DFB-Pokal 1.Runde: SV Babelsberg 03 - Bayer 04, 31.7. Karl-Liebknecht-Stadion Potsdam 20:30 Uhr

  • von der Babelsberg-Homepage :


    "Babelsberg? Hervorragend gekämpft!"


    Diese Ansicht teile ich mit Jupp Heynckes, seines Zeichens Fußballlehrer und Trainer der Gästemannschaft. Aber wo jetzt anfangen? Vielleicht ganz am Anfang, nämlich erstmal mit dem Dank an Mannschaft und Trainerstab der letzten Saison, dass sie sich mehrfach über brandenburgische Dörfer quälten, um doch immer wieder als Sieger und letztendlich Gewinner des Landespokals nach Babelsberg zurückzukehren. Ohne diese Leistung dürfte ich nicht in den Genuss kommen, über dieses Spiel zu schreiben. Mit Bayer 04 beehrte uns also eins der absoluten Spitzenteams der Bundesliga, ehemaliger Sieger des Europapokals der Pokalsieger und ehemaliger Champions-League-Finalist. Und im Gepäck hatte man nahezu alles, was man sich nur wünschen kann: Eine beachtliche Anzahl an Nationalspielern, eine Anzahl junger Talente, von denen sicher in den nächsten zehn Jahren noch so einiges zu hören sein wird, einen Rudi Völler auf der Tribüne des Karlis, die eben schon angesprochene Trainerlegende Jupp Heynckes sowie ein paar hundert gut gelaunte und meiner Beobachtung nach freundliche und relaxte Gästefans. Dazu Flutlicht und die Premiere auf Sky – herrlich. Aber das soll jetzt nicht so klingen, als wenn die Party nur auf die Gäste zurückzuführen wäre, das wäre unfair. Zum einen standen für neunzig Minuten elf kämpfende Nulldreier auf dem heiligen Grün, zum anderen standen gute 6000 Zuschauer den elf Helden lautstark zur Seite. Und wenn ich schreibe lautstark, dann meine ich das auch so – dazu später mehr.


    Drei neue Gesichter gaben ihr Pflichtspüieldebut für unsere Babelsberger, nämlich Felix Dojahn, Anton Müller sowie Erkan Kilicaslan. “Kili” fiel mir schon letzte Saison unangenehm auf, schließlich besiegelte er mit seinem Treffer die damalige Niederlage in Bremen-Oberneuland. Was solls, stellt er ja seine Dienste jetzt dem SVB zur Verfügung. Und auch der neue Kapitän Marian Unger fiel unangenehm auf – jedenfalls für die heraneilenden Gäste, die es unermüdlich versuchten, ihm Arbeit zu verschaffen. An dieser Stelle kann ich auch die Brücke zum sportlichen Teil schlagen, denn so sah es über weite Teile des Spiels aus. Anrennende Rote gegen couragierte Weiße, die alles daransetzten, die Angriffe der so offensivstarken Leverkusener zu unterbinden. Nachdem sich in den ersten paar Minuten andeutete, wer das Zepter in der Hand halten würde ging es auch so langsam los mit der Angriffsmaschinerie. Beispielsweise in Minute Zehn, als sich Toni Kroos mal probierte. Ein schneller Doppelpass in den Strafraum, von links scharf abgezogen – Unger. Schön anzusehen war allerdings, wie dicht unsere Defensive stand, sodass es dem Bundesligisten keineswegs leicht gemacht wurde, sich einfach mal so Chancen zu erspielen. Aber die individuelle Klasse und die technische Überlegenheit zeigte sich zusehends. Wieder sieben Minuten später war es Gekas, welcher mit einem Kopfball nach präziser Flanke aufwartete, glücklicherweise strich der Ball über die Latte. Das sich dabei unsere Nulldreier nicht versteckten zeigte sich in der nächsten Szene: Nachdem Kilis Schussversuch in eine Ecke umgemünzt wurde, war es Alme Civa, welcher sich mit einem Kopfball an Nationalkeeper Adler versuchte. Ein deutliches Signal an alle im Rund, dass es nicht ausschließlich Einbahnstraßenfussball ist. Danach war jedoch erstmal wieder Leverkusen am marschieren. Zweimal scheiterte der etwas glücklose Gekas beim Abschluss, sonst wäre schon frühzeitiger Schlimmeres möglich gewesen. Und auch die letzte Chance im ersten Durchgang entstand durch die individuelle Klasse der Gäste: Nachdem Augusto nach starkem Solo und einem Doppelpass vor dem Kasten Ungers scheiterte war das aufatmen auf Seiten unserer Fans groß, denn man konnte sich mit einem 0:0 in die Halbzeit retten. Die Party auf den Rängen kam dann aber erst so richtig in Fahrt, schließlich hatte man dem haushohen Favouriten bereits eine Dreiviertelstunde standgehalten. So konnte es weitergehen. Und pünktlich zum Einlauf der beiden Teams zur zweiten Runde erleuchtete sich die Nordkurve in einer roten und anschließend blauen Lichtershow, die eine kurze Verzögerung darstellte. Wie man auch dazu stehen mag, eines soll dabei festgehalten werden: Es wurde kontrolliert gezündelt und es sieht einfach schick aus! Dennoch wird es wohl Konsequenzen geben, hoffen wir, dass dies glimpflich und sachlich fair behandelt wird. Schließlich kam kein Mensch direkt zu Schaden und es diente ausschließlich einer optischen Visualisierung.


