Gefühlte und echte Abschiede
VON RALPH ELSEN - zuletzt aktualisiert: 20.07.2009
(RP) René Adler genoss den Ausflug nach Leipzig, wo seine Wurzeln liegen. Pirmin Schwegler verließ gestern Mittag das Leverkusener Trainingslager im Elztal und wechselt wie erwartet nach Frankfurt.
Das erinnerte von der Stimmung und Herzlichkeit her ganz schwer an die Gegebenheiten eines Abschiedsspiels. René Adler trat mit Bayers Fußballern in der alten Heimat auf und knapp 10 000 Leipziger Fußballfreunde erhoben sich von ihren Plätzen und machten mit dem Leverkusener Nationaltorhüter die Welle.
Und der 24-Jährige, der im März des Jahres wegen einer Schulterverletzung das Länderspiel im Zentralstadion gegen Liechtenstein verpasst hatte, gab sich sichtlich bewegt nach der Rückkehr an den Ort, wo für ihn als Jugendlicher beim VfB Leipzig einst alles begonnen hatte. "Für mich war es ein ganz besonderes Spiel hier, das ich total genossen habe. Als Kind habe ich in diesem Stadion viele Bundesligaspiele gesehen", sagte Adler, dessen Eltern der Partie natürlich beiwohnten auf der Tribüne.
Rein dienstlich gab es für Bayers Keeper nicht viel zu tun beim Duell mit dem Fünftligisten Lok Leipzig. Toni Kroos (13.), Eren Derdiyok (17.), Tranquillo Barnetta (46.) sowie Theofanis Gekas im Doppelpack (48./64.) trafen für das Team von Trainer Jupp Heynckes, der zur Pause komplett durchwechselte. Allein Adler bei seinem Heimspiel und Barnetta blieben 90 Minuten auf dem Platz.
Ein Abschiedsspiel ist die Begegnung in Leipzig für einen Leverkusener tatsächlich geworden. Pirmin Schwegler trug letztmals das Trikot mit der Nr. 16 auf dem Rücken. Bayer gab dem Drängen des 22-jährigen Mittelfeldspielers nach und ließ ihn zu Eintracht Frankfurt ziehen. "Ich will einfach auf mehr Einsätze kommen als in den vergangenen Jahren. Und da sehe ich in Frankfurt bessere Chancen für mich als bei Bayer", sagte Schwegler, der bei den Hessen einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieb und künftig wieder unter Michael Skibbe trainiert. Die Ablösesumme für den Schweizer, der sich bei regelmäßiger Praxis noch Hoffnungen auf eine Berücksichtigung im Schweizer WM-Aufgebot macht, dürfte unter einer Million Euro liegen. Gestern nach dem Vormittagstraining verabschiedete sich Schwegler von den Kollegen und flog über Basel und München nach Klagenfurt ins dortige Trainingslager der Eintracht.
Dass die Leverkusener den vakanten Platz im Kader gleich wieder besetzen, ist nicht zwingend geplant. "Wir haben ja keine aktuelle Not auf den Positionen, die Pirmin gespielt hat. Aber grundsätzlich ist es so, dass wir die Augen natürlich jederzeit offen halten", erklärte Bayers Sportchef Rudi Völler.
Die Leverkusener hatten sich gleich nach dem Ende der Partie in Leipzig mit einem Charterflug nach Freiburg aufgemacht, gegen Mitternacht traf Bayers Belegschaft schließlich im Hotel in Winden ein. Nicht an Bord war lediglich Thomas Zdebel. Weil der Mittelfeldspieler wegen einer Mandelentzündung ohnehin in Leipzig nicht hätte mitwirken können, legte er die Anreise ins Elztal im schmucken und schwarzen neuen Mannschaftsbus mit Fahrer Dieter Schick zurück.
Quelle: http://www.rp-online.de/public…-und-echte-Abschiede.html