KSTA: Ungewollt prominent

  • Ungewollt prominent


    Von Frank Nägele, 18.06.09, 21:59h, aktualisiert 18.06.09, 22:01h


    Peter Hermann ist wieder bei Bayer - und wird mit offenen Armen empfangen. Das Hick-Hack um seine Rückkehr zum Werksklub hat den bescheidenden Assistenten peinlich berührt. Seine Arbeit wird so sehr geschätzt, dass drei Vereine um ihn gekämpft hatten.


    LEVERKUSEN - In den letzten Tagen machte Peter Hermann, der 57-Jährige, eine neue Erfahrung. Sein Name war Bestandteil von Schlagzeilen. „Das war mir ein bisschen peinlich“, gesteht der Mann, der sich viel lieber dort aufhält, wo keiner hinschaut. Im Hintergrund. Dort wird seine Arbeit so geschätzt, dass zuletzt gleich drei Vereine um seine Dienste gekämpft haben. Der 1. FC Nürnberg, Bayer 04 Leverkusen und Eintracht Frankfurt. „Das ist schon außergewöhnlich“, sagt Bayer-Sportchef Rudi Völler, „und es zeigt, welch gute Arbeit er leistet.“ In Leverkusen ist man froh über die Heimkehr des Trainer-Assistenten, der auf ein turbulentes Jahr zurück blickt. „Es war ja ein wunderschönes Jahr in Nürnberg, ich habe da viel erlebt, ich bin dafür sehr dankbar“, sagt Hermann, der nach über 30 Jahren Werksklub zum ersten Mal einen fremden Verein von innen sah. „Da sind schon viele Dinge anders, das kann man spüren, alleine die Tradition, die Euphorie der Fans.“ Doch der Ruf der Heimat war stärker.


    Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser wehrte sich gegen den Vorwurf der Doppelmoral im Zusammenhang mit seiner eigenen Klage darüber, dass sich Trainer nicht mehr an bestehende Verträge gebunden fühlen. „Wir hatten immer einen Vertrag mit Peter Hermann, wir haben ihn 2008 nur ruhend gestellt“, erklärt Holzhäuser, „allerdings wussten wir nichts zwischen einer Vereinbarung, die Nürnberg und Hermann getroffen hatten.“ Offenbar ging es um eine Kündigungsfrist bis 31. Mai, die ungenutzt verstrich, weil die Trainerfrage in Leverkusen am diesem 31. Mai, dem Tag des DFB-Pokal-Finales, noch völlig offen war. „Das ging ja hin und her“, sagt Hermann. Am Ende war Bruno Labbadia mit seinem Assistenten Eddy Sözer weg, Bayer 04 brauchte seinen treuen Helfer wieder selbst. Der Rest war dann höhere Diplomatie mit den Franken, die ihren Assistenten behalten wollten. Geld soll nicht geflossen sein. „Wir können doch ganz gut mit den Nürnbergern“, sagt Rudi Völler.


    Auch nach der Rückkehr zu dem Verein, für den er seit 1976 arbeitet, wird Peter Hermann auf Neues treffen. Zum Beispiel auf Cheftrainer Jupp Heynckes. Hermann: „Natürlich kenne ich ihn, aber so, wie man sich im Lauf der Jahre halt begegnet, nicht wirklich persönlich.“ Die beiden sind bereits dabei, das zu ändern. Zwei intensive Gespräche haben schon stattgefunden. Der Großteil der Mannschaft ist Peter Hermann dagegen bestens vertraut. Offenbar herrscht auch von der Spielerseite eine gewisse Sehnsucht nach seiner treuen und verlässlichen Art. „Immer, wenn ich mein Handy anmachte, war die Mailbox voll“, sagt der Dauer-Assistent, der auch in Nürnberg seine Leverkusener Dienst-Nummer behalten hatte.


    Aus der Ferne hat er ein wenig bestürzt den Zusammenbruch in der Rückrunde mitverfolgt. „Es ist schwer zu verstehen, was da passiert ist“, sagt Hermann, „in der Vorrunde haben sie so toll gespielt. Aber wir müssen wieder ins internationale Geschäft.“ Dorthin, wo sich Bayer 04 fast immer befand, so lange Peter Hermann da war. „Ich habe ja selbst als Profi noch unter Peter trainiert“, sagt Rudi Völler, „wir sind froh, dass er wieder da ist.“