    Halbzeit Zwo begann dann auch mit dem altbewährten Match Gekas gegen Unger. Die Hereingabe von rechts lieferte Schwaab, Kießling lässt den Ball durch und der landet bei Gekas, welcher wiederum sofort abzieht. Tja und das Ende dieser kleinen Episode heißt mal wieder Marian Unger. Wir nennen ihn wegen solcher Heldentaten auch gern “die Katze”: Völlig reflexartig war er mal wieder am Boden und konnte das Geschoss in höchster Not entschärfen und somit weiter die Spannung aufrecht erhalten. Parallel zum Spiel auf dem Platz wurde das Spiel auf den Rängen nun immer lauter. Besonders schön war das geschlossene und lautstarke Durchsingen der ganzen schönen Lieder, die uns seit Jahren in den Kopf eingebrannt wurden. Und nachdem Dojahn und Hartwig die wohl beste Babelsberger Möglichkeit produzierten brachen die Dämme in puncto Lautstärke. Unser Neuzugang mit der Nummer Elf flankte von rechts genau auf den Kopf von “Jimmy”, allerdings segelte der Ball leicht rechts neben die Kiste von René Adler. Was sich jedenfalls in den folgenden dreißig letzten Spielminuten auf den Rängen tat war schon einzigartig. A sphere, a sphere, an atmosphere! Besinnungsloses durchsingen nahezu aller Beteiligten – Prädikat Hexenkessel. Davor ziehe ich symbolisch den Hut! Vielleicht war es auch der Gesang, der Jupp Heynckes zum Wechsel veranlasste, man weiß es nicht. Sicherlich wird dies nicht der ausschlaggebende Grund gewesen sein, dennoch sollte der Gästetrainer noch ein As im Ärmel bzw. Auf der Bank haben. Er tauschte den couragierten, aber etwas glücklosen Gekas gegen den Neutzugang aus Basel, Derdiyok. Und exakt Bayer 04 Minuten später wurde dieser auch gleich zum Spielverderber. Im ersten Versuch fand er noch seinen Meister in Marian Unger, welcher das erste Geschoss noch abprallen lassen konnte, beim zweiten Versuch war unsere Nummer Eins dann doch geschlagen. Stramm und durch die Hosenträger hämmerte Heynckes' Joker die Murmel in die Maschen, 0:1. Was macht man da nun im Anschluss? Richtig – singen und weiterkämpfen. Denn das taten unsere Nulldreier auf dem Platz wie auf den Rängen. Auch Dietmar Demuth reagierte im Angesicht des Rückstandes und brachte mit Frahn, Moritz und Kutschke nach und nach weitere offensive Akteure um nochmal alles zu probieren. Patti hatte auch noch zwei gute Szenen, besonders in der letzten nennenswerten Aktion des Spiels konnte er sich nochmal präsentieren. Allerdings konnte die scharfe Hereingabe von ihm durch Adler unterbunden werden, der heraneilende Kutschke stand jedenfalls in den Startlöchern. Und irgendwann in dem leidenschaftlichen Anrennen unserer Equipe und dem wunderbar lautstarken Gesang ertönte der Schlusspfiff im Karli durch den unauffälligen Schiri Hartmann.
    Was der Party letztendlich auch keinen Abbruch tat, im Gegenteil. Frenetischer Applaus und ein würdiger Abgesang mit der Mannschaft rundete die starke kämpferische Leistung unserer Nulldreier ab. NullVier war im Endeffekt die überlegene Mannschaft, was angesichts des Klassenunterschiedes nicht groß verwundern dürfte. Dennoch hat man dem Bundesligisten, welcher sich das Ziel “Europapokalqualifikation” auf die Fahnen geschrieben hat, über neunzig Minuten einiges abverlangt und zu keiner Zeit aufgesteckt, daher auch an dieser Stelle ein großes Kompliment an die Spieler. Abschließend bleiben viele schöne Erinnerungen in den Köpfen der Spieler und der Fans, beispielsweise das tolle Spiel, die 44 leeren Bierkisten im Fanladen, eine Spielberichtsüberschrift, die mir ein kurz angebundener, aber sehr freundlicher Jupp Heynckes abnahm, ein bisher verschollenes Spielberichtsgästebuch, welches durch die Nordkurve zirkulierte sowie Oeses erfolgreicher Attacke auf Rudi Völler, welche sich als Gespräch so darstelle:


    “Herr Völler, haben sie nen Moment?"
    "Na klar."
    "Könnten sie hier reinschreiben?"
    "Gerne."
    "Na dann nochn schönes Spiel!"


    Forza 03!




    SV Babelsberg 03:
    Unger, Danso-Weidlich, Surma, Civa, Laars, Prochnow (72. Moritz), Dojahn, Müller, Hartwig, Ergirdi (79. Kutschke), Kilicaslan (66. Frahn)


    Bayer 04 Leverkusen:
    Adler, Schwaab, Friedrich, Hyypiä, Reinartz, Kadlec, Augusto, Kroos (90. Zdebel), Barnetta, Kießling (83. Rolfes), Gekas (63. Derdiyok)


    Tore: 0:1 Derdiyok (67.)


    Gelb: Ergirdi, Frahn, Müller


    Zuschauer: 6153 (davon etwa 400 Gäste)


    rudiriot