Der Leverkusener spielte auf einer ungewohnten Position. LARS BENDER (23) hatte als Verteidiger nur wenige Probleme und markierte das Siegtor.
Lars Bender lernt viel in diesen Tagen. Und er lernt schnell. „Sehr schnell“, sagt Bundestrainer Joachim Löw, der seine helle Freude am Leverkusener hat: „Er ist intelligent, setzt schnell um, ist sehr lernwillig!“
In Rekordzeit lernte der Blondschopf beispielsweise Rechtsverteidiger. Ein paarmal hatte er in Leverkusen nach Einwechslungen dort gespielt, damals, direkt nach dem Wechsel von den Münchener „Löwen“ zur Werkself.
Dort ist er längst Fachkraft im zentralen Mittelfeld. Konstanz, Zuverlässigkeit, Wachheit, Konzentrationsfähigkeit – das sind Attribute, die Lars Bender auszeichnen und ihn für Löw zu einer wichtigen Alternative werden lassen. So wichtig, dass er bereits in den ersten beiden EM-Spielen zum Einsatz kam. Nicht als Lohn für gute Trainingsarbeit, sondern als verlässliches Element beim Versuch, den knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen.
Als er gegen Portugal eingewechselt wurde, war dies für ihn „ein Moment, an den ich immer zurückdenken werde. Es war ein absolutes Gefühl“. Von dem er sich nicht überwältigen ließ. Sowohl gegen Ronaldo und Co. als auch gegen die Niederlande erfüllte er in der Kürze der Zeit seine Aufgabe. So viel Erfahrung besitzt Bender ja noch nicht, dennoch strahlt er sie aus. Etwa als er gegen die Holländer zweimal nach Ballgewinn Richtung Eckfahne lief und so wertvolle Zeit verstrich.
Er nimmt das Turnier wie einen schönen Traum, der sich mit seinem ersten Einsatz von Beginn an – auf ungewohnter Position – fortsetzte: „Ich gebe dem Trainer das Gefühl, dass er mich jederzeit bringen kann.“ Dieses Gefühl muss Löw nach dem Spiel gegen Dänemark weiter haben. Bender zeigte bis auf das verlorene Kopfballduell gegen Bendtner vor dem 1:1 eine ordentliche Leistung und setzte dieser mit seinem Siegtreffer zum 2:1 die Krone auf. „Ich habe nicht lange überlegt, den Ball einfach reingemacht“, sagte Bender, „an den Tag werde ich noch lange zurückdenken!“
Dennoch: Die Frage ist, ob Bender im Viertelfinale gegen Griechenland wieder Platz für den gegen Dänemark gesperrten Jerome Boateng machen muss. Das Duell zweier Vertriebener. Denn auch der Münchner spielt in der Nationalmannschaft auf einer anderen Position als im Verein. Bei den Bayern verteidigt er immer im zentralen Bereich, nicht auf der rechten Seite. Wenn es so kommt, wird Lars Bender sich wieder mit einem Platz auf der Reservebank anfreunden. Erster Einsatz von Anfang und dabei gleich das erste Tor erzielt – das kann Bender keiner mehr nehmen.
Quelle: kicker-Printausgabe vom 18.06.12