"Berlin steht für Freude und Begeisterung"

  • "Berlin steht für Freude und Begeisterung"
    Für Bruno Labbadia ist die Teilnahme mit Bayer 04 Leverkusen am DFB-Pokalfinale als Trainer eine Premiere. Thomas Schaaf, sein Kollege von Werder Bremen, ist am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD) dagegen zum vierten Mal mit von der Partie im Olympiastadion Berlin.


    Während Labbadia durch einen Sieg den ersten großen Erfolg in seiner Trainer-Laufbahn feiern würde, kann Schaaf bereits auf mehrere Titelgewinne zurückblicken. Höhepunkte für ihn waren die Deutsche Meisterschaft 2004 sowie die DFB-Pokalsiege 1999 und 2004.


    Jan Lustig und Hans-Günter Klemm vom "kicker-Sportmagazin" reden im DFB.de-Gespräch der Woche, das auch im Stadionheft DFB aktuell erscheint, mit den beiden Trainern über die besondere Faszination des DFB-Pokals und des Endspiels im Olympiastadion.


    Frage: Herr Labbadia, 1990 gewannen Sie mit dem 1. FC Kaiserslautern das DFB-Pokalfinale gegen Werder Bremen 3:2 und schossen zwei Tore. Sie, Herr Schaaf, holten 1991 und 1994 als Spieler sowie 1999 und 2004 als Trainer den "Pott". Welche Erinnerungen kommen bei der Rückkehr nach Berlin auf?


    Bruno Labbadia: Sehr, sehr positive. Es war für uns damals in vielerlei Hinsicht ein Startschuss. Für den Verein, die Spieler, das gesamte Umfeld. Wir haben von da an begonnen, an etwas Größeres zu glauben und ein Jahr später dann die Deutsche Meisterschaft mit dem FCK geholt. Der DFB-Pokalsieg war der Ausgangspunkt.


    Thomas Schaaf: Bei mir werden viele Erinnerungen wach, denn ich war in Berlin so häufig. Da laufen die Bilder ab, auch von den Begegnungen im Olympiastadion, die ich als Spieler oder als Trainer nicht erfolgreich bestritten habe.


    Frage: Welche Bedeutung hat das DFB-Pokalfinale für Sie und Ihren Verein?


    Bruno Labbadia: Es ist der Höhepunkt für alle Beteiligten - vor allem, wenn man es gewinnt. Bayer wartet seit dem DFB-Pokalsieg 1993 auf einen Titel. Es wäre für den ganzen Klub und seine Fans ein ganz großes Erlebnis, wenn es nach der langen Zeit in diesem Jahr klappen würde. Das gleiche gilt für die Spieler und das gesamte Trainerteam. So ein Endspiel erlebt man vielleicht nur einmal in seiner Karriere. Deshalb ist es umso schöner, es erreicht zu haben. Das war von der ersten Pokalrunde an unser Ziel.


    Thomas Schaaf: Das Finale ist ein absoluter Höhepunkt. Es hat eine ganz große Bedeutung, wie insgesamt der DFB-Pokal an Stellenwert gewonnen hat. Es wäre super, wenn demnächst der Pokal wieder mal in unserer Vitrine stehen würde und wir dokumentieren könnten: Wir haben wieder was zum Anfassen.


    Frage: Was macht den Reiz des Berlin-Events aus?


    Bruno Labbadia: Der Reiz geht weit über das Spiel hinaus. Der Standort mit der Hauptstadt Berlin, das Stadion, Zehntausende von Fans, die den ganzen Tag das Bild in der City prägen. Oder auch im Stadion, wenn unsere Fans in rot und die Werder-Anhänger in grün für eine richtig stimmungsvolle Kulisse sorgen. Diese Atmosphäre am Finalwochenende ist einfach phantastisch. Und aus sportlicher Sicht ist klar: Als Sportler gibt es nichts Schöneres, als in einem Endspiel zu stehen.


    Thomas Schaaf: Berlin ist wirklich eine Reise wert, wie es so schön heißt. Es sind immer außergewöhnliche Tage. Das DFB-Pokalfinale steht für Spaß, Freude und Begeisterung.


    Frage: In England werden sogar die Halbfinalspiele - auch aus kommerziellen Gründen zur Auslastung der Arena - im Wembley-Stadion ausgetragen. Wäre dies für Deutschland eine Überlegung wert?


    Bruno Labbadia: Einfache Antwort: Nein! Berlin soll einzigartig bleiben.


    Thomas Schaaf: Ich bin der gleichen Meinung. Das Finale muss etwas Besonderes bleiben und durch den fixen Ort Berlin dokumentiert werden.


    Frage: Würde der Sieg im DFB-Pokal über die unbefriedigende Saison in der Bundesliga hinwegtrösten?


    Bruno Labbadia: Ich sehe die beiden Wettbewerbe total getrennt voneinander. Der Pokalsieg wäre natürlich etwas ganz Besonderes. In der Bundesliga haben wir es leider nicht geschafft, wie in der Vorrunde zu spielen. Die Mannschaft war nah dran, dass ihr der komplette Durchbruch gelingt. Aber ich bin überzeugt, dass sie ihren Weg weiter geht. Auch aus negativen Erlebnissen kann man lernen.


    Thomas Schaaf: Dafür gibt es keine Entschädigung. Wir wollen jedoch auf unsere Erfolge schauen und würdigen, dass wir es im DFB-Pokal so toll hinbekommen haben. Es war ja für uns kein leichter Weg, ausschließlich auswärts bei namhaften Gegnern bestehen zu müssen.


    Frage: Wo ist der Gegner zu knacken?


