07.08.2009 10:40 Regionalliga
Strunz, Basler, Kirsten und Co. – Stars in der 4. Liga
Europameister, Champions-League-Sieger und fünfmal Deutscher Meister. Dazu vier nationale Pokalsiege und der Gewinn des Weltpokals. Thomas Strunz hat in seiner Spieler-Karriere mit der Deutschen Nationalmannschaft und dem FC Bayern München fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Jetzt arbeitet der 41-Jährige beim West-Regionalligisten Rot-Weiss Essen an der Basis. Ein Star in der 4. Liga!
Als Team-Chef und Geschäftsführer Sport, also in einer ähnlichen Position wie Felix Magath beim FC Schalke 04, ist Strunz für die sportlichen Belange des Traditionsvereins von der Hafenstraße verantwortlich, soll den Deutschen Meister von 1955 und DFB-Pokalsieger von 1953 wieder zu besseren Zeiten verhelfen. „Es ist für mich eine große Herausforderung, mit einem renommierten Club wie RWE wieder höhere Ziele anzupeilen“, sagt Thomas Strunz, der schon in der Bundesliga als Manager beim VfL Wolfsburg gearbeitet hatte. „In Essen lässt sich sehr viel bewegen. Das ist für mich äußerst reizvoll.“
Bei seinem Amtsantritt im April 2008 hatte der Vater von fünf Kindern einen Fünf-Jahres-Plan aufgestellt. „Spätestens 2013 wollen wir zurück sein in der 2. Bundesliga“, kündigte Strunz zuversichtlich an. Schließlich war RWE zuvor zweimal in Folge abgestiegen. Und auch im ersten Anlauf gelang es nicht, die Regionalliga zu verlassen. Mit deutlichem Abstand landete RWE abgeschlagen auf Platz sieben. Doch bei den treuen Essener Fans gilt der Team-Chef („Wir halten an unserer ehrgeizigen Zielsetzung fest.“) nach wie vor als großer Hoffnungsträger, erst recht in seiner neuen Doppelrolle.
Denn seit wenigen Monaten steht Thomas Strunz, der 41-mal das Trikot der Deutschen Nationalmannschaft getragen und in der Bundesliga 235 Partien für Bayern München und den VfB Stuttgart bestritten hatte, auch selbst auf dem Trainingsplatz, um die Rot-Weissen fit zu machen für den Aufstieg. Da er selbst nicht über eine Trainer-Lizenz verfügt, wird er von den beiden Fußball-Lehrern Uwe Erkenbrecher (54) und Ralf Aussem (48) unterstützt.
Neues Stadion bietet neue Perspektiven
Der Start in die neue Saison am Samstag ab 14 Uhr gegen Vize-Meister 1. FC Kaiserslautern soll für Thomas Strunz und RWE gleich im doppelten Sinne das Startsignal in eine bessere Zukunft werden. Denn kurz vor dem Anpfiff nimmt Essens Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Reiniger den symbolischen „Anstoß“ für den lang ersehnten Stadion-Neubau vor. Bis 2011 entsteht eine Arena für zunächst 20.000 Zuschauer (Kostenpunkt 35 Millionen Euro), die – je nach sportlicher Entwicklung – auf bis zu 40.000 Plätze ausgebaut werden kann. Thomas Strunz: „Es ist großartig, was hier entsteht. Jetzt sind wir gefordert, mit dieser Entwicklung auch sportlich Schritt zu halten.“
Am 10. Spieltag der Regionalliga West wird Strunz mit RWE im Auswärtsspiel bei Eintracht Trier auf einen alten Bekannten treffen. Denn gemeinsam mit seinem Kollegen Mario Basler, der seit fast einem Jahr an der Mosel arbeitet, wurde er 1996 Europameister und sammelte beim FC Bayern München zahlreiche Titel. Auch „Super-Mario“, der es auf 30 Länderspiele brachte, hat sich fest vorgenommen, die Eintracht nach vorne zu bringen. „Unser Ziel ist das obere Tabellendrittel“, sagt der Mitbesitzer eines erfolgreichen Rennstalls von Trabrennpferden („Catch Glory“), den er gemeinsam mit Spielerberater Roger Wittmann und dessen Lebenspartnerin Anke Huber (frühere Weltklasse-Tennisspielerin) im bayerischen Reifberg betreibt.
