Bruno Labbadias Zukunft entscheidet sich im Lauf des Tages. Das Tischtuch zwischen ihm und den Spielern scheint zerschnitten.
München - Das Schicksal von Bruno Labbadia in Leverkusen - es entscheidet sich wohl heute in einem Gespräch zwischen dem Trainer und der Klubführung.
Die Zeichen stehen auf Trennung, zu viele Wunden hat Labbadias Generalabrechnung in einem Zeitungsinterview (Labbadia vor dem Aus?) vor dem Pokalfinale hinterlassen.
Und wie es aussieht, würde Labbadia weich fallen: Der Hamburger SV favorisiert ihn laut Medienberichten als Nachfolger für Martin Jol - auch wenn sein Interview auch dort offenbar auf Verwunderung gestoßen ist.
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"Behandelt uns wie Kinder"
Vollends zerschnitten scheint das Tischtuch zwischen Labbadia und seinen Spielern.
Glaubt man dem "Express", ist das Interview des Trainers in der Mannschaft als Ego-Trip auf ihre Kosten angekommen.
"Der Trainer behandelt uns wie Kinder. Dabei ist er selbst ein Anfänger", ätzt ein ungenannter Bayer-Akteur im "Express".
Helmes' unverhohlener Vorwurf
Aber auch was einige Bayer-Spieler ohne den Schutz der Anonymität erklärten, spricht Bände.
Patrick Helmes etwa äußerte sich zu Labbadias Interview: "Man hätte es anders machen können, es hätte auch Montag in der Zeitung stehen können."
Helmes' mit einem unverhohlenen Vorwurf versehenes Fazit: "Wir haben uns jedenfalls nicht unprofessionell verhalten."
Auch Rolfes kritisiert offen
Auch Kapitän Simon Rolfes nannte Labbadias Interview "mehr als unglücklich".
Und der Nationalspieler übte auch Kritik daran, dass Labbadia im Pokalfinale bis fünf Minuten vor Schluss warnte, ehe er mit offensiven Wechseln auf den 0:1-Rückstand reagierte.
"Wenn man zurückliegt, sollte man schon mehr Risiko gehen", so Helmes.
Schneiders Berater tobt
Bernd Schneider ist ein anderer, der schwer gekränkt ist.
Beim Finale machte er sich 45 Minuten am Spielfeldrand warm, um dann am Ende doch übergangen zu werden.
Schneiders Berater Michael Becker brachte das zur Raserei: "Das Verhalten des Nichterfolgstrainers ist nicht nur unerträglich, sondern stillos und unanständig."
Schneider denkt an Rücktritt
Schneider selbst war der Frust ebenso anzumerken, er trat nach Abpfiff gegen den Posten und feuerte sein Trikot zu Boden.
"Bernd war am Boden zerstört, er sprach schon von Rückschritt", zitiert der "Express" einen Teamkollegen.
Und auch was Schneider selbst erklärte, lässt sich in die Richtung auslegen: "Ich weiß noch nicht, wie es weiter geht. Ich frage mich schon: Passt es noch oder nicht?"
Rückendeckung von den Gesellschaftern
Aber nicht überall ist Labbadias brutale Bestandsaufnahme so schlecht angekommen wie bei den Spielern.
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass Labbadias Aussagen im Gesellschafterausschuss des Klubs - in dem unter anderem der Sponsor vertreten ist - auf positives Echo gestoßen ist.
Der Zeitpunkt der Fundamentalkritik wäre dort zwar auch nicht gut angekommen, aber rein inhaltlich würde man Labbadia dort recht geben - und sich für seinen Verbleib aussprechen.
Nicht alle Türen zugeschlagen
Ein Trainer, der Klartext redet und mutig seinen Weg geht, würde Leverkusen gut tun, so der Tenor.
Womöglich schlug Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser auch deshalb vor dem Gespräch mit Labbadia nicht alle Türen zu. (Alles ganz anders: Bleibt Labbadia doch?)
Man werde "Meinungen austauschen, aufeinanderlegen und prüfen", so Holzhäuser. Womöglich komme "ein Kompromiss heraus".