29.05.2009, Peter Müller, Walter Brühl
Berlin. Am Tag vor dem DFB-Pokal-Finale sorgt Bayer Leverkusenes Trainer Bruno Labbadia mit einem Rundumschlag gegen Bayer für Wirbel. In einem Interview klagte der Trainer über die Zustände im Verein, sogar eine "Kampagne" gegen sich selbst wollte er wahrgenommen haben.
Der Tag des DFB-Pokal-Endspiels ist gewöhnlich für die beiden Finalisten ein Tag zum Genießen. Diese besondere Atmosphäre, diese einmalige Aussicht auf einen Titelgewinn, dazu die verlockende Chance auf eine künftige Beteiligung am internationalen Geschäft: Wer es bis nach Berlin geschafft hat, feiert Fußball. Bayer Leverkusens Trainer Bruno Labbadia aber verhöhnt die Fete für Fans und Verein: Am Tag vor dem Finale an diesem Samstag gegen Werder Bremen (20 Uhr/ARD live) hat er zu einem Rundumschlag ausgeholt und damit seinen Rauswurf provoziert.
In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung hat sich Labbadia, dem seit Wochen ein spannungsgeladenes Verhältnis zur Mannschaft nachgesagt wird, über die allgemeinen Zustände bei Bayer Leverkusen beklagt. „Sicher ist, es müssen sich einige Voraussetzungen ändern”, nörgelt der Trainer und sprach sogar von einer „Kampagne” gegen ihn. Besonders die Zusammenarbeit mit Manager Michael Reschke betrachtet er als gescheitert. Von Anfang an habe man „keine gemeinsame Arbeitsebene” gefunden.
Eigentor per Fallrückzieher
Am Tag vor dem Cupfinale kommt das natürlich einem Eigentor per Fallrückzieher gleich. Am Freitagabend gab es sogar Spekulationen darüber, dass Bayer sich wegen der fatalen Aussagen des Trainers sogar noch vor dem Pokal-Endspiel von Labbadia trennen könnte. Diesen Vermutungen aber traten die Verantwortlichen entgegen. „Es bleibt wie geplant dabei, dass wir am Dienstag ein Gespräch mit dem Trainer führen, in dem die Saison kritisch analysiert wird”, erklärte Sportdirektor Rudi Völler, dem daran gelegen ist, vor dem Finale das Feuer unter dem explosionsgefährdeten Kessel zu löschen.
Dass Labbadia auch in der nächsten Saison noch Trainer in Leverkusen sein könnte, nimmt niemand mehr an. Im Gegenteil: Es könnte durchaus sein, dass er sich so weit aus dem Fenster lehnt, weil er bereits einen neuen Vertrag bei einem anderen Klub unterschrieben hat. Er soll bereits Mitte der Woche Vertragsgespräche beim Hamburger SV geführt haben.
Rudi Völler wird sich über die aktuelle Entwicklung im Laufe des Freitags besonders geärgert haben. Noch am Mittag hatte der Sportdirektor den nach der miserablen Rückrunde schwer angeschlagenen Trainer öffentlich gestärkt. Völler versuchte, den Trainer aus der Schusslinie zu nehmen: „Wie man mit solchen Krisen umgeht, das führt gerade Werder Bremen seit Jahren vorbildlich vor. Gab es mal Gegenwind für Thomas Schaaf, kam aus den Gremien immer hundertprozentige Rückendeckung für den Trainer.”
Völler bloßgestellt
Am Freitagabend musste sich Völler bloßgestellt fühlen. Dass es mit Labbadia und der Mannschaft, die in der Hinrunde sensationell stark aufgetreten war und zeitweise sogar auf Platz eins gestanden hatte, zuletzt kaum noch funktionierte, bestätigte indirekt Kapitän Simon Rolfes: „Es ist doch klar: Wenn man auf Platz zehn steht, gibt es deutlich mehr Spannungen, als wenn man auf Platz eins steht.” Auch persönlich war der Kapitän mit der Einschätzung des Trainers, es fehlten mitreißende Führungsspieler in der Mannschaft, nicht einverstanden: „Als wir am 13. Spieltag Tabellenführer waren, fanden alle alles in Ordnung. Das mit dem fehlenden Führungsspieler ist mir zu einfach.”
Das absurde Theater in Leverkusen spielt nun natürlich dem durch die Niederlage im Uefa-Cup-Finale gegen Donezk selbst verunsicherten Gegner Werder Bremen in die Karten. Die Bremer behalten wie so oft ihre hanseatische Gelassenheit. Trainer Thomas Schaaf baut vor allem auf Spielmache Diego, der in Istanbul noch gesperrt war. Der zu Juventus Turin wechselnde Brasilianer brennt darauf, sich mit einer Gala-Vorstellung aus Bremen zu verabschieden.
Quelle: Der Westen online