Die Bundesliga-Sensation: Jupp Heynckes, der nach seinem Bayern-Intermezzo aufhören wollte, wird Coach in Leverkusen. Ein Exklusiv-Interview.
MÜNCHEN - Der Bundesliga-Knaller schlechthin, die Sensationsmeldung am Freitag Abend: Jupp Heynckes wird neuer Trainer bei Bayer Leverkusen. Der 64-Jährige sagte nach einer Sitzung des Bayer-Gesellschafterausschusses per Handschlag bis 2011 zu. Gleichzeitig erhielt sein Vorgänger Bruno Labbadia von Bayer die Freigabe für einen Wechsel zum HSV, wo er einen Kontrakt bis 2012 unterschreiben wird.
Heynckes ist wohl als Nothelfer bei den Bayern, als er zu Saisonende für den gefeuerten Jürgen Klinsmann einsprang und durch vier Siege und ein Unentschieden in den letzten fünf Saisonspielen die Qualifikation für die Champions League schaffte nach zweijähriger Pause wieder auf den Geschmack gekommen. Bayer hatte erst am Donnerstag Kontakt zu Heynckes aufgenommen, nachdem Labbadia seinen Wunsch um Auflösung des Vertrages verkündet hatte.
„Bruno wollte einen Neuanfang. Nach dieser Entscheidung war Heynckes für uns erste Wahl, zumal wir uns schon in den vergangenen Jahren immer wieder mit diesem Thema befasst hatten“, erklärte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. „Wir sind davon überzeugt, dass gerade unsere junge Mannschaft von seiner Erfahrung und seiner natürlichen Autorität profitieren wird.“
Das Exklusiv-Interview mit Jupp Heynckes:
AZ: Herr Heynckes, Sie wollten doch Frührentner werden und nach dem Kurz-Engagement beim FC Bayern das Leben in Ihrer Heimat in Mönchengladbach genießen. Wie kam es dazu, dass Sie sich nun anders entschieden haben?
JUPP HEYNCKES: Das war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Erst gestern hat mich Rudi Völler angerufen und gefragt, ob ich zu einem Gespräch bereit wäre. Bruno Labbadia hatte die Leverkusener Führung gebeten, von seinem Vertrag zurücktreten zu können, dem wurde entsprochen. Dann hatten wir eine Besprechung und ich hatte gebeten, eine Nacht darüber schlafen zu können. Am Freitag früh habe ich ja gesagt und wir haben zunächst per Handschlag einen Zwei-Jahresvertrag fixiert.
Mit wem haben Sie zuerst darüber gesprochen - mit Ihrer Frau Iris oder mit Ihrem Freund Uli Hoeneß?
Natürlich mit meiner Frau. Aber in diesen Dingen unterstützt sie mich und überlässt mir die Entscheidung. Natürlich habe ich auch mit Uli telefoniert. Er hat mir zugeraten mit dem Hinweis, dass ich ja in den letzten fünf Wochen einen tollen Urlaub in München verbracht habe (lacht).
Warum Leverkusen? Die Mannschaft hat das Pokalfinale verloren und spielt kommendes Jahr nicht international.
Weil ich ein sehr gutes Gefühl habe. Das ist eine junge, sehr talentierte Mannschaft, die ihre richtige Entwicklung noch vor sich hat. Ich denke, dass ich da einiges bewegen kann. Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe.
Das war's dann mit Urlaub. Ihre Familie und Ihr Hund Cando müssen leiden. Werden Sie in Mönchengladbach wohnen bleiben und pendeln?
Das werde ich nicht machen. Wer mich kennt, weiß, dass ich ständig bei der Mannschaft sein will. Ich werde mir in Leverkusen ein Appartment nehmen oder ein Hotelzimmer beziehen.
Hat Ihnen der Fünf-Wochen-Job beim FC Bayern doch wieder so richtig Lust gemacht auf Bundesliga-Fußball?
Ach, ich kenne den Fußball seit 40 Jahren, beschäftige mich immer intensiv. Ich betrachte es als Ehre und freue mich, dass Rudi Völler mich gefragt hat. Wir kennen und schätzen uns schon sehr lange.
Ein Bayern-Spieler ist gerade an Bayer Leverkusen ausgeliehen: Toni Kroos. Bleibt es dabei?
Ja, die Vereine hatten sich schon vorher darüber verständigt. Das ist geklärt. Er ist ein toller, sehr talentierter Bursche, dem das eine Jahr in Leverkusen für seine Zukunft sicher sehr gut tun wird für seine Karriere.
Wann geht es los?
Eigentlich sofort. Nun muss geplant werden, viele Gespräche stehen an. Trainingsstart ist am 29. Juni. Ich arbeite mich ab sofort mit meinem Co-Trainer Peter Hermann, der aus Nürnberg kommt, ein. Und Urlaub mache ich jetzt eben zu Hause.
