Mit der Verpflichtung von Jupp Heynckes scheint Bayer Leverkusen ein Glücksgriff gelungen zu sein. Nach der miserablen Rückserie in der vergangenen Saison und dem immer schlechter werdenden Verhältnis zwischen Trainer Bruno Labbadia und den Spielern ist die Lust am Fußball in die Werkself zurückgekehrt.
Es musste erst ein aufgeregter Ägypter kommen, um die Harmonie bei Bayer Leverkusen zu stören. Der Trainer von Al Ahly Kairo regte sich beim Testspiel gegen Bayer in Wuppertal so sehr über eine Gelb-Rote Karte gegen einen Kairoer Spieler auf, dass er wegen anhaltender Proteste vom Schiedsrichter auf die Tribüne geschickt wurde. Anschließend drohten die wütenden Nordafrikaner mit Spielabbruch, ehe die Begegnung nach den Beruhigungsversuchen von Bayers Sportdirektor Rudi Völler mit 15-minütiger Verzögerung ordnungsgemäß beendet werden konnte. Bayer gewann mit 2:0.
Es war das erste Mal, dass Völler in der Saisonvorbereitung erhitzte Gemüter kühlen musste. Denn in der eigenen Truppe herrscht unter dem neuen Trainer Jupp Heynckes eine Harmonie, wie sie seit Monaten nicht mehr zu spüren war. In Leverkusen, das ist seit dem ersten Trainingstag unverkennbar, haben die Profis wieder Spaß an der Arbeit. Und den hat ihnen Heynckes zurückgegeben.
Für zwei Jahre hat sich der 64-Jährige noch einmal als Trainer verpflichtet, nachdem er sich Ende Januar 2007 nach seinem letzten Engagement bin Mönchengladbach schon aus dem Geschäft verabschiedet hatte. Doch durch seinen Freundschaftsdienst für Bayern-Manager Uli Hoeneß, der ihn nach der Entlassung von Jürgen Klinsmann für fünf Spiele auf die Trainerbank in München setzte, hat er wieder Lust auf Fußball bekommen: „Mit allem Drum und Dran.“
Die Spieler schätzen diese Hingabe. „Er macht einen sehr entspannten Eindruck und vermittelt die natürliche Autorität des erfahrenen Trainers“, sagt Kapitän Simon Rolfes. Stürmer Stefan Kießling ist beeindruckt von der „Gelassenheit, aber auch Akribie“, die Heynckes an den Tag lege. Und Renato Augusto, der Brasilianer, ist einfach nur froh, dass überhaupt mal jemand so richtig mit ihm spricht. Auf Spanisch, was Heynckes fließend beherrscht. „Durch ihn begreife ich besser, was man hier von mir will“, sagte Augusto.