30.05.2009
"Pistolero" Labbadia schießt sich ins Abseits
Vor dem Pokalfinale sorgt der Bayer-Coach mit einem Interview für Unruhe. Provoziert er seinen Rauswurf noch vor dem Endspiel?
Berlin - Schon vor dem Anpfiff des 66. Endspiels um den DFB-Pokal zwischen Bayer Leverkusen und Werder Bremen verdichten sich die Anzeichen, dass Bruno Labbadia bald nicht mehr auf der Bayer-Bank sitzen wird.
Wie zu seinen besten Zeiten als gefürchteter Torjäger sucht der nach einer mehr als enttäuschenden Bundesliga-Rückrunde umstrittene Leverkusens Trainer sein Heil in der Offensive - und knüpft seinerseits Bedingungen an eine Fortsetzung der Zusammenarbeit.
"Sicher ist: Es müssen sich einige Voraussetzungen ändern. Ein 'Weiter so' kann es ja für beide Seiten nicht geben", sagte Labbadia in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".
Der 43-Jährige kritisierte zugleich die interne "Kampagne" gegen seine Person und in diesem Zusammenhang die seiner Meinung nach nicht ausreichende Unterstützung durch die Klubführung.
Harte Kritik an der Klubführung
"Ich habe mich vor einem Jahr auch deshalb für Bayer Leverkusen entschieden, weil ich das Gefühl hatte, alle wollen genau diesen Weg mitgehen", sagte Labbadia.
Er habe in den Gesprächen darauf hingewiesen, dass der Klub raus müsse "aus der Komfortzone. Aber letztlich bin ich damit angeeckt."
Vor allem mit Manager Michael Reschke gebe es momentan keine Basis für eine weitere Zusammenarbeit: "Fakt ist, dass wir eigentlich von Anfang an keine gemeinsame Arbeitsebene fanden."
Zu viele Zugeständnisse an die Spieler?
Durch die fehlende Rückendeckung sei die Arbeit mit der Mannschaft erschwert worden.
"Zu oft verlangt man aber in Leverkusen, den Spielern Dinge zuzugestehen, damit sie sich wohlfühlen. Dabei muss man wissen, dass dies Folgen nach sich ziehen kann", erklärte der Coach, der als Spieler den Kampfnamen "Pistolero" trug.
Angebliches Misstrauensvotum des Teams
Aus dem Kreis der Mannschaft soll es Klagen über zu hartes Training und falsche Taktik gegeben haben.
Ein Misstrauensvotum soll 4:20 gegen Labbadia ausgefallen sein. Dass einige Spieler bereits beim Vorstand vorstellig geworden seien, hatte Sportdirektor Rudi Völler zuletzt als "Schwachsinnsparolen" abgetan.
Kein klares Bekenntnis
Am Freitagmittag konnte sich Völler aber nicht zu einem klaren Bekenntnis zu Labbadia durchringen.
Auf die Trainer-Problematik angesprochen, wich Völler aus und erklärte, der Finalgegner aus Bremen sei für ihn "das Paradebeispiel, wie man mit kleineren und größeren Krisen umgeht."
Dort werde sofort betont, dass Schaaf ein Top-Trainer sei, mit dem man noch viele Jahre arbeiten wolle.
Völler im Finale auf der Bank?
Ob Labbadia nach seinem aktuellen Vorstoß noch eine Zukunft in Leverkusen hat, erscheint mehr als fraglich.
"Riesen-Skandal! Labbadia provoziert seinen Rauswurf", titelte der Kölner "Express" und spekulierte, Labbadia werde womöglich im Finale nicht mehr auf der Bank sitzen und dort von Völler vertreten.
Auf Nachfrage der Boulevardzeitung versuchte Labbadia zu beschwichtigen.
Er habe bereits mit Völler gesprochen und sehe "das alles gar nicht so dramatisch. Die Dinge, die ich gesagt habe, sind nicht so schwerwiegend." Völler habe die Angelegenheit "ganz gelassen zur Kenntnis genommen."
Andeutungen von Holzhäuser
Nach dem Pokalendspiel soll es ein Treffen mit Völler, Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser und Labbadia zu dessen Zukunft geben. Angeblich habe Labbadia gefordert, Reschke dürfe nicht dabei sein.
"Mit wem wir uns nach dem Pokalspiel zusammen setzen, entscheiden immer noch wir", gab sich Holzhäuser im "Express" unbeeindruckt und ergänzte vielsagend:
"Ich habe immer gesagt, dass wir für die kommende Spielzeit an einigen Stellschrauben justieren müssen. Es müssen ja nicht die Spieler sein."
Slomka und Olsen im Gespräch
Während Labbadia bereits beim Hamburger SV als Nachfolger für Martin Jol gehandelt wird, kursieren auch in Leverkusen erste Namen.
Neben Mirko Slomka, der zuletzt mit fast allen auf Trainersuche befindlichen Vereinen in Verbindung gebracht wurde, gilt auch Morten Olsen als ein Kandidat.