WM-Quali Aserbaidschan - Deutschland am 12. August 2009 in Baku

Länderspiel

Trainer Löw in Stürmernot

Erstellt 09.08.09, 13:28h

Podolski verletzt, Klose angeschlagen: Bundestrainer Joachim Löw ist vor dem Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Aserbaidschan urplötzlich in Stürmernot geraten. Jetzt stehen nur noch zwei gelernte und fitte Angreifer zur Verfügung.

FRANKFURT - Lukas Podolski musste wegen einer Oberschenkelblessur für das WM-Qualifikationsspiel gegen den von Ex-Bundestrainer Berti Vogts betreuten Fußball-Zwerg Aserbaidschan am Mittwoch (18.00 Uhr/ARD) absagen - und auch hinter Miroslav Klose steht ein dickes Fragezeichen. Der Stürmer des FC Bayern fehlte zum Bundesliga-Start wegen einer Knochenhautentzündung beim 1:1 der Münchner gegen 1899 Hoffenheim, soll aber am Montag mit den weiteren 18 nominierten Akteuren um den ebenfalls gerade erst von einem Zehenbruch genesenen Kapitän Michael Ballack mit nach Baku fliegen.

Klose hatte Löw am Donnerstag über die Blessur unterrichtet und "mir mitgeteilt, dass er bis zum Wochenende individuelles Fitness-Training machen will", wie der Bundestrainer vor dem Treffpunkt der DFB-Auswahl am Sonntagnachmittag in Frankfurt berichtete. Zuvor hatte ihn die telefonische Absage Podolskis erreicht, der schon am Samstag beim 0:1 des 1. FC Köln in Dortmund verletzt auf der Tribüne saß. "Bei einem Einsatz in Baku wäre das Risiko zu groß gewesen, dass Lukas längere Zeit ausfällt", erläuterte Löw.

Verzicht auf Nachnominierung

Nach den Ausfällen von Podolski und des Langzeitverletzten Patrick Helmes (Kreuzbandriss) stehen Löw in dem Neu-Münchner Mario Gomez und dem Stuttgarter Cacau nur noch zwei gelernte und fitte Angreifer zur Verfügung. Trotzdem verzichtete Löw auf eine Nachnominierung. "Wenn aber Miro Klose ausfallen würde, müssten wir reagieren. Zwei Stürmer wären etwas wenig", erklärte Löws Assistent Hans-Dieter Flick. Erster Kandidat als Nachrücker wäre wohl Stefan Kießling, der beim Leverkusener 2:2 in Mainz gut spielte und zudem ein Tor erzielte.

Gomez rechnet allerdings wie Löw damit, dass er mit seinem neuen Vereinskollegen Klose im Stadion "Tofig Bacharamow" auf Torejagd gehen kann. "Ich gehe davon aus, dass wir in Baku zusammenspielen", äußerte Gomez am Samstagabend: "Miro ist ja nicht schwer verletzt, sondern hat nur eine Knochenhautentzündung."

Ein mulmiges Gefühl

Löw wird am Montagmorgen in Frankfurt den Charterflieger in die Kaukasus-Republik nicht nur wegen der Personalprobleme im Angriff sowie der Formsuche etlicher Akteure kurz nach dem Saisonstart mit einem etwas mulmigen Gefühl besteigen. "Die Umstände werden nicht ganz einfach sein", warnte der Bundestrainer und zählte auf: "Lange Anreise, drei Stunden Zeitverschiebung, eine extreme Hitze und möglicherweise ist auch der Platz in Baku nicht im besten Zustand."

Dazu kommt die Brisanz des Duells mit Vogts, "der mit sehr viel Motivation ins Spiel gehen wird", wie Löw prophezeite. An seiner Zielvorgabe ändert das aber nichts, beim noch sieg- und torlosen Tabellenvorletzten der Gruppe 4 muss Spitzenreiter Deutschland drei Punkte holen. "Das wird enorm wichtig sein, um unser großes Ziel, die WM in Südafrika, zu erreichen", betonte Löw.

Von einer persönlichen dritten WM-Teilnahme ist der nicht nominierte Routinier Torsten Frings meilenweit entfernt. Aufgeben will der Kapitän von Werder Bremen aber (noch) nicht. "Ich gehe nach wie vor davon aus, dass ich dazu gehöre, solange der Bundestrainer keine Argumente liefern kann, die ich verstehe", äußerte der 32-Jährige am Samstag im Bezahlsender "Sky" und beklagte erneut den Umgang von Löw mit ihm. "Wenn man acht oder neun Jahre die Knochen für das Land hingehalten hat, kann man erwarten, dass man vernünftig miteinander umgeht", kritisierte Frings. (dpa)

http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1248965023868

Klose mit dabei - Frings blitzt ab

Löw weist Kuranyi zurück

Am Samstag erneuerte Torsten Frings mit Blick auf seine Nichtnominierung für das WM-Qualifikationsspiel am Mittwoch gegen Aserbaidschan seine Kritik an Joachim Löw, der Bundestrainer indes ließ sich davon nicht beeindrucken. Auch nicht vom Begehren des Schalker Torjägers Kevin Kuranyi, in die Nationalelf zurückkehren zu wollen.

