Der alte Mann und die Bayer-Bubis

  • Eurosport - Fr 24.Jul. 18:07:00 2009


    Die Achterbahnfahrt beim Ausflug in den Europapark Rust hat Sami Hyypiä gut verkraftet. Doch nach dem Trainingslager will der finnische Routinier das sportliche Auf und Ab von Bayer Leverkusen schnell beenden.


    "Der Verein hat mich wegen meiner Erfahrung geholt, um den jungen Spielern zu mehr Konstanz zu verhelfen. Unser Minimalziel muss sein, dass wir kommendes Jahr in Europa spielen", sagte der 35 Jahre alte Innenverteidiger.


    Den Weg dorthin kennt Hyypiä. Zehn Jahre lang spielte er für den FC Liverpool, gewann die Champions League und den UEFA-Pokal. Bereits vor dem Trainingslager im Elztal studierte Hyypiä einige DVDs aus der vergangenen Saison und sah eine sehr talentierte Bayer-Elf, der es in entscheidenden Momenten aber an Routine und Abgeklärtheit mangelte.


    "Unserer Mannschaft fehlte ein bisschen die ordnende Hand, die Stabilität bringt. Und die haben wir jetzt", schwärmt Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler von seinem Neuzugang, der neben Hans Sarpei und Thomas Zdebel der einzige Bayer-Spieler jenseits der 30 ist.


    Auch an seiner alten Wirkungsstätte wurde Hyypiä verehrt. Nach mehr als 460 Partien für Liverpool bildete die komplette Fankurve "The Kop" zum Abschied mit Pappschildern rot auf weiß seinen Vornamen und die finnische Flagge. Hyypiä weinte. "Ich habe tolle Erinnerungen an mein letztes Spiel, die Fans waren großartig. Liverpool ist immer noch mein Verein. Ich liebe den Club und die Fans." Dennoch sei die Entscheidung zum Wechsel nicht schwierig gewesen: "In der vergangenen Saison habe ich gesehen, dass ich bei Liverpool nicht mehr so viel zum Einsatz kam, wie ich es gerne gehabt hätte. Ich will immer noch Fußball spielen."


    Stark im Kopfball und Autogramme schreiben


    Dass er dazu auch mit 35 in der Lage ist, deutete der Nationalspieler bereits in den ersten Vorbereitungspartien für Bayer an. Gegen den Regionalligisten VfR Aalen (2:0) steuerte er die Abwehr gewohnt routiniert, zeigte sein starkes Kopfballspiel. Fraglich ist, ob er seine große Schwäche immer noch mit gutem Stellungsspiel kompensieren kann. "Das Klischee, dass er keine Schnelligkeit zu verlieren habe, ist nicht ganz korrekt", meint ein Reporter des amerikanischen TV-Sportkanals ESPN.


    Ausdauernd schrieb Hyypiä im Anschluss an das Testspiel in Waldkirch seinen Namen, bis auch das letzte Kind aus dem Dorf ein Autogramm hatte. Sein langjähriger Trainer Rafael Benitz adelte ihn als "perfekten Profi", für Liverpool-Legende Kenny Dalglish ist Hyypiä ein "großartiger Diener".


    Der Gepriesene betont, dass er "einfach nur ein normales Leben führen" möchte. Und auch das scheinbar einzige Zeichen für Extravaganz - neben seinem Ferrari mit 620 PS - stellt sich doch nur als Beweis für Professionalität heraus. Auf den tätowierten Ehering an der linken Hand angesprochen, sagte Hyypiä: "Ich mag keinen Schmuck. Außerdem kann ich so nie vergessen, den Ring beim Training abzunehmen."
    dpa / Eurosport



    Quelle: eurosport.yahoo.com