Leverkusen. Trotz verkorkster Saison und verlorenen Pokalfinale feierte Bayer Leverkusen eine Party im ehemaligem Stadtbad. Die Bayer-Bosse verkneifen sich Revanchefouls gegen Trainer Bruno Labbadia.
Wahre Größe, so hat es ein kluger Mensch mal formuliert, zeigt sich in der Niederlage. So gesehen hat Bayer Leverkusen nach dem 0:1 im Pokalfinale gegen Werder Bremen tatsächlich Größe gezeigt. Denn ihre vorbereitete Party in einem umgestalteten Stadtbad im Berliner Szene-Stadtteil Prenzlauer Berg brachten die Leverkusener durchaus mit Stil über die Bühne. Nicht mal zu einem Revanchefoul gegen ihren Trainer Bruno Labbadia ließen sich die Bayer-Bosse hinreißen, obwohl dessen General-Abrechnung vom Vorabend des Finales nach wie vor ein großes Thema war.
Trainingspläne für den Urlaub
Es sah aus wie ein Abschied: Nachdem Labbadia unmittelbar nach dem Abpfiff im Olympiastadion jedem Spieler die Hand geschüttelt hatte, blieb er auf dem Spielfeld auffällig isoliert. Und beim Gang in die Fankurve nahm ihn auch keiner mit. Aber: Vor dem Rückflug gab der Trainer jedem Bayer-Profi einen neuen Trainingsplan mit auf den Weg in den Urlaub.
Dabei scheint das Tischtuch zwischen Trainer und Mannschaft eigentlich längst komplett zerschnitten. „Wir haben einiges aufzuarbeiten.” So die Ankündigung von Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser vor dem großen Bilanzgespräch am heutigen Dienstag.
Ähnlich äußerte sich auch Rudi Völler, der als Dritter an der Runde teilnehmen wird. „Es haben sich einige Dinge angestaut”, ließ der Sportdirektor wissen, „es kommt alles auf den Tisch. Das machen wir sehr intern und sehr direkt.”
Völler las die Leviten
Einige „warme Worte” von Völler bekam Labbadia gleich in der Nacht zum Sonntag vor der Cocktail-Bar zu hören, wo ihm der Sportdirektor gestenreich die Leviten las. Ob's im Laufe dieser stundenlangen Unterredung wieder zu einer Annäherung kam? Völler tags darauf: „Ich gehe davon aus, dass es mit ihm weitergeht.”
Den Spielern dürfte dies aber schwer zu vermitteln sein. Vor allem Patrick Helmes und Simon Rolfes wurden deutlich. Der Kapitän: „Natürlich haben wir die Geschichte mitbekommen. Wir lesen schließlich auch Zeitung. Und ich weiß nicht, ob's ein glücklicher Zeitpunkt war – auch wenn ich das jetzt nicht als Entschuldigung für unser Spiel anführen möchte.”
Sein Stürmer-Kollege Patrick Helmes, der in der ersten Halbzeit bei Bayers einziger Großchance der ganzen Begegnung den Ball nicht richtig getroffen hatte, erklärte: „Normalerweise ist man in diesem Verein gewohnt, dass es ruhig zugeht. Da ist es schon komisch, solche Schlagzeilen zu lesen. Aber das ist nicht mein Interview, nicht meine Baustelle. Wir Spieler haben uns jedenfalls nicht unprofessionell verhalten.”
Helmes will bleiben
Dass der vom VfB Stuttgart umworbene entschiedene Labbadia-Kritiker wenig später ein klares Bekenntnis zu seiner Zukunft bei Bayer ablegte, wurde als Indiz dafür interpretiert, dass dort bald ein neuer Trainer das Ruder übernehmen wird. „Ich habe einen Vertrag bis 2013 und ich fühle mich wohl. Die Mannschaft hat außerdem noch einiges vor sich. Deshalb bin ich mit Sicherheit auch in der nächsten Saison noch hier”, machte Helmes klar.
Bei allem Ärger über Labbadias negative Rückrundenbilanz, sein Interview und den verlorenen Pokal: Mit negativen Äußerungen über den Coach hielten sich die Bayer-Bosse vornehm zurück.
Verlieren können sie
Ja, verlieren können sie nun mal , diese Leverkusener! Aber wer hätte damit auch mehr Erfahrung? Niemand. Da, wo in dem ehemaligen Stadtbad mal das Schwimmbecken war, saß nun in voller Breite „Calli” Calmund, der mehr zweite Plätze auf dem Kerbholz hat als jeder andere aktive oder ehemalige Bundesliga-Manager. In einer anderen Ecke sah man Klaus Toppmöller, der 2002 als Bayer-Trainer sogar das „Triple” erreicht hatte: Zweiter in der Bundesliga (hinter Dortmund), im Pokal (2:4 gegen Schalke) und der Champions League (1:2 gegen Real Madrid in Glasgow).
Allerdings tut die neueste Final-Niederlage besonders weh. Denn ausgerechnet vor der Rückkehr ins umgebaute Heimstadion hat Bayer dadurch die europäischen Wettbewerbe verpasst – mit allen Konsequenzen. Über die ersten wird Labbadia am heutigen Dienstag informiert.