als Argument.
Rudi Völler war Mittwochmorgen auf der Autobahn unterwegs von München nach Frankfurt. Da hat er sich am Abend sein immer noch geliebtes Werder angeschaut bei der Eintracht, jene Bremer, gegen die Bayers Elf am 30. Mai in Berlin den Pokal holen will. Das ist den Leverkusenern ja als einziges Ziel geblieben.
Dass sie die Restpartien in der Bundesliga noch mit Ernst absolvieren woll(t)en – schon aus Achtung vor der betroffenen Konkurrenz –, ist über die vergangenen Wochen mehr oder weniger zum Lippenbekenntnis verkommen, zur Fensterrede. "München", sagte Völler, "das war in der ersten Halbzeit ganz gut. Aber danach hätten uns die Bayern noch abschießen können." Da sind die Leverkusener vor den von ihnen selbst ins Rollen gebrachten Bayern eingeknickt wie Halme im rauen Wind. Das Zeichen zur Aufgabe kam früh, gleich nach Wiederanpfiff, nach diesem Glückstor des stolpernden Luca Toni.
Als er sich gegen Mitternacht auf dem Strauß-Airport in die kleine Chartermaschine setzte, gingen Bruno Labbadia wieder mal tausend Gedanken durch den Kopf und manch einem Bayer-Profi, der nach einem (zum Schluss sehr schmeichelnden) 0:3 nicht gleich zur Zerstreuung findet, auch. "Wir lassen in dieser Saison nun wirklich gar nichts aus", sinnierte der Trainer, der schon genug Schwierigkeiten hat, zwölf Niederlagen zu erklären. Die Taktik stimmte, das Engagement auch – in Teilzeit. "Ich habe die Münchner selten so nervös gesehen", stellte Stefan Kießling fest. Aber der Schlaks hat auch kein Kapital daraus schlagen können, weil er nach einem feinen Vorstoß mit dem Schuss zu lange wartete.
Und Renato Augusto wähnt sich immer mal wieder auf einer Spielwiese, auf der er den Ball vor der nächsten Aktion noch mit einem Schleifchen versehen kann, damit das auch alles wunderschön aussieht. Die Kugel hätte er, so frei, neben Jörg Butt reinhauen können, aber der Brasilianer zog – mal wieder – einen Schlenker vor. Dass ein Münchner Foul folgte (wie später noch eins), tat da nicht mehr viel zur Sache. Bruno Labbadia durfte sich danach verbal nur noch im Konjunktiv bewegen und mit Hätte, Wenn und Aber argumentieren. Zum absoluten Ärgernis geriet die Verweigerung des Schiedsrichters in zwei nicht mal zweifelhaften Elfmeter-Szenen allemal.
Nur: Was will einer noch groß reden, der sich nach dem 0:1 (was schon durch energischeren Zugriff auf den Passgeber Podolski hätte vermieden werden können) memmenhaft hängen lässt. "Wir haben praktisch drei Konter gefangen", sagte Rudi Völler sehr sachlich. Und danach wurde es ein Scheibenschießen, dem außer René Adler kaum ein Leverkusener Einhalt zu gebieten gedachte. Da fehlt es an innerem Halt und Klasse.