Von JÜRGEN HEIDE
Aufsteiger Mainz gegen Leverkusen – das wird gleich zum Ligastart ein ganz kurioses Trainerduell.
Denn Altmeister Jupp Heynckes (64) und Jungfuchs Thomas Tuchel (35) verbindet eine verrückte Geschichte…
Der neue Mainzer Trainer war in seiner Jugend inbrünstiger Gladbach-Fan und erzählt:
„Ich weiß noch genau, wie ich als 14-Jähriger beim Skikurs in Sterzing war und von meiner Mutter am Telefon erfahren musste, dass Jupp Heynckes als Trainer von Gladbach zu Bayern wechselt. Da war ich stinksauer und habe erst einmal geheult!“
Wieder daheim, stürmte Tuchel in sein Kinderzimmer und riss die Poster von der Wand. Die Mutter hatte alle Mühe, ihren kleinen Vollblut-Borussen zu beruhigen. Dass er in seinem ersten Spiel als Bundesliga-Trainer am Samstag ausgerechnet auf Heynckes trifft, findet Tuchel „noch so unwirklich“.
Doch ein Autogramm wird er sich von Heynckes nicht holen. Dazu ist Tuchel, den U21-Nationaltrainer Rainer Adrion als Assistent und Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick als Jugendtrainer verpflichten wollten – was am Veto der 05er scheiterte – zu selbstbewusst und von seinen Qualitäten als Fußballlehrer überzeugt.
Bei den ersten Trainingseinheiten wurde deutlich, dass er die Profis notfalls an der Hand übers Feld führt, damit sie die nötigen Laufwege kapieren. Der Mann mit dem Dreitagebart ist sich aber nicht zu schade, zwei Wasserkisten in den Mittelkreis zu schleppen, damit die Spieler trinken können.
„Ein bisschen Demut gehört dazu“, sagt Tuchel, der von seiner Beförderung vom A-Junioren-Trainer zum Bundesligacoach selbst überrascht wurde.
Seine eigene Spielerkarriere musste der Ex- Zweitligaspieler der Stuttgarter Kickers und U19-Juniorennationalspieler wegen einer Knieverletzung bereits mit 25 Jahren beenden. Sonst wäre er womöglich schon etwas früher mal auf den Trainer Heynckes getroffen.