Der Trainer, der immer ein Fremder im eigenen Klub war, und eine Klub-Führung, die ihn zum Teil mobbte. Das passt nicht. Gesucht wird (mal wieder) ein Werkself-kompatibler Trainer. Kurios: Das könnte auch Labbadia sein.
Der Fußball hat die Eigenschaft, manchmal ganz geradlinig zu Momenten der Gerechtigkeit zu finden, die Besseren zu belohnen, die Schlechteren zu bestrafen. So wie er das im Finale des DFB-Pokals getan hat. Werder Bremen hat es verdient, die letzte Trophäe, den letzten Lorbeer der Saison mit nach Hause zu nehmen., weil die Mannschaft, der Verein, das ganze Gebilde auftrat, wie man sich das wünschen muss von einem Gewinner des zweitwichtigsten Wettbewerbs im deutschen Fußballs.
Bayer 04 Leverkusen hat das nicht getan. Der Unterschied zwischen den beiden Vereinen ist viel größer, als das Spiel es auszudrücken vermochte, und erst recht die Abschlusstabelle der Bundesliga, die Bayer als Neunten und Werder als Zehnten ausweist. Dennoch steht hier ein Klub, der es auf schwierigen Umwegen in zwei Endspiele schaffte und trotz einer Saison voller innerer und äußerer Spannungen am Ende wieder zu sich gefunden hat. In Leverkusen haben sie noch nicht einmal damit begonnen.
Das Bild, das der Werksklub abgibt, passt so gar nicht zu dem Bild der heilen Welt, in dem sich Bayer 04 seit einigen Jahren gefällt, mit dem freundlichen Rudi Völler über allem, dem tüchtigen Kaufmann Wolfgang Holzhäuser, der findigen Scouting-Abteilung und dem jugendlichen Wir-Gefühl. Und wer nach den Ursachen der Entzweiung sucht, muss schon ein Jahr zurück gehen, bis zur Entlassung des intern beliebten, von den Fans aber abgelehnten Trainers Michael Skibbe, der so schön im Konzept des Großen und Ganzen aufging und die Harmonie nicht durch Eigentümlichkeiten wie ein persönliches Profil störte. Weil am Ende ein Sieg fehlte, musste Völlers Assistent aus den Tagen der Nationalmannschaft gehen, auf Druck des Gesellschafterausschusses, in dem immerhin Konzernchef Werner Wenning sitzt.
Dafür gab es schon Gründe. Das Problem war nur: Die handelnden Personen des Fußballs wollten gar nichts wirklich Neues. Aber sie verpflichteten Bruno Labbadia. Und der stand dann da: mit seinem brennenden Ehrgeiz, neuen Ideen, seiner Kompromisslosigkeit, aber auch einem krassen Mangel an Erfahrung, Souveränität und Stilsicherheit. Und in dieser Kluft, die sich zwischen dem Alten und dem Neuen auftat, ist schließlich eine Saison kaputt gegangen, die großartig hätte werden können.
Man mag Labbadias skandalöse Interview-Inszenierung am Finaltag wirklich als Hilfeschrei sehen, denn er war monatelang ein Fremder am eigenen Arbeitsplatz, vom Team nicht respektiert, von Teilen der Klubführung gemobbt, aber diese finale Abrechnung war schließlich auch kalkuliert und unverzeihlich. Komischerweise ließen beide Seiten nach dem logischen Scheitern bei der letzten Chance einen Zweifel daran, dass das Missverständnis ihrer Zusammenarbeit nicht mehr reparabel ist. Sie haben ein Jahr lang nicht geschafft, sich aneinander zu gewöhnen. Wie sollte das nach den Vorkommnissen der letzten Tage möglich sein? Es gibt nur eine Entscheidung, die für beide sinnvoll ist: Trennung.
Und es ist das Kuriose an dieser Branche, dass der Trainer hier nicht einmal der Verlierer ist. In der momentanen Situation wird es für ihn einfacher sein, einen passenden Job zu finden als für Bayer 04, einen passenden, Werksklub-kompatiblen Trainer. Und der könnte wiederum Labbadia heißen.