    Bruno Labbadia: Muss ich das verraten? Wir kennen die Stärken und Schwächen von Werder. Wichtiger ist allerdings, dass wir unsere Stärken abrufen.


    Thomas Schaaf: Es wird eine schwere Partie werden. Der Gegner ist sehr stark und wird in dieser Begegnung alles abrufen. Es wird spannend und interessant.


    Frage: Lassen die Ergebnisse in der Bundesliga - 2:0 für Bayer in Bremen und dann ein 1:1 im Rückspiel - Rückschlüsse auf den Finalausgang zu?


    Bruno Labbadia: Nein, das glaube ich nicht. Es ist bei der Ausgeglichenheit beider Teams eine offene Sache.


    Thomas Schaaf: Ich weiß, dass wir in dieser Saison noch kein Spiel gegen Bayer gewonnen haben. In diesem Pokalendspiel werden die Karten aber ganz neu gemischt.


    Frage: Wird es auch ein Duell der beiden Nationaltorhüter René Adler und Tim Wiese, dem Elfmeter-Helden aus dem Halbfinale?


    Bruno Labbadia: Ohne Zweifel sind beide hervorragende Torhüter. Es gibt allerdings viele Duelle, die eine Rolle spielen.


    Thomas Schaaf: Beide sind gute Keeper. Natürlich werden immer wieder Vergleiche gezogen. Doch es kommt in erster Linie auf die Mannschaft an.


    Frage: Zum Beispiel der Vergleich auf der Sechser-Position zwischen Simon Rolfes und Torsten Frings?


    Bruno Labbadia: Natürlich wird dieses Duell interessant. Beide wollen diese Position ja in der Nationalmannschaft spielen.


    Thomas Schaaf: Alles wird beleuchtet, auch dieses Duell. Beide stehen für eine hohe Qualität.


    Frage: In Bremen gibt es mit Diego einen echten Zehner, bei Bayer kommt mit Renato Augusto ein Ideengeber mehr über die Seite. Welcher Brasilianer spielt die wichtigere Rolle?


    Bruno Labbadia: Beide sind hervorragende Fußballer. Diego besitzt vielleicht den Vorteil, dass er schon länger in Deutschland spielt und Renato Augusto darin einen kleinen Schritt voraus ist. Aber Renato Augusto besitzt ein Riesen-Potenzial, das er in seiner ersten Bundesliga-Saison bereits unter Beweis gestellt hat. Er kann an einem Tag den Unterschied ausmachen, genau wie Diego.


    Thomas Schaaf: Diego steht immer für besondere Highlights, für außergewöhnliche Leistungen. Er hat gerade in den Pokalwettbewerben seine Extraklasse nachgewiesen. Doch neben seiner individuellen Stärke kommt es, ich bleibe dabei, auf die Nebenleute an.


    Frage: Bei Werder gibt es im Angriff mit Claudio Pizarro nur einen Fixpunkt, bei Bayer sind Patrick Helmes und Stefan Kießling ein eingespieltes Duo. Vorteil Leverkusen?


    Bruno Labbadia: So einfach würde ich es nicht beschreiben. Bremen hat nicht nur Pizarro. Ob Almeida oder Rosenberg - der Angriff ist qualitativ sehr gut besetzt.


    Thomas Schaaf: Wir haben immer geschaut, wer bei uns am besten drauf war. Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Wer spielt, werden wir beim Anpfiff sehen. Dass Kießling und Helmes ein gutes Duo bilden, wissen wir sicherlich. Aber ich bin auch von unseren Stürmern überzeugt.
    Frage: Welche Eigenschaft könnte im Finale den Ausschlag geben: Werders Erfahrung oder die jugendliche Unbekümmertheit von Leverkusen?


    Bruno Labbadia: Tja, beides hat seine Vorteile. Ich hoffe, dass wir den Elan einbringen können, der in dieser Mannschaft steckt. Ich glaube, dass sich die Fans, so wie beide Teams Fußballspielen können, auf ein tolles Finale freuen dürfen.


    Thomas Schaaf: Ich weiß nicht, ob die Leverkusener so unbekümmert sein können. Wir sind es jedenfalls nicht. Werder wird engagiert sein, wird sich beweisen wollen. Ich bin überzeugt, dass es ein tolles Finale wird. Und ich hoffe, dass wir einen Supertag erwischen.


    Frage: Wie wichtig ist das Mitwirken Ihres Klubs im europäischen Wettbewerb in der nächsten Saison?


    Bruno Labbadia: Das hat für uns eine enorme Bedeutung. Wir reden nicht ohne Grund davon, dass die Mannschaft in der Entwicklung steckt. Internationale Spiele beschleunigen so eine Entwicklung immer. Diese Erfahrung ist Gold wert.


    Thomas Schaaf: Finanziell ist es natürlich sehr wichtig. Ein Sieg eröffnet ganz andere Perspektiven. Doch auch sportlich wollen wir uns immer wieder mit den Besten in Europa messen. Der Europacup ist das Salz in der Suppe.


    Frage: Wie sind die Perspektiven Ihres Klubs in der neuen Saison?


    Bruno Labbadia: Wir wollen wieder ein Stück nach oben klettern. Und ich bin überzeugt, dass wir das schaffen, wenn wir den Weg beibehalten und aus dieser Saison die richtigen Schlüsse ziehen. Trotzdem darf man nicht die Konkurrenzsituation in der Spitze vergessen. Zehn Mannschaften wollen unter die ersten Fünf. Das heißt im Umkehrschluss, dass fünf Vereine enttäuscht werden.


    Thomas Schaaf: Mit dem Einzug ins internationale Geschäft wären die Perspektiven natürlich um einiges besser. Gerade bei Werder zählt dies nach fünf Teilnahmen in Folge an der Champions League.


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