NÜRNBERG: Co-Trainer nicht zu halten
Eigentlich pflegt Martin Bader ein gutes Verhältnis zu den Verantwortlichen von Bayer Leverkusen. Am Samstag jedoch reagierte der Sportdirektor des 1. FC Nürnberg irritiert, ja verärgert, als er den Medien entnehmen musste, Co-Trainer Peter Hermann (57) werde Assistent von Jupp Heynckes beim Pokalfinalisten. Zu einem Zeitpunkt, als weder Hermann noch Leverkusen Bader kontaktiert hatten.
Eine voreilige Vollzugsmeldung, denn Hermann hat seine Ausstiegsklausel mit der Frist 31. Mai nicht gezogen und ist daher noch bis zum 30. Juni 2010 an die Franken gebunden. Ergo hat er auch noch keinen Vertrag bei Bayer unterschrieben. Soweit die nackten Fakten, die Geschichte dahinter ist viel komplizierter und Bader Realist genug, um zu wissen: „Ich kann ihn nicht zwingen zu bleiben.“
Hermann gehörte über 30 Jahre zum Leverkusener Inventar, ehe er im September dem Lockruf von Cheftrainer Michael Oenning nach Nürnberg folgte. Bei Bayer durfte der ruhige, loyale Hermann nur noch Scout sein, wollte jedoch weiter täglich Rasenduft einatmen. In Nürnberg erarbeitete er sich schnell den Respekt und die Achtung aller im Verein, gerade die jungen Spieler schauten zu ihm auf. „Er kannte mich überhaupt nicht, hat aber in vielen Einzelschichten mit mir gearbeitet. Ich habe ihm viel zu verdanken“, lobt beispielsweise Mike Frantz (22).
Doch da ist noch die andere, die familiäre Seite. Der Co-Trainer leidet unter der räumlichen Trennung von seiner Familie und tendiert zu einer Rückkehr in den Westen. „Die Option mit Bayer hat sich überraschend ergeben“, erklärt Hermann, dem die ganze Sache unangenehm ist: „Die Meldung war übereilt und nicht korrekt. Erst mal muss ich mit Nürnberg reden.“
Dies wird am heutigen Montag geschehen. Danach geht es mit Leverkusen um die Modalitäten und Michael Oenning wird sich, so viel scheint klar, einen neuen Assistenten suchen müssen. „Ein bisschen werde ich schon um ihn kämpfen“, wehrt sich Bader noch.
Zur Sprache wird der Name Stefan Reinartz kommen. Den 20-jährigen Leihspieler kann Leverkusen schon diesen Sommer zurückholen. Ein möglicher Deal: Er bleibt noch ein Jahr beim Club und Hermann, den auch Michael Skibbe nach Frankfurt holen wollte, erhält dafür die Freigabe. Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser blockt freilich ab: „Man kann beide Personalien nicht in Einklang bringen, weil bei Reinartz der Trainer das letzte Wort hat.“
FRANK LINKESCH
Quelle: kicker-Printausgabe vom 08.06.09