"Es brennt noch in mir"

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    Der Senior kann's nicht lassen: Jupp Heynckes hat als Klinsmann-Notersatz in München wieder Gefallen am Job gefunden - und unterbricht die Rente für noch mal mindestens zwei Jahre. Bei Bayer Leverkusen soll er eine talentierte, aber wenig konstante Mannschaft nach vorne bringen.


    Hamburg - Jupp Heynckes konnte der erneuten Verlockung nicht widerstehen. Nach den fünf Spielen als Klinsmann-Nachfolger, in denen Bayern 13 Punkte holte, ließ sich Heynckes abermals zu einem Comeback überreden. Kurzentschlossen besiegelte er am Freitag per Handschlag eine zweijährige Zusammenarbeit mit Bayer Leverkusen. Das Happy End beim Rekordmeister, mit dem er noch den Einzug in die Champions League geschafft hatte, sorgte für einen Sinneswandel: "Während meines kurzen Gastspiels in München habe ich gemerkt, dass es noch in mir brennt", bekannte Heynckes.


    Nach den fehlgeschlagenen Versuchen, mit jungen Trainern wie Michael Skibbe und Bruno Labbadia den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, setzt die Clubführung nun auf Routine. Der mit 64 Jahren älteste Bundesliga-Trainer soll das junge, instabile Team auf Vordermann bringen. Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser ist zuversichtlich, dass sich die verblüffende Personalentscheidung bezahlt macht: "Wir sind davon überzeugt, dass gerade unsere junge Mannschaft von seiner Erfahrung und seiner natürlichen Autorität profitieren wird."


    Der nach seinem rund zweijährigen Rückzug ins Private fast in Vergessenheit geratene Heynckes ist in den Bundesliga-Chefetagen urplötzlich wieder begehrt. Hämische Kommentare wie die des einstigen Schalke-Managers Rudi Assauer, der den Fußball-Lehrer im September 2004 nach gut 14 Monaten mit der Aussage "Der Jupp ist ein Fußballer der alten Schule, aber wir haben 2004", verabschiedet hatte, würde heute wohl kein Manager wiederholen. Erfolge wie der Triumph in der Champions League mit Real Madrid (1998) und die deutschen Meistertitel mit Bayern München (1989/1990) gelten vielerorts wieder mehr als innovative Konzepte junger Trainer.


    Anders als zuletzt in München soll Heynckes auf seiner insgesamt zwölften Trainerstation nicht als kurzfristiger Retter, sondern als Stratege mit langfristiger Zielsetzung wirken. "Das war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Natürlich habe ich auch mit Uli Hoeneß telefoniert. Er hat mir zugeraten mit dem Hinweis, dass ich ja in den letzten fünf Wochen einen tollen Urlaub in München verbracht habe", sagte der Weltmeister von 1974 in einem Interview mit "abendzeitung.de".


    Damit wird wahr, was er schon vor zwei Wochen bei seinem umjubelten Abschied aus München angedeutet hatte: "Ich bin kein Mensch, der jetzt sagt, das war es. Normalerweise möchte ich meine Trainerlaufbahn beenden, aber vielleicht braucht man mich irgendwann wieder mal."


    Offenbar hatten die Leverkusener gut zugehört. Der Entschluss des bisherigen Trainers Labbadia, zum Hamburger SV zu wechseln, ebnete den Weg für die überraschende Verpflichtung von Heynckes. "Wir hatten uns für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit ausgesprochen - aber Bruno wollte einen Neuanfang", sagte Geschäftsführer Holzhäuser. Immerhin kassierte Bayer für den Wechsel des noch ein Jahr vertraglich gebundenen Labbadias dem Vernehmen nach eine Ablöse von 1,3 Millionen Euro. Das in aller Eile getroffene Votum für Heynckes rechtfertigte Holzhäuser: "Heynckes war für uns erste Wahl, zumal wir uns schon in den vergangenen Jahren immer wieder mit diesem Thema befasst hatten."


    Assistenztrainer von Jupp Heynckes wird ein alter Bekannter: Nur wenige Tage nach dem direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga muss sich der 1. FC Nürnberg nach einem neuen Co-Trainer umschauen. Assistenzcoach Peter Hermann werde zu seinem langjährigen Verein Bayer Leverkusen zurückkehren und künftig an seiner Seite arbeiten, berichtete der neue Chefcoach der Rheinländer, Jupp Heynckes, in einem Interview der Münchner "Abendzeitung". Der frühere Bundesliga- Profi Hermann war erst im vergangenen September als Co-Trainer von Nürnbergs neuem Chefcoach Michael Oenning gekommen.


    Der 57-jährige Hermann, der als Spieler 122 Bundesliga-Partien bestritt, arbeitete als Assistenzcoach in Leverkusen bereits unter anderem mit Trainern wie Erich Ribbeck, Christoph Daum, Berti Vogts und Rudi Völler.


    ruf/dpa