„Labbadia hat sich viel kaputt gemacht“

  • Von THOMAS GASSMANN


    Borkum – Rudi Völler sitzt ganz entspannt auf der Terrasse des Hotels „VierJahresZeiten“ in Borkum.


    Er trinkt einen Espresso macchiato. Die Sonne scheint. Und immer wieder kommen kleine und große Fans. Sie wollen ein Foto, ein Autogramm.


    Bayers Sportchef lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, erfüllt die Wünsche und gibt dem EXPRESS ein Interview, in dem er nichts offen lässt.


    Herr Völler, Sie haben gar keinen Medienberater dabei…


    Völler (lacht): Ich brauche keinen. Ich bin bereits sehr lange in diesem Job. Ich komme gut ohne einen aus.


    Ihr Ex-Trainer Bruno Labbadia sah das anders...


    Grundsätzlich: Ich verurteile es nicht, wenn sich ein Spieler, Trainer oder Manager beraten lässt. Aber ich befürchte, dass man dann nicht mehr authentisch ist. Die Gefahr bei einem Medienberater ist doch, dass man versucht, nach außen etwas zu tun, von dem man innerlich gar nicht überzeugt ist.


    War das bei Labbadia so, der am Tag vor dem verlorenen Pokalspiel in einem Interview den Klub und die Spieler kritisierte?


    Bruno hat mit diesem Interview einiges kaputt gemacht. Er hat unterschätzt, welche Auswirkungen seine Aussagen hatten. An dem Abend habe ich mit ihm noch gesprochen. Er war selber geschockt über die Reaktionen.


    Haben Sie darüber nachgedacht, Ihn vor dem Spiel zu entlassen?


    Nein. Eines möchte ich klarstellen: Bruno kann ein sehr guter Trainer werden. Er hat nicht alles falsch gemacht, das hat die tolle Hinserie gezeigt.


    Manager Michael Reschke verlor seinen Posten. Ist er das Bauernopfer?


    Er hat Fehler im Umgang mit Labbadia gemacht. Wir mussten reagieren und haben das auch getan. Aber Michael hat keine silbernen Löffel gestohlen. Er hat jahrelang super gearbeitet für Bayer und wird das auch weiterhin tun.


    Mit Jupp Heynckes haben Sie einen Anti-Labbadia verpflichtet. Er wirkt so gelassen, so locker.


    Ja. Ein Beispiel: Renato kam zu spät. Jupp sagte, früher wäre er vielleicht ausgeflippt. Jetzt hat er ihn in den Arm genommen.


    War Heynckes die erste Wahl? Sie haben ja auch Kontakt zu Bernd Schuster aufgenommen…


    Natürlich haben wir uns Gedanken gemacht, wer infrage kommt. Und da fiel auch der Name Schuster. Aber erste Wahl war Heynckes.


    Wo steht der deutsche Fußball? Ist die Nachwuchskrise vorbei?


    Als ich 2000 Teamchef wurde, hat der DFB das Talentförderungskonzept beschlossen. Jetzt erntet man die Früchte. Und diesen Weg der jungen Spieler gehen wir auch bei Bayer. Castro und Schwaab wurden gerade Europameister mit der U21, Lars Bender spielt in der U20.


    Der deutsche Fußball holt auf. Aber gegen einen Klub wie Real Madrid ist man chancenlos. Wie beurteilen Sie, was dort passiert?


    Das ist der normale Wahnsinn. Dagegen hat man keine Chance. Aber wir sollten unsere Liga stark reden. Unter den wirtschaftlichen Voraussetzungen machen die Klubs einen tollen Job. Das hat man zuletzt im UEFA-Cup eindrucksvoll sehen können.



    Quelle: http://www.express.de