MEDAILLENGEWINNERIN KLEINERT
"Du blöde Kuh, du kannst das" Weltrekordler Usain Bolt für ein paar Minuten die Show gestohlen: Nadine Kleinert gewann bei der Leichtathletik-WM in Berlin die Silbermedaille im Kugelstoßen. Im Interview spricht sie über ihren Kreislaufkollaps im Stadion, den folgenden Freudentanz - und ihre sportliche Perspektive.
Frage: Frau Kleinert, Usain Bolt musste auf Sie warten, bis er seinen 100-Meter-Weltrekord laufen durfte. Sie vollführten ihren Freudentanz und liefen noch eine Ehrenrunde. Meinen Sie, das hat ihm gefallen?
Kleinert: Er war schon etwas genervt, weil er wegen uns acht Minuten auf den 100-Meter-Start warten musste. So ein bisschen haben wir ihm die Show gestohlen.
Frage: Was ging nach der schwachen Qualifikation vor dem ersten Versuch in Ihnen vor?
Kleinert: Ich ging mit weichen Knien und zitternd in den Ring. Dann dachte ich mir angesichts der guten Trainingsleistungen und des wieder intakten Ellbogens: Du blöde Kuh, du kannst das.
Frage: Weltmeisterin Valerie Vili konnte erst im dritten Versuch kontern. Was war mit ihr?
Kleinert: Sie war nicht so gut in Form und fürchtete wohl eine Niederlage. Später hat sie gesagt, sie wäre überwältigt gewesen vom Publikum im Stadion und habe sich verloren wie ein kleines Kind gefühlt.
Frage: Was geschah nach ihrer Steigerung auf 20,20 Meter - sie waren plötzlich weggetreten?
Kleinert: Weil ich wohl zu lange die Luft anhielt beim Abstoß, sah ich plötzlich nur noch Vögelchen. Ich hatte einen Kreislaufkollaps, musste mich hinlegen, war einen Moment weg. Erst als mein Name zum nächsten Versuch aufgerufen wurde, konnte ich mich wieder zusammenreißen.
Frage: Welchen Stellenwert hat diese Medaille für Sie?
Kleinert: Nach dem Olympia-Silber von Athen, das einen ganz besonderen Stellenwert hat, war dieses dritte WM-Silber nach 1999 und 2001 das Schönste. Eine Medaille bei dieser Heim-WM zu gewinnen, ist das Größte. Die Stimmung in diesem Stadion ist einfach nur geil. Ich habe mich von einer Welle tragen lassen.
Frage: Die Pläne mit der Box-Karriere sind ad acta gelegt. Was bringt die sportliche Zukunft?
Kleinert: Jetzt noch ein paar Wettkämpfe inklusive Welt-Finale in Thessaloniki. Nächstes Jahr schaue ich mir die Hallen-EM an und entscheide, ob ich weitermache. Aber so schnell höre ich nicht auf, ich muss noch ein Haus abbezahlen. Irgendwann werde ich spontan entscheiden. Aber Olympia 2012 im Londoner Regen tue ich mir auf keinen Fall an.
Die Fragen stellte Gerd Holzbach, sid