Schweigen vor dem Finale

  • Schweigen vor dem Finale


    Von Christian Oeynhausen, 25.05.09, 21:31h
    Kommenden Samstag muss sich Bayer 04 den Bremern beim Pokalendspiel stellen. Die Partie in Berlin entscheidet über die Zukunft von Trainer Labbadia, der mit den Leverkusenern eine „unbefriedigende“ Rückrunde gespielt habe.


    Das Verhältnis zwischen Bruno Labbadia und seinem Team gilt als gestört. (Bild: dpa)
    LEVERKUSEN -Es waren nur noch wenige Stunden bis zum DFB-Pokalendspiel 2008 in Berlin, als der Fernsehsender N 24 mit dieser Nachricht auf den Markt kam: Finalist Borussia Dortmund wird sich nach der Saison von seinem Trainer Thomas Doll trennen und den damaligen Mainzer Jürgen Klopp einstellen. Den eiligen Dementis aus Dortmund und dem öffentlich zelebrierten Entsetzen Dolls über so viel Respektlosigkeit verweigerte sich die Wirklichkeit mit Nachdruck: Klopp wurde zur neuen Saison Trainer von Borussia Dortmund.


    Zwar scheint es unwahrscheinlich, dass Bayer 04 Leverkusen im Vorfeld der Partie gegen Werder Bremen am Samstag (20 Uhr, ARD) ein solches PR-Desaster passiert wie seinerzeit den Dortmundern.


    Noch 4 Tage


    Aber wie damals Doll - zum Zeitpunkt des Pokalfinales in der Liga auf Rang 13 - steht auch Bayer-Trainer Bruno Labbadia nach einer schlechten Bundesliga-Saison da: mit leeren Händen, aber die Ohren voll klingender Treue-Bekenntnisse. Das Saisonziel, die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb, hat Bayer 04 als Tabellen-Neunter klar verpasst, denn die Vorgabe war mit der Fußnote „über die Bundesliga“ versehen. Die Chance auf den DFB-Pokal öffnet lediglich ein Hintertürchen, um in dem mit vielen Millionen aufgepeppten Stadion im nächsten Jahr internationalen Fußball bieten zu können. Ob das Türchen breit genug ist für Bruno Labbadia?


    Einheitlich weisen Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser und Sportchef Rudi Völler Gedanken an einen Trainerwechsel zurück. „Es gibt keine Kritik am Trainer“, wiederholt Holzhäuser bei jeder Gelegenheit, „aber natürlich ist nach einer solchen Rückrunde nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen.“ Natürlich sei das Ergebnis der Bundesliga-Saison „unbefriedigend“, stellte Rudi Völler nach dem 0:3 in Cottbus fest. Sorgfältig bemühen sie sich, den sportlichen Misserfolg von der Figur des Cheftrainers zu trennen. Wie lange ist das durchzuhalten?


    Im Umfeld wird über ein zerrüttetes Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft diskutiert. Augenfällig ist, dass ein klares Bekenntnis der Mannschaft zum Trainer - sonst fester Bestandteil aller Krisen-Floskeln - aus Leverkusens Team nicht kommt. Einzelne Vorfälle, verweigerte Handschläge von Spielern bei Auswechslungen oder der sehr einsame Abgang Labbadias in Cottbus passen in dieses Mosaik. Es wird über zu hartes Training geraunt und gestörte Kommunikation beklagt.


    Nach dem Finale soll in einer großen Sitzung bilanziert werden. Leverkusens Führung steht vor einer heiklen Frage: Will man sich von der auch intern als begabt, aber mimosenhaft eingeschätzten Mannschaft einen Trainer-Rauswurf diktieren lassen, nachdem man schon 2008 schon die Entlassung von Michael Skibbe nicht mit Überzeugung, sondern auf Druck eines Teils der Fans und der übergeordneten Gremien vollzog? Das wäre Führungsschwäche. Die angedrohte Kürzung der Pokal-Prämien als Reaktion auf die schwache Leistung beim 0:1 gegen Karlsruhe, war der Versuch, Labbadia mit einem starken Signal den Rücken zu stärken.


    Wenn der Klub gleichzeitig empfänglich wäre für Klagen der Spieler, wäre das ein Signal in die Gegenrichtung. Nach Medienberichten soll eine Abordnung des Mannschaftrats vorstellig geworden sein, angeblich als Ergebnis einer Abstimmung, die zu Labbadias Ungunsten ausgefallen sei. Geschäftsführer Holzhäuser bestreitet das und fügt hinzu: „Bei mir kommt kein Angestellter aus der zweiten oder dritten Ebene ins Büro, ohne dass ich den Vorgesetzten dabei habe.“


    Heute empfängt der Chef Kapitän Simon Rolfes wegen der Pokal-Prämien. Das Einfrieren wird zurückgenommen, für den Sieg sei „ein Schnaps obendrauf“ drin, so Holzhäuser. Zudem wurde gestern bekannt, dass Toni Kroos in Leverkusen bleiben wird. Die Frist, bis zu der der FC Bayern den 19-Jährigen zurückbeordern kann, lief gestern ohne Ruf aus München ab.


    http://www.ksta.de/bayer04