Zwischen den Stühlen

  • VON RALPH ELSEN - zuletzt aktualisiert: 15.07.2009


    (RP) Pierre De Wit arbeitet nach seinem zweiten Kreuzbandriss unverdrossen am Comeback. Die Verletzung hat ihn den Wechsel von Osnabrück nach Aachen gekostet. Bei Bayer muss er seinen Platz nach der Genesung noch finden.


    Das fing ja schon mal wieder gut an. Als Leverkusens Fußball-Profis zu Wochenbeginn ihr neues Mannschaftsfoto für die kommende Saison machten, war einer säumig. "Aber dafür kann ich nichts, mich hatte niemand von diesem Termin informiert", sagt Pierre De Wit.


    Und das findet der Heimkehrer vom VfL Osnabrück "ein bisschen traurig, aber es ist wahrscheinlich im Vorbereitungsstress bei Bayer einfach untergegangen".


    Diesmal das andere Knie


    Über mögliche fehlende Wertschätzung im neuen, alten Verein macht sich der 21-Jährige aber ohnehin nicht so den Kopf. Ans Fußballspielen schließlich ist für De Wit, Spitzname Piero, derzeit nicht zu denken. Erst vor drei Wochen ist er wie zuvor auch Patrick Helmes in der Kölner Mediapark-Klinik von Dr. Schäferhoff am Kreuzband operiert worden, Folge eines Unfalls ohne gegnerische Einwirkung am letzten Zweitliga-Spieltag der vergangenen Saison mit Osnabrück gegen Duisburg.


    "Ich wollte eine rasche Körperdrehung machen und blieb dabei irgendwie im Rasen hängen", sagt er. Im August 2007 hatte er sich erstmals das Kreuzband gerissen, im anderen Knie damals. "Deshalb wusste ich diesmal sofort, was los war. Das Knacken ist so laut", meint der mit 1,72 m eher schmächtige Kreativspieler, der bei Bayer noch bis zum Saisonende unter Vertrag steht.


    In der Rückschau auf seine beiden Osnabrücker Jahre ist er selbst ein wenig erstaunt, dass er es auf 47 Einsätze gebracht hat. Seine Liste an Blessuren und schweren Verletzungen in dieser Zeit jedenfalls ist gewaltig: zwei Kreuzbandrisse, ein Innenbandriss, Operation am Außenmeniskus und ein Bänderriss im Sprunggelenk.


    Trotzdem hat er sich nie kleinkriegen lassen. "Ich bin ein Kämpfer und schaue nach vorn. Wenn man nach einem Kreuzbandriss 22 bis 24 Wochen an der Genesung arbeitet, dann gibt es zwar auch mal Phasen, wo einem die Hoffnung wegfliegt und man in ein Loch fällt. Aber positives Denken ist letztlich ganz entscheidend", sagt De Wit, der die vier Wochen, die zwischen Verletzung und Eingriff lagen, zur Heirat genutzt hat. Mit Ehefrau Sevgi ging's zum Flittern auf die Malediven.


    Aachen war dran


    Wenn das Knie mitgespielt hätte, das sagt er ganz offen, "wäre ich jetzt bestimmt nicht in Leverkusen". In Osnabrück hat er trotz aller körperlichen Probleme so konstant gut gespielt, dass es jetzt der nächste Schritt hätte werden sollen. Alemannia Aachen war dran an De Wit, doch das Kreuzband machte alles zunichte. "Das ist sehr bitter gelaufen", meint er leise.


    Jetzt also ist er wieder bei Bayer, zumindest als Zwischenstop. "Ich hatte noch keinen Kontakt zu Herrn Heynckes oder Herrn Völler. Aber ich muss ja auch überhaupt erst mal wieder fit werden. Und dann werde ich gegen Ende des Jahres sehen, wie man mit mir plant", sagt er und sieht sich im Moment ein bisschen zwischen den Stühlen: "Es ist schon ein komisches Gefühl."


    RP Online