Trotz aller Dementis war Bruno Labbadias Ende als Leverkusener Coach absehbar und sein Wechsel zum HSV nur eine Frage der Zeit. Sein Nachfolger Jupp Heynckes ist nur auf den ersten Blick eine Überraschung - denn mit seinem Profil ist er derzeit genau der Richtige für die Werkself.
Kein Mensch hat geglaubt, was sie beim Werksklub in den Tagen seit dem Pokal-Finale erzählt haben. Weniger Zukunft als Bruno Labbadia in Leverkusen hatte in der Geschichte des Fußballs noch kein Trainer bei einem Verein. Alles war zerstört. Die Beziehung zur Mannschaft und sogar zur sportlichen Führung, die ihm lange goldene Brücken gebaut und Kränze geflochten hatte. Typisch Bayer, dass heftigstes Dementi sofort in den Vollzug des Gegenteils überging.
Nicht nur die Freigabe für den Ungeliebten in Richtung Hamburg verkündete die Klubführung, sondern auch den Namen des Nachfolgers. Jupp Heynckes. Diese Wahl ist viel weniger erstaunlich, als sie auf den ersten Blick erscheinen mag. Der 64-Jährige ist von seinem Profil genau, was der Verein jetzt braucht: Fachmann, Ehrenmann, stur in der Sache und, wenn es sein muss, mit Verständnis für die menschlichen Schwächen des Business. Natürlich waren die letzten fünf Spiele in München eine hervorragende Bewerbung für den Mann, dessen Ruf zuvor in Schalke und Mönchengladbach gelitten hatte.
Aber Bayer ist anders als diese Klubs. Ein Gebilde voller Talent, allerdings auch mit einer großen Schwäche: Man liebt dieses Talent so sehr, dass sich die Verantwortlichen in den letzten Jahren oft schwer taten, es zu disziplinieren und - falls nötig - vor Konsequenzen zu stellen, die unangenehm sind. Es wird das Verdienst des Trainers Labbadia bleiben, diese Defizite brutal zum Vorschein gebracht zu haben. Mehr aber nicht. Um sie zu reparieren, fehlten ihm entscheidende Qualitäten. Vor allem Souveränität, Einfühlungsvermögen und Stilsicherheit.
