Helmes: „Dieses Zwischentief wird mich nicht stoppen“
Die kommende Bundesliga-Saison hat noch nicht begonnen, für Ende Juni sind die ersten Testspiele und Trainingslager der Bundesliga-Klubs angesetzt, doch der erste Pechvogel steht schon fest: Patrick Helmes.
Der 25-jährige Nationalstürmer hat sich vergangene Woche einen Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie zugezogen. „Momentan machen mir nur die Krücken zu schaffen“, berichtet Patrick Helmes, der bereits am Freitag in Köln von Professor Dr. Peter Schäferhoff erfolgreich operiert wurde und schon wieder mit einem intensiven Reha-Training angefangen hat.
Sein Vater Uwe Helmes, selbst ein Fußballprofi, stand ganz zu Beginn der steilen Karriere. „Bis ich 14 oder 15 Jahre alt war, hat er immer mit mir trainiert. Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich heute beidfüssig schieße“, sagt Patrick Helmes. In der Saison 2004/2005 schoss er die Sportfreunde Siegen in die 2. Bundesliga, in der Saison 2007/2008 den 1. FC Köln in die Bundesliga. Auch vergangene Saison im Trikot der „Werkself“ traf Patrick Helmes regelmäßig das Tor: 21 Mal – das bedeutete Platz vier in der Torjägerliste. Gerade als er den Urlaub begonnen hatte, kam die Knieverletzung. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth sprach mit dem Leverkusener Stürmer über den langen Weg zurück in die Nationalmannschaft.
Frage: Herr Helmes, wie geht es Ihnen?
Patrick Helmes: Alles ist gut gelaufen, auch der Arzt war mit dem Ergebnis der Operation sehr zufrieden. Ich bin inzwischen völlig schmerzfrei. Momentan machen mir nur die Krücken zu schaffen, aber in zwei Wochen werde ich die in die Ecke stellen dürfen. Die Spezialschiene bleibt wohl noch fünf Wochen dran.
Frage: Wie schauen die nächsten Etappen Ihrer Reha-Behandlung aus?
Helmes: Ich verbringe jeden Tag rund eineinhalb Stunden in der medizinischen Abteilung von Bayer Leverkusen, meistens mit Lymphdrainagen und manueller Therapie des Knies. Ab nächster Woche kommt dazu Krafttraining für den Oberkörper, dann wird mein Tagesprogramm etwa drei Stunden dauern. Ich hoffe, dass ich in zweieinhalb Monaten mit leichtem Belastungstraining draußen anfangen kann.
Frage: Die Ärzte gehen von sechs Monaten Verletzungspause aus. Was denken Sie?
Helmes: Das ist der Standard, so ist auch meine Erwartung.
Frage: Am Anfang hieß es seitens des Vereins, der Unfall sei bei der ‚aktiven Erholung’ geschehen. Erzählen Sie uns bitte, was genau passiert ist?
Helmes: Ein Fußballer kann doch nicht einfach den Ball weglegen. Ich habe mich also mit ein paar Freunden in meiner Heimatstadt Siegen zum Fußballspielen getroffen. Wir hatten viel Spaß, und dann ist es plötzlich passiert - ohne jede Fremdeinwirkung. Ich hatte einen relativ guten Stand, und bin nicht weggerutscht, als mein Knie urplötzlich nachgab. Ich wusste sofort, dass es ernst war. Die Beschwerden wurden dann immer stärker und am anderen Morgen war die Diagnose klar: Kreuzbandriss, sofortige Operation.
Frage: Nach begeisterndem Offensivfußball in der Hinrunde holte Leverkusen in der gesamten Rückrunde magere 17 Punkte. Welches Ziel will und kann Bayer nächste Saison erreichen?
Helmes: Wir wollen ins europäische Geschäft und gehören auch dahin.
Frage: Bewältigt Deutschland die kommenden schweren Qualifikationsspiele, inklusive dem mit größter Spannung erwarteten Qualifikationsspiel am 10. Oktober in Moskau gegen Russland? Und ist dann Patrick Helmes im Sommer 2010 bei der WM in Südafrika dabei?
Helmes: Ich bin zuversichtlich, dass unser Team in Moskau ein gutes Spiel abliefert und wir uns für die WM-Endrunde 2010 qualifizieren. Für mich ist nach meiner Verletzung und Operation natürlich Südafrika in weite Ferne gerückt. Doch es ist ganz klar: Die WM im Sommer 2010 bleibt mein Ziel. Es wird sicher schwierig für mich, aber ich glaube fest daran und setze auf die Bundesliga-Rückrunde.
Frage: Klose, Gomez und Podolski könnten drei Stürmer im WM-Aufgebot sein. Wie sehen Sie Ihre eigenen Chancen und wer sind Ihre direkten Konkurrenten um den vierten Platz im Angriff?
Helmes: Das geht heute so schnell, da muss nur ein junger Stürmer in der Bundesliga einen Lauf haben, und schon gibt es wieder einen neuen Kandidaten. Sicher gehört zu diesem Kreis auch mein Teamkollege Stefan Kießling. Ich bin ein geradliniger Stürmer. Wenn sich mir eine Chance bietet, nutze ich die auch kompromisslos. Die letzten sieben Jahre ging es immer bergauf. Dieses Zwischentief wird mich nicht stoppen.
Quelle: http://www.dfb.de/index.php?id=500014&tx_dfbnews_pi1[showUid]=18708&tx_dfbnews_pi4[cat]=56