Basler, einst als begnadeter Fußballer, will sich als Trainer empfehlen. „Ich bin der Eintracht dankbar, dass sie mir die Möglichkeit gibt, als Cheftrainer zu arbeiten“, so Basler, der zuvor als Assistent von Uwe Rapolder beim Zweitligisten TuS Koblenz engagiert war.
Der 40-Jährige schnürte in seiner aktiven Zeit sogar auch schon für den aktuellen Strunz-Klub Rot-Weiss Essen in der 2. Liga (1989-1991) die Schuhe. Insgesamt kommt Basler auf 262 Erst- und 128 Zweitliga-Einsätze für RWE, Bayern München, Stuttgart, Kaiserslautern und Hertha BSC Berlin. In dieser Zeit wurde er zweimal Deutscher Meister und zweimal DFB-Pokalsieger. Als Mittelfeldspieler holte er 1995 mit 20 Saison-Treffern gemeinsam mit Heiko Herrlich (Borussia Mönchengladbach) die Torjäger-Kanone.
Kirsten mit beeindruckender Torquote
Ulf Kirsten kennt Strunz und Basler aus unzähligen Bundesliga-Duellen. Der „Schwatte“ erzielte in 350 Bundesliga-Partien für Bayer 04 Leverkusen Tore am Fließband. 182 Treffer stehen für den Trainer der Leverkusener U 23-Reserve zu Buche. Dabei nahm der 43-Jährige häufig auch Risiken in Kauf, um den Ball über die Linie zu bringen. Eduard Geyer, Trainer von Kirsten bei der Nationalmannschaft und bei Dynamo Dresden, sagte einst augenzwinkernd über seinen ehemaligen Schützling: „Dort, wo andere den Fuß wegziehen, geht Kirsten mit dem Kopf hin.“
Bereits seit 2005 kümmert sich Kirsten (insgesamt 100 Länderspiele für die DDR und den DFB) um die Bayer-Reserve. Ihm zur Seite steht als Co-Trainer Dirk Dreher, Bruder des langjährigen Bundesliga-Torhüters Bernd Dreher. Gemeinsam müssen sie aus vielen neu dazu gekommenen A-Jugendlichen eine Einheit formen, die in der Regionalliga bestehen kann. „Für uns wird es auf jeden Fall schwerer als im letzten Jahr. Unser Ziel ist ein einstelliger Tabellenplatz“, so Kirsten, der mit seiner Mannschaft in der abgelaufenen Saison Rang neun belegt hatte.
Die Liste der Bundesliga erfahrenen Trainer in der Regionalliga West ist freilich noch länger. Alois Schwartz (42), Trainer von Vize-Meister 1. FC Kaiserslautern II, kommt auf 85 Erstliga-Einsätze für die Stuttgarter Kickers und den MSV Duisburg. Außerdem stand Schwartz in 127 Zweitliga-Partien für die Kickers, die „Zebras“ sowie Waldhof Mannheim auf dem Platz. Immerhin auf 16 Bundesliga-Spiele für Karlsruhe kommt der Mainzer U 23-Trainer Peter Neustädter (43). Für seinen aktuellen Verein spielte er 257-mal in Liga zwei. Erstliga-erfahren sind auch die beiden ehemaligen Torhüter Walter Pradt (60) von Waldhof Mannheim (fünf Einsätze für Waldhof) und Dieter Ferner (60), Trainer des 1. FC Saarbrücken. Ferner stand 62-mal für den FCS in der 1. Liga zwischen den Pfosten.
Trio mit über 700 Bundesliga-Spielen
Damit weist der Westen die größte Dichte an Trainer-Stars auf. Aber auch in den beiden weiteren Regionalliga-Staffeln tauchen viele bekannte Gesicher auf.
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