Trotz verkorkster Saison und Patrick Helmes' schwerer Verletzung gibt es bei Bayer Leverkusen kein Hadern. Der Blick geht nach vorn.
Von Thorsten Mesch
München - Eigentlich hatte es Bayer Leverkusen zuletzt schon hart genug erwischt:
Absturz in der Bundesliga von Platz eins nach dem 13. Spieltag auf Platz neun, Niederlage im DFB-Pokal-Finale, Trennung von Trainer Bruno Labbadia.
Am Freitag folgte der nächste Tiefschlag. Patrick Helmes fällt mit einem Kreuzbandriss mehrere Monate aus.
"Dies ist ganz bitter für Patrick. Er wird uns sicherlich sehr fehlen", sagte der neue Trainer Jupp Heynckes. Und Sportdirektor Rudi Völler meinte: "Das ist für Patrick und für uns alle ein Schock, von dem wir uns erst einmal erholen müssen."
Helmes-Verletzung "ein Schock"
Die Freude über die Verpflichtung von "Glücksgriff" Heynckes als Nachfolger für den zum Hamburger SV abgewanderten Labbadia ist noch nicht einmal richtig abgeklungen, da tut sich für die Bayer-Verantwortlichen die nächste Frage auf.
Wer soll Helmes, mit 24 Pflichtspiel-Toren in der vergangenen Saison Bayers treffsicherster Stürmer, ersetzen? Ob und wann die Leverkusener auf dem Transfermarkt tätig werden, ist noch unklar.
Noch keine Entscheidung über Ersatz
"Wir müssen uns Gedanken machen, ob wir uns noch einen jungen Stürmer holen, oder ob wir den Ausfall mit einem Spieler aus den eigenen Reihen kompensieren", meinte Heynckes.
"Wir werden uns in Ruhe zusammensetzen und dann entscheiden. Wir müssen gucken, was machbar ist und Sinn macht", erklärte Völler. "Anfang der nächsten Woche" werde man über konkrete Schritte beraten.
Helmes' Verletzung trifft Bayer schwer, ist aber nicht die einzige Baustelle für die Sportliche Leitung.
Heynckes will Barnetta halten
Zwar hatte Helmes, der in Stuttgart als Nachfolger von Mario Gomez gehandelt worden war, nach dem verlorenen Pokalfinale betont, er wolle seinen bis 2013 laufenden Vertrag erfüllen.
Doch ob der unter Labbadia zuletzt unzufriedene Tranquillo Barnetta bleibt, ist noch nicht gesichert.
Der neue Trainer will den Schweizer auf keinen Fall ziehen lassen. "Ich halte sehr viel von ihm, ich würde gerne mit ihm arbeiten", betonte Heynckes.
Vidal hat höhere Ziele
Ob das auch für Arturo Vidal gilt? "Ich weiß nicht, ob ich gehe oder bleibe. Ich habe andere Möglichkeiten", hatte der Chilene zuletzt verlauten lassen.
Vidal möchte nicht noch einmal eine enttäuschende Spielzeit wie die gerade abgelaufene erleben.
"Wenn ich bleibe, müssen wir um die Meisterschaft spielen und nicht so viele Punkte verschenken wie diese Saison", forderte der 22-Jährige, der in Leverkusen einen Vertrag bis 2012 hat.
Renato Augusto "unverkäuflich"
Renato Augustos Kontrakt läuft sogar noch zwei Jahre länger. Der Brasilianer war einer der wenigen Lichtblicke der vergangenen Saison und steht bei Vereinen in ganz Europa auf der Wunschliste.
Zuletzt soll Christoph Daum Interesse bekundet haben, den Mittelfeldspieler zu seinem neuen Verein Fenerbahce Istanbul zu holen.
Doch Völler erteilte den Spekulationen über einen Weggang des 21-Jährigen eine klare Absage: "Keine Chance. Er ist unverkäuflich."
Adler bekennt sich zu Bayer
Das dürfte auch für Rene Adler gelten. Mit einem Wechsel zu einem international spielenden Spitzenklub würde der Nationaltorhüter seine Chancen, bei der WM 2010 die Nummer eins zu sein, wahrscheinlich verbessern.
Bayern München und Manchester United wurden als potentielle Interessenten genannt. Doch Adler bekennt sich zu Bayer.
"Ich habe nicht vor, Leverkusen zu verlassen. Ich fühle mich sehr wohl und glaube an die Mannschaft", erklärte der 24-Jährige in einem "Express"-Interview.
"Ich schaue jetzt nach vorne"
"Es ist doch kein Geheimnis, dass ich irgendwann einmal in die Champions League will. Das ist das Ziel eines jeden Fußballers, der ehrgeizig ist", ergänzte Adler, "aber ich will nicht über Eventualitäten reden."
Nach der miserablen Rückrunde, in der Bayer nur 17 Punkte holte, habe ihn die Niederlage im Pokalfinale zwar "sehr hart getroffen, aber jetzt schaue ich nach vorne."
Europapokal-Teilnahme als Pflicht
Eine andere Wahl bleibt auch Helmes nicht, der am Freitag in Köln operiert wurde. "Sein Ziel muss es sein, dass er noch zur WM kommt", so Völler.
Bayers Ziel muss es sein, im nächsten Jahr wieder international zu spielen. Denn sollte Leverkusen zum dritten Mal in Folge den Europacup verpassen, werden die Leistungsträger wohl kaum noch zu halten sein.
Potenzial nicht ausgeschöpft
"Es gibt viele Kleinigkeiten, die man verbessern kann", weiß Heynckes, der überzeugt ist, dass "die Mannschaft hat wesentlich mehr Potenzial hat, als sie bisher gezeigt hat."
Für sein Comeback muss Helmes nun in der Rehabilitation schuften. Und auch auf Völler, Heynckes und Co. wartet eine Menge Arbeit.