LEVERKUSEN: Neuer Trainer testet Mittelfeldtalent hinter den Spitzen
Der erste Schritt ist gelungen. Als Toni Kroos im Januar auf Leihbasis vom FC Bayern nach Leverkusen wechselte, wollte er Spielpraxis gewinnen. Obwohl zu Beginn verletzt, kam der Mittelfeldspieler auf zehn Rückrundeneinsätze, die letzten sechs in der Startelf. Folglich stellt er fest: „Ich bin im Plan.“
Der beinhaltet für diese Saison die nächste Stufe, damit Kroos sich in Jahresfrist im Münchner Starensemble um einen Platz bewerben kann. Dafür reicht es nicht allein, bei Bayer Stammkraft zu sein, auch wenn Kroos erklärt, er wolle „erst mal so viel wie möglich spielen“.
Der Anspruch an das Top-Talent ist ein anderer. Rudi Völler erwartet, dass Kroos „sein Potenzial noch mehr unter Beweis stellt“. Die ersten Eindrücke sind positiv. „Er hat gut trainiert und gegen Casablanca ein ordentliches Spiel gemacht“, lobt der Sportdirektor. Beim 3:3 gegen den Wydad Athletic Club setzte Jupp Heynckes Kroos hinter den Spitzen ein. Heynckes bevorzugt eine Raute im Mittelfeld – anders als Vorgänger Bruno Labbadia, der auf ein 4-1-3-2 vertraute. Während unter Labbadia meist der defensivstarke Arturo Vidal (22) zentral offensiv spielte, testet Heynckes die kreativere Lösung mit Kroos.
„Da brauchen wir ihn auch“, sagt Völler, der drei Qualitäten nennt, die Kroos als Zehner prädestinieren: „Toni hat eine überragende Technik, kann seine Mitspieler einsetzen und selbst torgefährlich werden.“ Spielmacherqualitäten eben, die zentral besser zum Tragen kommen als links, wo Kroos unter Labbadia meist nominiert wurde. Doch um außen eine Idealbesetzung zu sein, fehlt Kroos die Schnelligkeit. Seinen Stammplatz muss er sich noch sichern. Völler: „Wir haben auch noch Vidal. Da muss er sich erst mal durchsetzen. Die Konkurrenz ist da. Die brauchen wir auch.“
Und wohl auch Kroos, wie Heynckes vermutet. Der schrieb dem 19-jährigen ins Stammbuch: „Toni ist noch nicht ausgereift, muss intensiv an sich arbeiten. Man darf Potenzial nicht brachliegen lassen.“ Dessen ist sich auch Kroos bewusst, der sich nicht auf eine Position festnageln lassen will. „Die ist mir eigentlich egal“, sagt er, „tendenziell sehe ich mich eher offensiv.“ Auch die Halbpositionen in der Raute würden passen. Auf eine solche setzt auch Bayern-Trainer Louis van Gaal. Gute Vorzeichen für Kroos vor einem für ihn richtungweisenden Jahr?
STEPHAN VON NOCKS
Quelle: kicker-Printausgabe vom 09.07.09