Fans „stinksauer auf den Bayer“
Von Andreas Pöttgen, 18.06.09, 12:29h
Fans von Bayer 04 müssen für Dauerkarten im mittleren B-Block in der kommenden Saison deutlich mehr zahlen. Dass der Verein das als "moderate Preiserhöhung" bezeichnet, ärgert viele umso mehr.
Ein Dauerplatz auf den neuen roten Sitzen (auf dem Bild in der Nordkurve) kostet Fans im mittleren B-Block deutlich mehr. BILD: KSMEDIANET
Leverkusen - Seit fast zehn Jahren hat Lutz Hänel (68) eine Dauerkarte bei Bayer 04. Mit seinem Enkel sieht er sich die Spiele der Werkself an, von der Gegentribüne im Block B3, Reihe 26, aus. Er mag seinen Platz und auch das Trüppchen, das dort seit einigen Jahren sitzt. Bisher hat er für seine Karte als Rentner 190 Euro gezahlt, für seinen Enkel 60 Euro. Nun ärgert sich Hänel ungemein über die Werkself. „In einem Schreiben wurde eine moderate Preiserhöhung angekündigt.“ Das findet er in Ordnung, schließlich baut der Verein ein neues Stadion. „Aber von moderat kann nicht die Rede sein“, sagt Hänel. Künftig soll der Rentner 340 Euro zahlen. Das sind knapp 79 Prozent mehr als im letzten Jahr. Die Karte für seinen elfjährigen Enkel würde Hänel ebenfalls 340 Euro kosten, was einem Aufschlag von 566 Prozent gleich kommt. Denn: „Kinderrabatte gibt es in unserem Block zukünftig nicht mehr“, stellt Hänel fest. Und so sitzt er bald alleine im Stadion, ohne seinen Enkel: „Der ist stinksauer auf den Bayer“ und geht künftig wohl öfter mit dem Vater nach Köln.
Ähnlich sauer ist Helmut Mayer, der auch in einem der beiden betroffenen B-Blöcke sitzt. Ihn ärgert, „dass die Geschäftsleitung die Unverfrorenheit besitzt, diese Erhöhung auch noch als moderat zu bezeichnen“. Er meint, für die meisten Fans zu sprechen, wenn er sagt: „Das haben wir nicht verdient und ihr habt uns nicht verdient“.
Meinolf Sprink, der Kommunikationsdirektor von Bayer 04, betrachtet die Situation etwas anders. Im Rahmen des Stadionumbaus seien die „Filet“-Blöcke F2 und F3 auf Höhe der Mittellinie verkleinert worden. Dafür habe Ersatz geschaffen werden müssen. In Zukunft seien die Blöcke B2 und B3 auch „Filet“-Blöcke, erklärte Sprink. Von dieser Maßnahme betroffen sind 3000 Bayer-Fans. „Die können sich aber auch anderswo im Stadion einen Platz zu den selben Konditionen wie vorher suchen“, sagt Sprink und verweist auf den neu geschaffenen Oberrang. „Auch dort braucht man kein Fernglas.“ Im Preis-Vergleich der Bundesliga sei Bayer 04 durch die neuen Preise vom Vorletzten auf den zwölften Platz gerückt, was auch mit den neuen VIP-Plätzen zu tun habe: „Im Vergleich mit anderen Vereinen an Rhein und Ruhr stehen wir immer noch sehr günstig da.“ Zum Vergleich: In Köln zahlt man für den teuersten Sitzplatz (kein VIP) 740 Euro, bei der Werkself 200 Euro weniger. Sprink verteidigt die Neuaufteilung im Stadion: „Betrachtet man die Preispolitik im gesamten Stadion, sind die Erhöhungen moderat“.
Der Enkel von Lutz Hänel wird die Werkself in Zukunft trotzdem nur noch in der „Sportschau“ sehen.