Am Dienstag beendet Labbadia seinen Job bei Bayer 04

  • Aus Berlin berichtet Jörg Runde


    Die Arme hatte Bruno Labbadia vor der Brust verschränkt, der Blick war starr auf das Siegerpodest gerichtet. Fast regungslos schaute sich der Trainer von Bayer Leverkusen die Jubeltänze der Pokalgewinner aus Werder Bremen an. Vielleicht ging ihm in diesem Augenblick bereits durch den Kopf, dass er mit seinem aktuellen Verein dort oben wohl nicht mehr stehen wird.


    Mit der Final-Niederlage vergaben der Coach und sein Team die Chance, eine völlig verkorkste Saison mit einem schwachen Platz neun in der Bundesliga noch zu retten. Und wie es aussieht, ist auch Labbadias Job unterm Bayer-Kreuz nicht mehr zu retten.


    Knackpunkt Reschke


    Schon seit Wochen halten sich die Gerüchte hartnäckig, dass der Fußballlehrer nach seiner ersten Spielzeit auf der Kommandobrücke der Rheinländer aufhören muss. Die Zusammenarbeit mit Manager Michael Reschke kann als solche nicht bezeichnet werden. Das zumindest ließ Labbadia in einem Interview mit der "Süddeutsche Zeitung" verlauten.


    Der Spaßfaktor tendiert gegen Null


    Und auch im Verhältnis zur Mannschaft gibt es gewaltige Unstimmigkeiten. Die Spieler seien genervt von Labbadias Art, heißt es aus dem Team. Er sei zu penibel, wolle immer nur korrigieren, auch nach gelungenen Aktionen. Ein großer Besserwisser halt. Spaß am Fußball sei unter dem aktuellen Bayer-Coach nicht möglich. Offiziell wird das so niemand zugeben, aber es entspricht der Realität.


    Völlers Pfeifen im Walde


    Noch stellt sich Sportdirektor Rudi Völler schützend vor Labbadia. Auch nach dem verlorenen Finale: "Wir werden uns zusammensetzen, und einige Dinge ansprechen, die sich aufgestaut haben. Unter Männern, wie sich das gehört. Wir sind immer noch davon überzeugt, dass der Bruno der richtige Trainer für uns ist", sagte Völler.


    Zu stur?


    Was sollte er auch anderes sagen? Völler war es schließlich, der den Trainer von Zweitligist Greuther Fürth an den Rhein lotste. Und Völler wusste ganz genau, wen er da verpflichtete. Einen Mann, der auf Akribie allergrößten Wert legt und der sich in keinster Weise reinreden lässt. Nicht von den Verantwortlichen. Und schon gar nicht von Spielern. Labbadia geht seinen Weg, Widerstände sind nicht vorgesehen.


    Letzter Gang zum Kabinenschrank


    Am Dienstag werde man die Saison Revue passieren lassen und schonungslos analysieren, hieß es nach dem Endspiel. Spätestens am Dienstag wird Bruno Labbadia - und davon ist auszugehen - Tacheles reden. Und danach wird er seinen Kabinenschrank wohl räumen. Das ist zumindest aus dem Umfeld Labbadias zu vernehmen. Offen ist noch, ob er den Impuls selber setzt oder der Verein. Egal wie es kommt, Labbadia fällt weich.


    Zwei Ex-Klubs und einer aus der Heimat sind interessiert


    Potenzielle neue Arbeitgeber für den Trainer gibt es längst. Der 1. FC Kaiserslautern, Eintracht Frankfurt und der Hamburger SV werden hoch gehandelt, vor allem letztgenannter Klub ist nach dem Abgang von Publikumsliebling Martin Jol sehr interessiert. Schon vor einem Jahr hatte Labbadia bei den HSV-Verantwortlichen einen sehr guten Eindruck hinterlassen und war hinter Jol Kandidat Nummer zwei.


    Der HSV lechzt nach Titeln


    Und gerade Hamburg, wo man nach den vielen vergebenen Chancen in der Spielzeit 2008/2009 nach Erfolgen lechzt, bietet für den ehrgeizigen Labbadia eine herausragende Perspektive. Dort würde Labbadia mit dem HSV ohne eigenes Zutun im UEFA Cup antreten und hätte auch im Meisterrennen und im Kampf um den DFB-Pokal allerbeste Chancen. Auf den Geschmack dürfte er angesichts der Werder-Party ja schon einmal gekommen sein. Wenn auch nur aus Sicht des Verlierers.


    http://sport.t-online.de/c/18/90/51/64/18905164.html