Mit zwei Toren für S04 zum Auftakt in Nürnberg (2:1) betrieb Kuranyi zwar Werbung in eigener Sache, nach seinem unrühmlichen Abgang von der DFB-Auswahl schob Löw aber trotz kurzfristiger Stürmersorgen der Rückkehr des Angreifers einen Riegel vor. "Ich habe ihm gesagt, dass es eigentlich unter meiner Ägide als Bundestrainer für Ihn keine Rückkehr mehr geben wird. Diese Entscheidung hat nach wie vor Bestand", erklärte der Bundestrainer am Sonntag in der ARD-Sportschau.

Für das Spiel in Aserbaidschan fallen Kölns Lukas Podolski (Oberschenkel-Verletzung) und Leverkusens Patrick Helmes (Aufbautraining nach Kreuzbandriss) aus, zudem ist Miroslav Klose angeschlagen. Der Bayern-Stürmer ist nach einem Härtetest jedoch zumindest im Kader dabei und soll neben Mario Gomez beginnen. Auf Kuranyi wird Löw nicht zurückgreifen. Hätte Klose abgesagt, wäre vielmehr Stefan Kießling (Leverkusen) nachnominiert worden.

Eine Entscheidung ist in Sachen Frings schon gefallen, zumindest was die Partie in Baku anbetrifft. "Ich habe Torsten Frings in einem Telefonat meine Beweggründe erklärt. Ich habe ihm auch gesagt, dass Hitzlsperger im Moment für mich der Stärkere auf dieser Position Nr. 6 ist", stellte Löw noch einmal klar, nachdem der Bremer am Samstagabend seine Kritik wegen der Nicht-Berücksichtigung erneuert hatte. "Wenn man acht oder neun Jahre die Knochen für das Land hingehalten hat, kann man erwarten, dass man vernünftig miteinander umgeht", moserte der 32-Jährige beim Pay-TV-Sender Sky. "Ich gehe nach wie vor davon aus, dass ich dazu gehöre, solange der Bundestrainer keine Argumente liefern kann, die ich verstehe." In Aserbaidschan gehört er definitiv nicht dazu.

Wenn man acht oder neun Jahre die Knochen für das Land hingehalten hat, kann man erwarten, dass man vernünftig miteinander umgeht. Torsten Frings

Dafür die Torhüter Robert Enke (Hannover 96) und Tim Wiese (Werder Bremen). "Robert Enke hat bei uns drei von den letzten fünf Spielen gemacht und eigentlich auch überzeugend gespielt. Und Tim Wiese war im letzten halben Jahr national wie auch international in einer außergewöhnlich guten Form", begründete Löw in der ARD, weshalb er den beiden den Vorzug vor René Adler (Bayer Leverkusen) und Manuel Neuer (Schalke 04) gegeben hatte.

kicker.de

Deutschland: Seitenwechsel für Lahm

Klose ist mit an Bord

Um 9.55 Uhr startete die Nationalmannschaft am heutigen Montag von Frankfurt aus mit dem Charter LH 5010 nach Aserbaidschan, wo mit einem Sieg die Tabellenführung in der WM-Qualifikationsgruppe 4 verteidigt und ausgebaut werden soll. Der kicker beantwortet die vier wichtigsten Fragen vor dem Duell in Baku:

Was bedeutet die Nominierung für die Torhüter-Hierarchie?

Robert Enke startet als Nummer 1 in die neue Saison und wird in Baku das dritte Pflichtspiel in Folge bestreiten. "Wir waren mit ihm absolut zufrieden. Auch in China, als wir mehr Chancen zulassen mussten als uns lieb war, war er der überragende Spieler", erinnert Löw an das 1:1 in Schanghai. Eine Vorentscheidung ist dies noch nicht. Wohl aber ein Signal für René Adler, von dem Löw in der neuen Saison konstantere Leistungen einfordert. Für die nächsten Länderspiele gegen Südafrika (5. September/Leverkusen) und Aserbaidschan (9. September/Hannover) sollen wieder drei Torhüter nominiert werden.

Wer kann in Baku stürmen?

Lukas Podolski sagte wegen einer Oberschenkelzerrung ab, Miroslav Klose bestand indes einen Härtetest und trat die Reise nach Aserbaidschan an. Der Münchner, der wegen einer Knochenhautentzündung den Saisonstart in Hoffenheim verpasste, verhindert durch seine Teilnahme eine Nachnominierung von Stefan Kießling (Leverkusen). Mit Mario Gomez und Cacau als einzige Stürmer wäre Löw nicht nach Aserbaidschan aufgebrochen.

Wo verteidigt Philipp Lahm?

Jahrelang war er eine feste Größe auf der linken Seite, beim FC Bayern wie in der Nationalmanschaft, in der er 43 seiner 57 Länderspiele links bestritt. Nachdem er von Louis van Gaal auf rechts versetzt wurde, folgt nun auch bei Löw der Seitenwechsel. Lahm behauptet, er sei rechts "einen Tick stärker" als links. Den Beweis blieb er bislang, auch am Samstag in Hoffenheim, schuldig.

Wohin mit Arne Friedrich?

Nur 14 Länderspiele, darunter die beiden Auftritte bei der jüngsten Asienreise, durfte er in der Innenverteidigung absolvieren. Sonst musste der Berliner stets auf der ungeliebten rechten Seite seinen Dienst verrrichten. Jetzt will ihn Löw dauerhaft dort testen, wo er sich am wohlsten fühlt.

Oliver Hartmann

10.08.2009, 10:16

kicker.de